Gunz - Psycho Train

Aus TÝR sind ja schon früher Soloalben hervorgegangen (sowohl Terji Skibenæs als auch Heri Joensen haben in der Vergangenheit Soloalben veröffentlicht), nun zieht auch Bassist Gunnar Thomsen nach und gibt unter dem Namen GUNZ sein erstes Soloalbum heraus. Und das hat die Bezeichnung Soloalbum auch mehr als verdient. Denn Gunnar hat nicht nur alle Songs geschrieben und alle Bassparts eingespielt, sondern auch die allermeisten Gitarrenparts und auch der gesamte Leadgesang kommt von ihm.

GUNZ ist dabei jedoch nicht als Band zu betrachten, sondern eher also Projekt, deren Mitglieder sich zum nächsten Album auch wieder ändern können. Auf „Psycho Train“ liest sich die Liste der Beteiligten jedoch auffällig TÝR-lastig. Tadeusz Riekmann hat die Drums eingespielt, Heri Joensen das ein oder andere Solo beigesteuert und Hans Hammer einige Gitarrenparts, Gesang und die Studioaufnahmen. Selbst Terji Skibenæs gibt ein kurzes Gastspiel.

Wer angesichts dessen erwartet, dass „Psycho Train“ deshalb bloß wie ein weiteres TÝR-Album klingt, dem muss ich sagen: Weit gefehlt! „Psycho Train“ ist klanglich ganz schön weit von TÝR entfernt und spiegelt eher die Musik wieder, die Gunnar selbst gerne hört. Und das ist traditioneller Heavy Metal. Dennoch klingt das Album in keinster Weise altbacken oder auf alt getrimmt, sondern frisch und modern. Gunnar hat ein ausgezeichnetes Gespür für Melodien, die einem nicht mehr aus dem Ohr gehen. Es gibt auf dem Album wirklich keinen Song, der irgendwie qualitativ abfällt.

Interessanterweise sind die Songs auf dem Album, die für mich persönlich am meisten herausstechen, die, bei denen unüberhörbar Hans Hammer seiner Finger im Spiel hat. „Psycho Train“, „The Fractured View“ (mein Favorit) und „Train Wreck“ enthalten alle Elemente, die doch stark vom letzten ASYLLEX-Album inspiriert sind, insbesondere die Orchestralparts. Aber das liegt wahrscheinlich einfach an meinen persönlichen Präferenzen, weil diese Songs dann doch leicht proggig sind, während die übrigen eher den klassischen In-die-Fresse-Metal ohne große Schnörkel darstellen.

Die Songs sind allesamt nicht sonderlich lang – wie sich das für Heavy Metal ohne Schnörkel eben gehört. Dennoch fehlt nichts, ganz im Gegenteil. Die Songs sind super eingängig, man kann nach wenigen Durchgängen bereits mitsingen. Das trifft insbesondere auf die bisher veröffentlichten Singles „All About Me“, „The Fractured View“ und „Train Wreck“ zu – Gunnar beweist auch hier ein gutes Händchen in der Auswahl. Kleine Details wie der Einsatz von Chören und Orchester lassen die Songs noch lebendiger wirken.

Einer meiner weiteren Favoriten ist „Hollow Eyes“, der einzige Song, der auch über ein eigenes Intro verfügt. Und dann entwickelt er sich zu einem richtig schönen Ohrwurm mit tollen Gitarrensoli. Ein Song, der richtig Spaß macht.
Besonders beeindruckend finde ich auch Gunnars Gesang. Bei TÝR hört man ja nicht wirklich viel von ihm, weil er immer nur Background/Chöre singt. Und hier zeigt er nun endlich die ganze Bandbreite seiner Stimme. Mal ist er mehr rockig unterwegs, in „Carnival Of Chaos“ erinnert er sogar etwas an Lemmy, in „Dead Arise“ und „Road“ erinnert er dann wieder eher etwas an Ozzy. Oft wird auch mit Effekten auf der Stimme gearbeitet, aber so wohldosiert, dass es nicht zu viel wird. Eindrucksvoll zeigt er auch instrumental was er drauf hat.

Was mich persönlich etwas nervt sind die vielen „spoken-word“-Parts. In Anführungszeichen, weil sie nicht wirklich gesprochen werden, sondern meistens gebrüllt. Das ist für den einzelnen Song als Stilmittel oft gut, mir wird es in der Gesamtheit des Albums aber irgendwann zu viel. Das wäre aber so ziemlich das einzige, was ich an der Scheibe auszusetzen habe. Ansonsten ist das hier ein richtig schönes rockiges Heavy-Metal-Album, das wirklich Spaß macht und auch Leuten gefallen könnte, die mit TÝR nichts am Hut haben. (Anne)

Bewertung:

7,0 8 / 10



Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 39:34 min
Label: Tutl Records
Veröffentlichungstermin: 28.11.2025

 

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