MÖTLEY CRÜE veröffentlichten in den letzten Jahren gefühlt im Monatstakt alle ihre Alben in maximal gemasterter Soundqualität und umfangreichen Box-Sets mit mehr oder weniger relevantem alternativen Bonusmaterial. Nach „Crücial Crüe Remastered“, welches die digital maximierten Studioalben von 1981 bis 1989 enthielt, der Limited Edition Box von „Dr. Feelgood“ zum 35. Jubiläum, „Too Fast For Love“, „Shout At The Devil“ zum 40. Jubiläum und dem erst kürzlich erschienene Sampler „From The Beginning“, der vier Jahrzehnte MÖTLEY CRÜE-Hymnen umfasst, angefangen von ihrer ersten Single bis hin zum letzten neuen Song „Dogs Of War“. Nun aber zur Überleitung, denn auf der Kompilation befindet sich der „Übersong“ des „Theatre Of Pain“-Albums in der Neuauflage mit Dolly Parton, „Home Sweet Home“.
„Theatre Of Pain“, ursprünglich als drittes Studioalbum im Jahr 1985 veröffentlicht, wird nun als 40th Anniversary Box Set am 28. November über BMG neu aufgelegt. Flaggschiff ist die LTD-Deluxe-Box, mit viel Liebe zum Detail, preislich circa bei 150 Euro, mit neu gestaltetem Artwork, Album auf Farbvinyl, ein bisher unveröffentlichtes Long Beach Konzert vom 27. November 1985 (2LP), seltene Demoaufnahmen (1LP) und ein 76seitiges Hardcover Buch voller unveröffentlichter Fotos und Erinnerungen der Ära. „Theatre Of Pain 40th Anniversary“ wird auch in in Standard-Audio, Dolby Atmos-Audio sowie in unterschiedlichsten physischen Konfigurationen erhältlich sein.
Zum Album selbst wurde schon viel geschrieben. Wer auf MÖTLEY CRÜE steht, wird auch „Theatre Of Pain“ lieben, heute ein Klassiker in der von Drogensucht, Gerichtsverfahren und Lethargie geprägten Phase der Chaoten vom Sunset-Strip. Es ist immer wieder witzig wie falsch und überheblich die Rolling-Stone-Rezension von 1985 das Album als „dämlichen Müll“ und „Jungenmusik“ beschrieben wurde, welches die „hormonelle Hysterie der Adoleszenz mit der elektrischen Gitarre symbolisiert“.
Es stimmt wohl, dass „Too Fast For Love“ und das Zweitwerk „Shout At The Devil“ aggressiver und Metal-lastiger ausfielen und die Band sich mit dem hochglanzpolierten „Theatre Of Pain“ praktisch neu erfand und damit die stilprägende Glam-Metal-Phase dominierte. Unfassbar, dass die Bandmitglieder trotz ihres desolaten physischen und psychischen Zustandes überhaupt dieses Album zustande brachten, dass trotz des negativen Pressesupports in den USA Vierfach-Platin erreichte.
Neben den damaligen Lead-Singles, dem BROWNSVILLE STAION-Cover „Smoking In The Boys Room“ und der Überballade „Home Sweet Home“, die in Dauerschleife auf MTV gesendet wurden und auch die Pop-Kultur dominierten, enthält die Scheibe doch jede Menge ungeschliffene typische „Crüe-Kracher“ wie „Fight For Your Rights“ mit Hammer-Rhythmus, harten Riffs, geilem Gitarrensolo des stets unterschätzten Mick Mars und starkem Gesang von Vince Neil. Der Opener „City Boy Blues“ ist ein herausragender harter Blues-Rock mit aggressivem Drumming von Tommy Lee, starken Slides und memorablen Riffs.
Einer der herausragendsten Songs ist sicherlich „Louder Than Hell“, ganz im frühen Stil der Band, knallharter Heavy Metal, treibendes Riff und donnerndes Drumming, welches durch das Mastering noch besser zur Geltung kommt. Neben dem etwas farblosen „Keep Your Eye On The Money“ ist der energetische rohe Rocker „Tonight (We Need A Lover)“ wieder ein großartiger Song mit allen Attributen, die MÖTELY CRÜE auszeichnen, genau wie das punkig aggressive „Use It Or Lose It“. Bluesgetränkt und schleppend kommt „Save Our Souls“, der mit seiner düsteren Stimmung wie ein introspektiver Hilfeschrei der Band erscheint. „Raise Your Hands To Rock“ ist eine lockere, hymnische Semi-Ballade mit gutem Refrain und plakativer Botschaft.
„Theatre Of Pain“ ist ein weiterer Meilenstein einer richtungsweisenden Band, die trotz stilistischer Fortentwicklung ihren substanziellen Sound und ihre Schärfe erhalten haben. Die typischen „Crüe-Gitarrenloops“ sind omnipräsent und es ist völlig unbedeutend, ob man das dritte Studioalbum der sich um keinerlei Konventionen scherenden „Bad Boys“ als Glam-Rock oder Pop-Rock deklariert; es ist eine geile Rock 'n' Roll-Scheibe, die dank hervorragendem Mastering in neuem Glanz erscheint. Mir hat leider nur die CD-Version vorgelegen; ich denke aber, dass für Crüe-Fans die äußerst opulent gestaltete Deluxe-Version alles bietet, was das Sammlerherz begehrt. „Theatre Of Pain“ ist auch heute noch ein Album das gehört werden muss als repräsentatives Beispiel des Achtzigerjahre-Rocks mit maximalem Nostalgiefaktor. (Bernd Eberlein).
Bewertung:

9 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 35:10 min
Label: BMG Rights
Veröffentlichungstermin: 28.11.2025
