Powerwolf - The Sacrament Of Sin

powerwolf sacramentofsinSie haben es wieder getan, fünf Jahre nach dem ersten Nummer Eins-Charteinstieg mit „Preachers Of The Night“ gelingt mit „The Sacrament Of Sin“ der zweite Streich. Damit hat das Wolfsrudel den Erfolg bestätigt und sich endgültig in der Beletage des Heavy Metal festgesetzt. Eine unglaubliche Erfolgsgeschichte, wenn ich an die Anfänge wie dem Local Support für BRAINSTORM zurück denke. Das sicherlich nicht unverdient, denn keiner lebt und arbeitet Metal so wie die Saarbrücker, die schon lange vor POWERWOLF in der Szene aktiv waren. Natürlich muss man auch durchleuchten, ob der nunmehr siebte Longplayer das halten kann, was die Verkaufszahlen versprechen, immerhin wird es nicht leichter, ständig neue Songs in ihrem Sound zu kreieren. Dazu gibt es ein paar neue Änderungen, was kann es nun, das Scheibchen?

Die wichtigste Neuerung ist sicherlich die Wahl des Produzenten, denn nach der langen Zusammenarbeit mit Fredrik Nordström sah es der Wolf an der Zeit, einen neuen Partner zu suchen. Dazu blieb man in Schweden und kam in den Fascination Street Studios von Jens Bogren unter. Ich muss zugeben, dass ich kein so großer Freund von ihm bin, die letzte DRAGONFORCE fiel wieder etwas ab und vor allem die beiden letzten AMORPHIS-Platten konnten sich nicht bei mir festsetzen. Der Mann neigt dazu, den Bands vielleicht ein paar zu viele Experimente aus den Rippen leiern zu wollen.

Nun haben sich die Fünf ihre komplett eigenen Nische geschaffen, womit sie Gefahr laufen, zu weit davon abzurücken. Der Metaller an sich scheut ja Veränderungen wie der Teufel das Weihwasser, da muss man schon immer etwas die Anhängerschaft im Auge haben. Andersherum geht die sichere Nummer auch nicht immer durch und ermüdet irgendwann. Die Klippen mit einem neuen Produzenten sich plötzlich zu verändern, wurde aber gekonnt umschifft, so viele zusätzlich Sounds wie etwa bei AMORPHIS wurden nicht eingeflochten, vielmehr wurden die Songs kurz und knackig gehalten.

Am ehesten fällt bei den neuen Ideen sicher „Where The Wild Wolves Are Gone“ auf, mit dem POWERWOLF ihre erste Ballade komponiert haben. Warum denn nicht, im Gegensatz zu AC/DC und EXODUS haben sie ja nie behauptet, nie eine zu schreiben. Dazu sorgt auch da die unabdingbare Theatralik für heftiges Zucken im Unterarm, der die Faust nach oben befördern will. Da will sie auch bei „Incense And Iron“ hin, selbst wenn der Song mit ein paar mittelalterlichen Instrumenten beladen ist. Das muss man Bogren lassen, das es ihm gelingt solche Sachen organischer einzubauen und den metallischen Charakter deutlicher heraus zu stellen.

Auch bei den Tastenklängen hat sich was getan, Falk Maria Schlegel packt nicht immer nur die Orgel aus, obwohl die auch oft im Vordergrund steht. Da werden auch mal ein paar klebrige Synthiefanfaren ausgepackt, die Lieder wie „Nighttime Rebel“ so herrlich nach Achtzigern schmecken lassen. Noch besser kommen diese in „Killers With The Cross“ zur Geltung, bei dem sich die Formation rhythmisch gekonnt am Shuffle versucht. Zum „Stoßgebet“ werden ein paar Streicher serviert, wobei der Stampftakt etwas an RAMMSTEIN erinnert, nicht umsonst hält man sich lyrisch augenzwinkernd in deren Nähe.

Obendrein gibt es auch genügend gewohntes, bei dem sich der geneigte Fan austoben kann, der Opener „Fire & Forgive“ treibt schön nach vorne. Noch mehr auf das Tempo drücken allerdings der Titelsong oder „Fist By Fist (Sacralize Or Strike)“. Die dezenten russischen Folkelemente, die man immer mal wieder aufgreift, finden in „Nightside Of Siberia“ Verwendung. Auf den POWERWOLF so eigenen Humor muss ebenfalls keiner verzichten, allen voran natürlich in „Demons Are A Girl´s Best Friend“.
Auf den Titel muss man erst mal kommen, dazu liefert der lockere Rocker einen hohen Hymnenfaktor. Der hält sich auch über die gesamte Laufzeit, all der etwaigen Wiederholungen zum Trotz. Auf „The Sacrament Of Sin“ ist es gelungen da genau die Balance zu halten, die angestammten Trademarks wurden sind allesamt noch da, aber neue Ideen und Frische wurden ebenso mitgenommen. Damit sind die Saarlands Finest gut für die Zukunft gerüstet, man darf sich auf die Tour freuen.

powerwolf communolupatumAls besonderen Bonus gibt es in einer limitierten Auflage noch eine Bonus-CD unter dem Titel „Communio Lupatum“ Gab es beim Vorgänger mit „Metallum Nostrum“ ein Coveralbum, bei dem die Band Metalklassiker ins Wölfische übersetzt hat, so hat man nun andere Bands an die eigenen Songs gelassen. Ebenso wie bei den eigenen Covers war das Rudel darauf bedacht, dass sich die befreundeten Combos die jeweiligen Stücke zu Eigen machen sollten. Die ausgesuchten Nummern sind schön über den kompletten Backkatalog verteilt, lediglich vom zweiten Opus „Lupus Die“ gibt es keinen Beitrag.

Die Vorgabe setzen vor allem die beiden Covers vom Debüt „Return In Bloodred“ um, die nur schwerlich zu identifizieren sind. Bei „Kiss Of The Cobra King“ von CALIBAN muss man schon bis zum Refrain warten und KADAVER drehen „The Evil Made Me Do it“ komplett durch den Doom-Fleischwolf. Dahingegen sind es vor allem die Symphonicbands wie EPICA, die sich mit „Sacred & Wild“ näher am Original halten, aber auch KISSIN´ DYNAMITE trotzen „Let There Be Night“ wenig Neues ab.
Interessant ist auch die Version von „Night Of The Werewolves“ von HEAVEN SHALL BURN, die man wiederum dank weiblicher Gaststimme kaum erkennt. ELUVEITIE verpassen „Ira Sancti (When The Saints Go Wild)“ einen keltischen Text, während SALTATIO MORTIS „We Drink Your Blood“ mit allerlei Mittelalterinstrumenten ausstatten. Und Mille (KREATOR) gibt „Amen & Attack“ zusammen mit Marc Görtz (CALIBAN) eine richtig schöne metallische Breitseite. (Pfälzer)



Bewertung:

Pfaelzer8,0 8 / 10


Anzahl der Songs: 11 (CD1) / 10 (CD2)
Spielzeit: 43:11 min (CD1) / 42:38 min (CD2)
Label: Napalm Records
Veröffentlichungstermin: 20.07.2018

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