G!-Festival (18.-20.07.2024, Syðrugøta (FO)) - Donnerstag, 18.07.2024

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Ich werde von sanftem Regen auf dem Zelt geweckt. Ich begebe mich zum Duschen ins Haus, Frühstück bekomme ich im Valhøll auf dem Festivalgelände. Auf dem Rückweg nieselt es leicht und ich überlege noch, ob ich mit nach Gjógv fahren soll oder nicht. Wie im letzten Jahr geht der Donnerstagsausflug für die Delegierten nach Gjógv. Doch es regnet immer stärker und ich entscheide mich dagegen. Ich war schon so oft in Gjógv, ich muss mir das nicht nochmal im strömenden Regen ansehen. Wie ich hinterher erfahre, verpasse ich dadurch aber auch die ungeplante, spontane Delegates-Teambuilding-Maßnahme, denn der Bus fährt sich in Funningur fest und muss durch die gemeinsame Anstrengung der Delegierten befreit werden. Immerhin bekomme ich Fotos zu sehen. Den ganzen Vormittag verbringen wir drinnen, denn es regnet in Strömen und es wird gefühlt eher mehr als weniger. Das kann ja heiter werden. Wir vergleichen die unterschiedlichen Wetterdienste, die verschiedene Zeiten für das Regenende voraussagen. Immerhin – ein Ende ist in Sicht. Um 14:00 Uhr ist es dann endlich soweit – der Regen hört auf. Und wir machen das, was wir schon den ganzen Tag vor haben: Auf zu den Hot Pots! Der ausgiebige Regen am Vormittag hat dazu geführt, dass der Hauptzugang zum Strand weggespült ist. Aber das ist man auf dem G! gewohnt und flugs rückt ein Bagger an, der im Nu wieder einen Zugang geschaffen hat. Am Strand treffe ich alte Bekannte, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe und gemeinsam schwimmen wir abwechselnd im Atlantik oder entspannen in den Hot Pots. Und auch das Wetter ist wie ausgewechselt. Urplötzlich kommt die Sonne raus und brennt regelrecht vom Himmel. Es ist richtig warm, selbst wenn man mit nassen Schwimmsachen am Strand steht und das Schwimmen im kalten Wasser ist nur noch halb so schlimm. Das ist das wahre G!-Feeling! So könnte man es aushalten! Aber – ich bin ja nicht zum Spaß hier, sondern zum Arbeiten und um 17:00 Uhr spielt die erste Band. Also muss ich rechtzeitig dafür fertig sein. Dank der kurzen Wege auf dem G! ist das jedoch kein Problem. Derweil ärgere ich mich über mich selbst, dass ich vergessen habe, die Kamera mit zu den Hot Pots zu nehmen. Und das nur, weil es beim losgehen noch trüb war. Wie so ein Anfänger.

 

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ENEKK
Das Festival beginnt wie im letzten Jahr auf der kleinen Bühne auf dem Spielplatz. Die altgedienten Herren von ENEKK eröffnen. ENEKK sind eine alte färöische Band, die es seit den 90ern gibt und die 2004, also vor genau 20 Jahren, ihr letztes Album veröffentlicht hat. Bereits 2002 spielten sie auf der ersten Ausgabe des G!-Festivals. Doch dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, dass beweisen sie mit diesem Auftritt, zu dem zahlreiche Zuschauer gekommen sind, die sich das eher gemütliche Geschehen auf der Bühne jedoch ebenfalls gemütlich im Sitzen ansehen. Neben alten Songs, die die allermeisten Anwesenden kennen, gibt es auch einen brandneuen Song, der noch nie zuvor live gespielt wurde und den die Band erst vor kurzem geschrieben hat. Es gibt also Hoffnung, dass doch irgendwann nochmal ein Album erscheint. Insgesamt ist die von ENEKK präsentierte Musik sehr ruhig, vor allem der Gesang; die Gitarren dominieren. Nett, aber reißt mich nicht wirklich vom Hocker.

 

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EINANGRAN
Anders sieht es bei der nächsten Band aus. EINANGRAN gehören zu meinen färöischen Lieblingsbands und bisher habe ich die Formation – abgesehen von einem kurzen Auftritt auf dem Faroe Pride letztes Jahr – noch nie live gesehen. Sie sind die ersten Künstler, die in diesem Jahr auf der Bühne am Strand spielen. Wie beliebt das Duo, das rein zufällig entstanden ist, bei den Färingern ist, das zeigt sich hier deutlich. Denn der Strand ist, insbesondere zu der für färöische Verhältnisse recht frühen Zeit, sehr gut gefüllt und in der ersten Reihe sieht man viele erwartungsfrohe Gesichter. Lea Kampmann und Heiðrik á Heygum zeigen sich immer wieder gerührt von diesem guten Zuspruch und kommunizieren viel mit dem Publikum, das überwältigend viel Applaus spendet. Auch ich freue mich, die Truppe endlich einmal live zu sehen. Die beiden können, unterstützt von ihrer Band, von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen. Sie betreten in sehr ähnlichen Outfits die Bühne und singen die ersten Töne von „Vár“ Hand in Hand. Obwohl die beiden erst ein Album veröffentlicht haben, schaffen sie es problemlos, ihre Spielzeit zu füllen. Mit „Koyri Heim“ gibt es auch ein neues Stück zu hören, so dass man berechtigte Hoffnungen auf ein neues Album haben kann. Immer wieder greift Lea Kampmann auch zur Akustikgitarre und beweist, dass sie nicht nur singen kann. Die Musik des Duos ist ja sehr ruhig und zu Beginn trägt man dem auf dem LED-Backdrop auch Rechnung, z.B. mit hübschen Blumen. Doch zu „Hoyr Mína Rødd“ (Höre meine Stimme) zeigt man auch Fotos von Freiheitskämpfern wie Malala Yousafzai, Martin Luther King und anderen. Viel zu schnell geht dieser Auftritt zu Ende und endlich bin ich voll auf dem G! angekommen.

Setlist EINANGRAN:
Vár
Eygu Míni
Hoyr Mína Rødd
Kærleiksvísa
Vetur
Glashús
Detti
Kanska
Koyri Heim

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RAGNAR FINSSON
RAGNAR FINSSON wollte ich jetzt nicht unbedingt sehen, aber er wurde mir von so vielen Leuten empfohlen, dass ich mir das doch anschauen wollte. Als ich vom Strand komme ist die Scheune, Fjósið, bereits gerammelt voll – reinkommen beinahe unmöglich. Es dauert gut zehn Minuten, bis ich es endlich nach drinnen schaffe. Auf einen Platz zu kommen, von dem aus man gut Fotos machen kann – unmöglich. So sehe ich gerade noch die letzten paar Songs. Ragnar steht ganz allein auf der Bühne, unterstützt von seiner Freundin (und ebenfalls Musikerin) Marianna Winter. Und ich muss sagen: Ich habe ja jetzt nicht viel gesehen, aber was ich gesehen habe, gefiel mir. RAGNAR spielt recht rockigen Pop und das härter, als ich vermutet hätte. Da muss ich mal in Ruhe reinhören. Doch nun geht es schon weiter zu nächsten Band auf dem Spielplatz, die bereits angefangen hat zu spielen.

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PERSONAL TRAINER
Die Niederländer sind mir bereits in Paris am Flughafen aufgefallen – sie kamen mit dem gleichen Flug wie ich. Von daher war mir dort schon klar, dass es sich mit Sicherheit um eine Band handelt, die auf dem G! spielen würde – allerdings fiel mir aus dem Kopf keine angekündigte niederländische Band ein. Die Niederländer um Bandgründer Willem Smit spielen fröhlichen Punkrock mit Alternativeschlagseite und sind sehr variabel. Die Truppe hat abgesehen von Willem Smit keine offiziellen Mitglieder und die einzelnen Instrumentalisten wechseln häufig. Heute stehen sieben Leute auf der Bühne, darunter zwei Schlagzeuger, aber auch ein Saxophon kommt regelmäßig zum Einsatz. Der Keyboarder ist sehr aktiv und springt viel rum, egal, ob er gerade spielt oder nicht. Auch die Gitarristin übernimmt den ein oder anderen Gesangspart und insgesamt ist der Auftritt der Band einfach fröhlich-bunt. Das kommt bei den feierwütigen Färingern gut an und die Truppe wird ordentlich abgefeiert. Es ist jetzt keine Musik, die ich mir zu Hause anhören würde, aber für so ein Festival macht die Band wirklich richtig Spaß.

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SAMBA TOURÉ
Am Strand ist die nächste Band SAMBA TOURÉ aus Mali. Die Afrikaner bringen ordentlich Spielfreude mit und machen Spaß, vor allem der Gitarrist kann beeindrucken. Die Band ist enthusiastisch und heizt das Publikum immer wieder an. Auf Dauer werden die immer gleichen Rhythmen dann aber doch langweilig. Später erzählen mir mehrere Leute, dass die Truppe für sie die schlechteste Band des Tages war, denn „die haben nur einen einzigen, ewig langen Song gespielt“. So kann man es auch beschreiben. Ich habe von vorne herein nicht vor, die Band komplett zu sehen, denn nach dem Betrieb, der bei RAGNAR FINSSON im Fjósið herrschte, will ich dieses Mal frühzeitig da sein, denn ELINBORG will ich auf keinen Fall verpassen.

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ELINBORG
Und daher finde ich mich dann schon gut 20 Minuten bevor es los gehen soll, im Fjósið ein. Bald treffen noch weitere Freunde ein, die die gleiche Idee hatten. So bekommen wir locker einen Platz in der ersten Reihe, was beinahe schon zu nah ist. Doch spätestens, als ELINBORG die Bühne betritt, ist man froh darum, denn es wird eng im Fjósið. Längst nicht alle, die sie gerne sehen möchten, schaffen es in die Scheune. Aus den Menschenmassen im letzten Jahr hat man gelernt, das war doch etwas gefährlich und so steht dieses Mal Security am Einlass, die nur maximal 180 Personen einlässt. Weitere dürfen nur rein, wenn jemand das Gebäude verlässt. Das führt auch zu Ärger und nach ELINBORGS erster Ansage hört man von außerhalb: „Könnt ihr hier keine Bildschirme anbringen? Hier draußen stehen verdammt viele Leute!“ Das wäre vielleicht wirklich eine Idee fürs nächste Jahr. 2018 habe ich ELINBORG zum ersten Mal live gesehen. Damals spielte sie in einem leichten Sommerkleid ihre Jungmädchenlieder, jetzt hat sie ihren ganz eigenen Stil gefunden und kommt, sowohl optisch als auch akustisch, deutlich düsterer daher. ELINBORG selbst erinnert, vor allem stimmlich, an ihre große Schwester Eivør (die es sich natürlich nicht nehmen lässt, diesen Auftritt anzusehen). Gleichzeitig ist ihre Musik zwar einerseits Pop, andererseits aber doch düsterer und härter als die ihrer Schwester. Neben bekannten Stücken wie „Vera“ spielt ELINBORG auch einige neuere Stücke, die auf dem neuen Album, das im nächsten Jahr erscheinen soll, enthalten sein werden. Auf ihre ganz eigene Art ist der Auftritt von ELINBORG magisch, aber ich glaube, das habe ich schon letztes Jahr geschrieben. In der halbdunklen Scheune kommen ihre düsteren Klänge nochmals besser zur Geltung und überhaupt wird ELINBORG immer besser. Da ist es doppelt schade, dass ich mir den Auftritt nicht ganz ansehen kann, denn leider überschneidet er sich zeitlich mit SOUND OF THE DAMNED.

Setlist ELINBORG:
Jørð
Vera
Í Verju Tíni
Kærleikan
Blóð
Sjórok
Vón Mín

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SOUND OF THE DAMNED
Und da muss ich rechtzeitig vor Ort sein. Denn die Grönländer sind mit ein Grund, warum ich in diesem Jahr unbedingt wieder aufs G! wollte. Zum einen sind sie eine von nur zwei Metalbands, die dieses Jahr auf dem Festival spielen. Zum anderen habe ich sie im vergangenen Jahr, als sie ihr Debütalbum im Studio Bloch aufnahmen, kennengelernt, als ich mit ihnen ein Interview geführt habe. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, eine Metalband aus Grönland live zu sehen? Ihr Auftritt war also ein Muss. Das dachten sich offensichtlich so einige, denn der Spielplatz war schon gut gefüllt, als ich dort ankam. In den ersten Reihen standen die Metalfans, die den Vierer von Beginn an abfeierten. Und das wurde im Laufe des Auftritts eher mehr als weniger. Die wohl härteste Band des Festivals gab alles, insbesondere Sänger Sebastian Enequist schnitt pausenlos Grimassen, posierte und riss mit seinem Stageacting das Publikum mit. Doch zwischendurch setzte er immer wieder ein fröhliches Lachen auf, wenn er seinen beiden Kindern im Publikum zuwinkte. Auch sein Bruder Tuka hinter dem Schlagzeug hatte meistens ein fröhliches Grinsen im Gesicht, man sah der ganzen Band an, wie sehr sie diesen Auftritt genoss. Das sah das Publikum offenbar genauso und obwohl vermutlich kaum jemand die Band im Vorfeld kannte wurde sie auf dem gut gefüllten Spielplatz ordentlich abgefeiert. Zu Recht, denn SOUND OF THE DAMNED fahren ein ordentliches Brett und präsentieren richtig guten Death Metal mit sowohl englischen als auch grönländischen Texten. Wer auf Metal steht, sollte sich diese Truppe auf jeden Fall anhören!

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DAS BODY
Die norwegische Band mit dem grammatikalisch falsch deutsch anmutenden, etwas seltsamen Namen ist die nächste Formation auf der Strandbühne. Ich habe noch nie etwas von der Band gehört. Grund genug, sie anzusehen. Insbesondere Sängerin Ellie Linden ist dabei sehr ausdrucksstark unterwegs, der Rest der Band geht hinter ihr beinahe unter. Die Truppe präsentiert einen interessanten Indie-Pop-Punk-Mix, der zumindest live überzeugen kann. Gerne hätte ich mir den gesamten Auftritt angesehen, aber ich will auf jeden Fall SILVURDRONGUR sehen, also mache ich mich auf den Weg zum Fjósið.

 

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SILVURDRONGUR
Und obwohl ich fast 20 Minuten vor Beginn des Auftritts da bin, muss ich feststellen, dass das Fjósið bereits zum Bersten gefüllt ist und zusätzlich stehen so viele Leute vor der Tür, dass wohl kaum damit zu rechnen ist, dass ich es da noch rein schaffe. Ich treffe Heðin und Jan Rúni, die resigniert das gleiche feststellen müssen. Also beschließen wir gemeinsam, dass das hier keinen Sinn hat. Immerhin können wir vor dem Auftritt noch ein paar Worte mit Trygvi, dem SILVURDRONGUR, wechseln und uns entschuldigen, dass wir es nicht zum Auftritt schaffen. Über den Umweg an Jan Rúnis Auto vorbei (Bierreserven auffüllen!) geht es daher ersatzweise zum Spielplatz. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Ich bin dennoch etwas enttäuscht, denn somit habe ich SILVURDRONGUR nun bereits zum zweiten Mal auf dem G! verpasst. Glücklicherweise sehe ich ihn dann anderthalb Wochen später an Ólavsøka im Tutl.

GRÓA
Die Isländerinnen wurden mir im Vorfeld als „schreiende Frauen“ beschrieben und so ganz von der Hand zu weisen ist diese Beschreibung nicht. Die reine Frauenband erinnert mit ihrem wilden Punk an die LAMBRINI GIRLS, die im letzten Jahr an gleicher Stelle überzeugen konnten. Genau wie bei diesen steht nicht die Musik, bzw. die Melodie im Vordergrund, sondern der Auftritt, das Liveerlebnis. Allerdings hat man hier zumindest phasenweise das Gefühl, dass das hier mehr Kunst als Musik ist. Moderne Aktionskunst. Nicht wirklich mein Fall. Dennoch ist der Auftritt der schreienden Frauen ganz unterhaltsam, zumal sie auch immer wieder ein Saxophon zum Einsatz bringen (es ist interessant, wie viele Bands auf diesem Festival ein Saxophon auf der Bühne haben). Besagte Saxophonistin beschließt jedoch irgendwann, die Bühne zu verlassen und rennt auf den Spielplatz, wo sie das Klettergerüst erobert. Genau wie die LAMBRINI GIRLS, so entledigen sich auch GRÓA irgendwann ihrer Klamotten und verbringen den letzten Song im Publikum. Das ist begeistert. Die Band ist für ein Festival ja ganz unterhaltsam, aber ich verspüre jetzt nicht unbedingt den Wunsch, die Truppe noch einmal zu sehen.

 

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SPECKTORS
Die Headliner des heutigen Tages sind SPECKTORS aus Dänemark. Die Truppe verbindet Hip Hop Dance Music mit elektronischen Einflüssen und irgendwie ist das so gar nicht mein Ding, sondern viel zu eintönig. Daher mache ich nur ein paar Fotos und entscheide dann, dass es das für den ersten Tag gewesen ist. Man soll ja langsam anfangen.

 

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