G!-Festival (18.-20.07.2024, Syðrugøta (FO))

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Wenn man mit dem Flugzeug auf die Färöer reist, dann begrüßt der Pilot die Passagiere nach der Landung auf Englisch mit „Welcome To The Faroe Islands“. Auf Färöisch sagt er: „Vælkomin heim!“. Willkommen zu Hause. Auch auf den Warentrennern im Duty-Free-Shop steht „Vælkomin heim“. Und es fühlt sich jedes Mal wie heimkommen an. Ich komme mit dem Direktflug aus Paris. Dort war es unangenehm heiß und stickig und als ich aus dem Flugzeug steige, atme ich tief die frische, kühle Luft ein. Schon an der Gepäckausgabe treffe ich die ersten Bekannten: SOUND OF THE DAMNED aus Grönland sind aus Kopenhagen angereist und da mein Flug beinahe eine Stunde Verspätung hatte sind wir fast gleichzeitig angekommen.

Als ich dann den Eingangsbereich auf der Suche nach meinem Shuttle betrete steht dort schon das Empfangskomitee des G!-Festivals, das alle heute Ankommenden in einer Liste abhakt und auf die einzelnen Shuttles verteilt. Sölvi begrüßt mich und streicht meinen Namen auf der Liste durch. Ich muss ihn nicht mal sagen. Ich bin zu Hause (okay, im zweiten Zuhause).Am Flughafen treffe ich auch noch auf Brooke Black, die Promoterin des G!-Festivals, die ich noch vom letzten Jahr kenne. Schnell stellt sich heraus, dass wir im gleichen Shuttle sitzen werden. Wir warten noch auf zwei weitere Mitfahrer, dann geht es endlich los Richtung Gøta. Die Färöer empfangen uns, wie sie es besser nicht könnten. Strahlender Sonnenschein, die allmählich untergehende Sonne taucht die Gipfel in warmes, sanftes Licht und Wolkenfetzen umhüllen die Berge sanft wie Watte. Man kann sich kaum sattsehen.

Da wir so spät angekommen sind, verpassen wir das Meet & Greet mit den anderen Delegierten, das bereits um 19:30 begonnen hat. Wir verpassen leider auch SILVURDRONGUR, der als erste Überraschung des Abends gespielt hat. Als wir mitsamt Gepäck am Töting ankommen, um so wenig wie möglich zu verpassen, empfängt uns Glenn Larssen, Leiter von Faroe Music Export (FMX) und da er meine musikalischen Präferenzen kennt, schiebt er mich gleich mit sanfter Gewalt in den Raum, in dem die Konzerte stattfinden. „Rein mit dir, HAMFERÐ spielen schon, alles andere klären wir hinterher!!“ Im Töting ist es beinahe stockdunkel, nur eine spärliche Beleuchtung ist auf die Bühne gerichtet, wo HAMFERÐ mehrere Songs ihres neuen Albums präsentieren. Ich muss sagen, ich kann es nicht so genießen, wie ich das eigentlich sollte und wollte, da ich mental noch kaum auf den Färöern, geschweige denn auf dem G! angekommen bin und mich ziemlich „hineingeschmissen“ fühle. Ich wusste ja, durch dezente Hinweise vorab, schon dass HAMFERÐ spielen werden, aber es kommt dann doch zu plötzlich. Nach – meiner Meinung nach – viel zu wenigen Songs endet die Musik und das Licht im Töting geht an und jetzt sieht man endlich mal, wer noch alles vor Ort ist und das große Begrüßen geht los.

Wie mir berichtet wurde, hat SILVURDRONGUR komplett im Dunkeln, nur von Taschenlampen beleuchtet, gespielt und während sich alle darauf konzentrierten, haben HAMFERÐ „heimlich“ aufgebaut und nachdem SILVURDRONGUR fertig war, ging das Licht auf der Bühne an und der Sechser legte ohne Pause sofort los. Das war sicher klasse und es ist sehr schade, dass ich das verpasst habe. Ich bin aber auch sehr müde von der Anreise und so mache ich mich gemeinsam mit Theodor, bei dem ich wie schon im letzten Jahr gastieren werde, auf den Weg zu seinem Haus. Es ist etwa 22:30 Uhr, die Berggipfel leuchten unter den letzten Sonnenstrahlen auf – es ist wunderschön. Und noch hell genug, im Garten das Zelt aufzubauen und all meinen Kram reinzuschleppen. Ich schlafe fantastisch in der frischen färöischen Luft.



Ich werde von sanftem Regen auf dem Zelt geweckt. Ich begebe mich zum Duschen ins Haus, Frühstück bekomme ich im Valhøll auf dem Festivalgelände. Auf dem Rückweg nieselt es leicht und ich überlege noch, ob ich mit nach Gjógv fahren soll oder nicht. Wie im letzten Jahr geht der Donnerstagsausflug für die Delegierten nach Gjógv. Doch es regnet immer stärker und ich entscheide mich dagegen. Ich war schon so oft in Gjógv, ich muss mir das nicht nochmal im strömenden Regen ansehen. Wie ich hinterher erfahre, verpasse ich dadurch aber auch die ungeplante, spontane Delegates-Teambuilding-Maßnahme, denn der Bus fährt sich in Funningur fest und muss durch die gemeinsame Anstrengung der Delegierten befreit werden. Immerhin bekomme ich Fotos zu sehen. Den ganzen Vormittag verbringen wir drinnen, denn es regnet in Strömen und es wird gefühlt eher mehr als weniger. Das kann ja heiter werden. Wir vergleichen die unterschiedlichen Wetterdienste, die verschiedene Zeiten für das Regenende voraussagen. Immerhin – ein Ende ist in Sicht. Um 14:00 Uhr ist es dann endlich soweit – der Regen hört auf. Und wir machen das, was wir schon den ganzen Tag vor haben: Auf zu den Hot Pots! Der ausgiebige Regen am Vormittag hat dazu geführt, dass der Hauptzugang zum Strand weggespült ist. Aber das ist man auf dem G! gewohnt und flugs rückt ein Bagger an, der im Nu wieder einen Zugang geschaffen hat. Am Strand treffe ich alte Bekannte, die ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe und gemeinsam schwimmen wir abwechselnd im Atlantik oder entspannen in den Hot Pots. Und auch das Wetter ist wie ausgewechselt. Urplötzlich kommt die Sonne raus und brennt regelrecht vom Himmel. Es ist richtig warm, selbst wenn man mit nassen Schwimmsachen am Strand steht und das Schwimmen im kalten Wasser ist nur noch halb so schlimm. Das ist das wahre G!-Feeling! So könnte man es aushalten! Aber – ich bin ja nicht zum Spaß hier, sondern zum Arbeiten und um 17:00 Uhr spielt die erste Band. Also muss ich rechtzeitig dafür fertig sein. Dank der kurzen Wege auf dem G! ist das jedoch kein Problem. Derweil ärgere ich mich über mich selbst, dass ich vergessen habe, die Kamera mit zu den Hot Pots zu nehmen. Und das nur, weil es beim losgehen noch trüb war. Wie so ein Anfänger.

 

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ENEKK
Das Festival beginnt wie im letzten Jahr auf der kleinen Bühne auf dem Spielplatz. Die altgedienten Herren von ENEKK eröffnen. ENEKK sind eine alte färöische Band, die es seit den 90ern gibt und die 2004, also vor genau 20 Jahren, ihr letztes Album veröffentlicht hat. Bereits 2002 spielten sie auf der ersten Ausgabe des G!-Festivals. Doch dass sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören, dass beweisen sie mit diesem Auftritt, zu dem zahlreiche Zuschauer gekommen sind, die sich das eher gemütliche Geschehen auf der Bühne jedoch ebenfalls gemütlich im Sitzen ansehen. Neben alten Songs, die die allermeisten Anwesenden kennen, gibt es auch einen brandneuen Song, der noch nie zuvor live gespielt wurde und den die Band erst vor kurzem geschrieben hat. Es gibt also Hoffnung, dass doch irgendwann nochmal ein Album erscheint. Insgesamt ist die von ENEKK präsentierte Musik sehr ruhig, vor allem der Gesang; die Gitarren dominieren. Nett, aber reißt mich nicht wirklich vom Hocker.

 

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EINANGRAN
Anders sieht es bei der nächsten Band aus. EINANGRAN gehören zu meinen färöischen Lieblingsbands und bisher habe ich die Formation – abgesehen von einem kurzen Auftritt auf dem Faroe Pride letztes Jahr – noch nie live gesehen. Sie sind die ersten Künstler, die in diesem Jahr auf der Bühne am Strand spielen. Wie beliebt das Duo, das rein zufällig entstanden ist, bei den Färingern ist, das zeigt sich hier deutlich. Denn der Strand ist, insbesondere zu der für färöische Verhältnisse recht frühen Zeit, sehr gut gefüllt und in der ersten Reihe sieht man viele erwartungsfrohe Gesichter. Lea Kampmann und Heiðrik á Heygum zeigen sich immer wieder gerührt von diesem guten Zuspruch und kommunizieren viel mit dem Publikum, das überwältigend viel Applaus spendet. Auch ich freue mich, die Truppe endlich einmal live zu sehen. Die beiden können, unterstützt von ihrer Band, von der ersten bis zur letzten Minute überzeugen. Sie betreten in sehr ähnlichen Outfits die Bühne und singen die ersten Töne von „Vár“ Hand in Hand. Obwohl die beiden erst ein Album veröffentlicht haben, schaffen sie es problemlos, ihre Spielzeit zu füllen. Mit „Koyri Heim“ gibt es auch ein neues Stück zu hören, so dass man berechtigte Hoffnungen auf ein neues Album haben kann. Immer wieder greift Lea Kampmann auch zur Akustikgitarre und beweist, dass sie nicht nur singen kann. Die Musik des Duos ist ja sehr ruhig und zu Beginn trägt man dem auf dem LED-Backdrop auch Rechnung, z.B. mit hübschen Blumen. Doch zu „Hoyr Mína Rødd“ (Höre meine Stimme) zeigt man auch Fotos von Freiheitskämpfern wie Malala Yousafzai, Martin Luther King und anderen. Viel zu schnell geht dieser Auftritt zu Ende und endlich bin ich voll auf dem G! angekommen.

Setlist EINANGRAN:
Vár
Eygu Míni
Hoyr Mína Rødd
Kærleiksvísa
Vetur
Glashús
Detti
Kanska
Koyri Heim

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RAGNAR FINSSON
RAGNAR FINSSON wollte ich jetzt nicht unbedingt sehen, aber er wurde mir von so vielen Leuten empfohlen, dass ich mir das doch anschauen wollte. Als ich vom Strand komme ist die Scheune, Fjósið, bereits gerammelt voll – reinkommen beinahe unmöglich. Es dauert gut zehn Minuten, bis ich es endlich nach drinnen schaffe. Auf einen Platz zu kommen, von dem aus man gut Fotos machen kann – unmöglich. So sehe ich gerade noch die letzten paar Songs. Ragnar steht ganz allein auf der Bühne, unterstützt von seiner Freundin (und ebenfalls Musikerin) Marianna Winter. Und ich muss sagen: Ich habe ja jetzt nicht viel gesehen, aber was ich gesehen habe, gefiel mir. RAGNAR spielt recht rockigen Pop und das härter, als ich vermutet hätte. Da muss ich mal in Ruhe reinhören. Doch nun geht es schon weiter zu nächsten Band auf dem Spielplatz, die bereits angefangen hat zu spielen.

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PERSONAL TRAINER
Die Niederländer sind mir bereits in Paris am Flughafen aufgefallen – sie kamen mit dem gleichen Flug wie ich. Von daher war mir dort schon klar, dass es sich mit Sicherheit um eine Band handelt, die auf dem G! spielen würde – allerdings fiel mir aus dem Kopf keine angekündigte niederländische Band ein. Die Niederländer um Bandgründer Willem Smit spielen fröhlichen Punkrock mit Alternativeschlagseite und sind sehr variabel. Die Truppe hat abgesehen von Willem Smit keine offiziellen Mitglieder und die einzelnen Instrumentalisten wechseln häufig. Heute stehen sieben Leute auf der Bühne, darunter zwei Schlagzeuger, aber auch ein Saxophon kommt regelmäßig zum Einsatz. Der Keyboarder ist sehr aktiv und springt viel rum, egal, ob er gerade spielt oder nicht. Auch die Gitarristin übernimmt den ein oder anderen Gesangspart und insgesamt ist der Auftritt der Band einfach fröhlich-bunt. Das kommt bei den feierwütigen Färingern gut an und die Truppe wird ordentlich abgefeiert. Es ist jetzt keine Musik, die ich mir zu Hause anhören würde, aber für so ein Festival macht die Band wirklich richtig Spaß.

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SAMBA TOURÉ
Am Strand ist die nächste Band SAMBA TOURÉ aus Mali. Die Afrikaner bringen ordentlich Spielfreude mit und machen Spaß, vor allem der Gitarrist kann beeindrucken. Die Band ist enthusiastisch und heizt das Publikum immer wieder an. Auf Dauer werden die immer gleichen Rhythmen dann aber doch langweilig. Später erzählen mir mehrere Leute, dass die Truppe für sie die schlechteste Band des Tages war, denn „die haben nur einen einzigen, ewig langen Song gespielt“. So kann man es auch beschreiben. Ich habe von vorne herein nicht vor, die Band komplett zu sehen, denn nach dem Betrieb, der bei RAGNAR FINSSON im Fjósið herrschte, will ich dieses Mal frühzeitig da sein, denn ELINBORG will ich auf keinen Fall verpassen.

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ELINBORG
Und daher finde ich mich dann schon gut 20 Minuten bevor es los gehen soll, im Fjósið ein. Bald treffen noch weitere Freunde ein, die die gleiche Idee hatten. So bekommen wir locker einen Platz in der ersten Reihe, was beinahe schon zu nah ist. Doch spätestens, als ELINBORG die Bühne betritt, ist man froh darum, denn es wird eng im Fjósið. Längst nicht alle, die sie gerne sehen möchten, schaffen es in die Scheune. Aus den Menschenmassen im letzten Jahr hat man gelernt, das war doch etwas gefährlich und so steht dieses Mal Security am Einlass, die nur maximal 180 Personen einlässt. Weitere dürfen nur rein, wenn jemand das Gebäude verlässt. Das führt auch zu Ärger und nach ELINBORGS erster Ansage hört man von außerhalb: „Könnt ihr hier keine Bildschirme anbringen? Hier draußen stehen verdammt viele Leute!“ Das wäre vielleicht wirklich eine Idee fürs nächste Jahr. 2018 habe ich ELINBORG zum ersten Mal live gesehen. Damals spielte sie in einem leichten Sommerkleid ihre Jungmädchenlieder, jetzt hat sie ihren ganz eigenen Stil gefunden und kommt, sowohl optisch als auch akustisch, deutlich düsterer daher. ELINBORG selbst erinnert, vor allem stimmlich, an ihre große Schwester Eivør (die es sich natürlich nicht nehmen lässt, diesen Auftritt anzusehen). Gleichzeitig ist ihre Musik zwar einerseits Pop, andererseits aber doch düsterer und härter als die ihrer Schwester. Neben bekannten Stücken wie „Vera“ spielt ELINBORG auch einige neuere Stücke, die auf dem neuen Album, das im nächsten Jahr erscheinen soll, enthalten sein werden. Auf ihre ganz eigene Art ist der Auftritt von ELINBORG magisch, aber ich glaube, das habe ich schon letztes Jahr geschrieben. In der halbdunklen Scheune kommen ihre düsteren Klänge nochmals besser zur Geltung und überhaupt wird ELINBORG immer besser. Da ist es doppelt schade, dass ich mir den Auftritt nicht ganz ansehen kann, denn leider überschneidet er sich zeitlich mit SOUND OF THE DAMNED.

Setlist ELINBORG:
Jørð
Vera
Í Verju Tíni
Kærleikan
Blóð
Sjórok
Vón Mín

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SOUND OF THE DAMNED
Und da muss ich rechtzeitig vor Ort sein. Denn die Grönländer sind mit ein Grund, warum ich in diesem Jahr unbedingt wieder aufs G! wollte. Zum einen sind sie eine von nur zwei Metalbands, die dieses Jahr auf dem Festival spielen. Zum anderen habe ich sie im vergangenen Jahr, als sie ihr Debütalbum im Studio Bloch aufnahmen, kennengelernt, als ich mit ihnen ein Interview geführt habe. Und wann hat man schon mal die Gelegenheit, eine Metalband aus Grönland live zu sehen? Ihr Auftritt war also ein Muss. Das dachten sich offensichtlich so einige, denn der Spielplatz war schon gut gefüllt, als ich dort ankam. In den ersten Reihen standen die Metalfans, die den Vierer von Beginn an abfeierten. Und das wurde im Laufe des Auftritts eher mehr als weniger. Die wohl härteste Band des Festivals gab alles, insbesondere Sänger Sebastian Enequist schnitt pausenlos Grimassen, posierte und riss mit seinem Stageacting das Publikum mit. Doch zwischendurch setzte er immer wieder ein fröhliches Lachen auf, wenn er seinen beiden Kindern im Publikum zuwinkte. Auch sein Bruder Tuka hinter dem Schlagzeug hatte meistens ein fröhliches Grinsen im Gesicht, man sah der ganzen Band an, wie sehr sie diesen Auftritt genoss. Das sah das Publikum offenbar genauso und obwohl vermutlich kaum jemand die Band im Vorfeld kannte wurde sie auf dem gut gefüllten Spielplatz ordentlich abgefeiert. Zu Recht, denn SOUND OF THE DAMNED fahren ein ordentliches Brett und präsentieren richtig guten Death Metal mit sowohl englischen als auch grönländischen Texten. Wer auf Metal steht, sollte sich diese Truppe auf jeden Fall anhören!

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DAS BODY
Die norwegische Band mit dem grammatikalisch falsch deutsch anmutenden, etwas seltsamen Namen ist die nächste Formation auf der Strandbühne. Ich habe noch nie etwas von der Band gehört. Grund genug, sie anzusehen. Insbesondere Sängerin Ellie Linden ist dabei sehr ausdrucksstark unterwegs, der Rest der Band geht hinter ihr beinahe unter. Die Truppe präsentiert einen interessanten Indie-Pop-Punk-Mix, der zumindest live überzeugen kann. Gerne hätte ich mir den gesamten Auftritt angesehen, aber ich will auf jeden Fall SILVURDRONGUR sehen, also mache ich mich auf den Weg zum Fjósið.

 

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SILVURDRONGUR
Und obwohl ich fast 20 Minuten vor Beginn des Auftritts da bin, muss ich feststellen, dass das Fjósið bereits zum Bersten gefüllt ist und zusätzlich stehen so viele Leute vor der Tür, dass wohl kaum damit zu rechnen ist, dass ich es da noch rein schaffe. Ich treffe Heðin und Jan Rúni, die resigniert das gleiche feststellen müssen. Also beschließen wir gemeinsam, dass das hier keinen Sinn hat. Immerhin können wir vor dem Auftritt noch ein paar Worte mit Trygvi, dem SILVURDRONGUR, wechseln und uns entschuldigen, dass wir es nicht zum Auftritt schaffen. Über den Umweg an Jan Rúnis Auto vorbei (Bierreserven auffüllen!) geht es daher ersatzweise zum Spielplatz. Man muss nehmen, was man kriegen kann. Ich bin dennoch etwas enttäuscht, denn somit habe ich SILVURDRONGUR nun bereits zum zweiten Mal auf dem G! verpasst. Glücklicherweise sehe ich ihn dann anderthalb Wochen später an Ólavsøka im Tutl.

GRÓA
Die Isländerinnen wurden mir im Vorfeld als „schreiende Frauen“ beschrieben und so ganz von der Hand zu weisen ist diese Beschreibung nicht. Die reine Frauenband erinnert mit ihrem wilden Punk an die LAMBRINI GIRLS, die im letzten Jahr an gleicher Stelle überzeugen konnten. Genau wie bei diesen steht nicht die Musik, bzw. die Melodie im Vordergrund, sondern der Auftritt, das Liveerlebnis. Allerdings hat man hier zumindest phasenweise das Gefühl, dass das hier mehr Kunst als Musik ist. Moderne Aktionskunst. Nicht wirklich mein Fall. Dennoch ist der Auftritt der schreienden Frauen ganz unterhaltsam, zumal sie auch immer wieder ein Saxophon zum Einsatz bringen (es ist interessant, wie viele Bands auf diesem Festival ein Saxophon auf der Bühne haben). Besagte Saxophonistin beschließt jedoch irgendwann, die Bühne zu verlassen und rennt auf den Spielplatz, wo sie das Klettergerüst erobert. Genau wie die LAMBRINI GIRLS, so entledigen sich auch GRÓA irgendwann ihrer Klamotten und verbringen den letzten Song im Publikum. Das ist begeistert. Die Band ist für ein Festival ja ganz unterhaltsam, aber ich verspüre jetzt nicht unbedingt den Wunsch, die Truppe noch einmal zu sehen.

 

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SPECKTORS
Die Headliner des heutigen Tages sind SPECKTORS aus Dänemark. Die Truppe verbindet Hip Hop Dance Music mit elektronischen Einflüssen und irgendwie ist das so gar nicht mein Ding, sondern viel zu eintönig. Daher mache ich nur ein paar Fotos und entscheide dann, dass es das für den ersten Tag gewesen ist. Man soll ja langsam anfangen.

 

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Auch am heutigen Tag entscheide ich mich für ein Alternativprogramm zum offiziellen Delegates-Programm. Während die meisten Delegierten mit dem Bus nach Tórshvan fahren, wo im Tutl JAZZYGOLD für sie spielt (der einzige Grund, weshalb ich vielleicht mitgefahren wäre), mache ich etwas anderes. In Tórshavn war ich nun wirklich schon oft genug und Führungen durch das Nordische Haus habe ich auch schon mehrfach bekommen. Die Alternative ist: Wandern. Denn das G! hat dieses Jahr offiziell eine Wanderung im Programm. Es ist nicht ganz so leicht, herauszufinden, wie man zum Startpunkt der Wanderung kommt (mit der festivaleigenen App wäre es ein Leichtes gewesen), doch letztendlich ist es ein Bus, der uns vom Töting nach Leirvík bringt, von wo aus wir über die alten Bergpfade nach Norðagøta wandern werden. Wir treffen uns am Haus unserer Führerin Paula, wo man nochmal die Möglichkeit hat, aufs Klo zu gehen oder was zu trinken. Wir sind etwa 25 Personen und gehen zunächst zum Sportplatz in Leirvík, wo die Wanderung offiziell beginnt.

Laut den Färingern ist es eine leichte Wanderung, die auch gut für Kinder geeignet ist. Auf der Infotafel am Einstieg steht „challenging“ - herausfordernd. Aber letztendlich würde ich doch eher den Färingern recht geben, auch wenn die Wanderung durchaus ein paar steile Abschnitte hat, insbesondere auf dem Abstieg nach Norðagøta. Aber die sind mit Metallgeländern gesichert, so dass es kein allzu großes Problem darstellt. Als wir auf dem Pass ankommen, ist es Zeit für eine Pause. Und auch das Wetter meint es gut mit uns. Es regnet zwar die ganze Zeit leicht (laut Färingern ideales Wanderwetter), aber gerade als wir auf dem Pass stehen geben Wolken und Nebel immer mal wieder den Blick auf die Bucht von Syðrugøta und damit das Festivalgelände preis. Beim Abstieg hat man nicht unbedingt Muse, auf die Aussicht zu achten – der Blick auf den Weg ist wichtiger. Außerdem wird der Nebel wieder dichter. Doch in Norðragøta ist die Veranstaltung noch nicht zu Ende. Wir kehren noch mit der gesamten Truppe bei Paulas Schwester ein, wo wir mit Kaffee, Tee und frischen Pfannkuchen bewirtet werden. Lecker!

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Kurz vor 15 Uhr mache ich mich auf den Fußweg nach Syðrugøta, denn ich habe heute noch mehr vor. Es geht vorbei am Campinggelände, das allerdings im Vergleich zu 2018 sehr leer wirkt. Offensichtlich sind die meisten Besucher bequem geworden und nächtigen entweder in Wohnmobilen, Booten oder der Schule, wo man sich in die Klassenräume einmieten kann. Oder aber, man hat wie ich Freunde in Syðrugøta und kann dort im Garten zelten oder kommt gar in einem Haus unter. Wahrscheinlich sind die meisten Häuser im Dorf während des G! hoffnungslos überfüllt. In vielen Gärten stehen Zelte. Und es gibt in diesem Jahr auch ein eigenes, ruhigeres Familiencampinggelände in Syðrugøta.Für mich geht es musikalisch heute erst später los, denn ich habe mit HAMFERÐ vereinbart, dass wir heute unser Interview nachholen, das ich eigentlich im April schon führen wollte. Damals haben wir das aber zeitlich einfach nicht hinbekommen. Darum ist heute für mich KNÚT der erste Act, den ich mir anschaue.


KNÚT
Knút Haberg Eysturstein ist schon lange in der färöischen Musikszene unterwegs, sowohl mit diversen Bands als auch solo. Ende letzten Jahres hat er sein neues Album „Hjartasláttur“ veröffentlicht. Schon gleich zu Beginn des Auftritts kündigt er an, dass es nun etwas leiser zugehen wird. Und das ist gut so. Denn dadurch kann man wunderbar die Wellen hören, die auf den Strand auflaufen und sie bilden eine schöne Klanguntermalung, wie sie besser nicht zu KNÚTs Stücken, insbesondere denen vom neuen Album, passen könnte. Ich stelle mich extra auf die dem Meer zugewandte Seite des Strandes, damit ich die Wellen noch besser hören kann. Bei dieser Kombination kann man gut die Augen schließen und träumen. Auch KNÚT bezieht die rauschenden Wellen immer wieder in seine Ansagen mit ein: „Ich hoffe, jeder von euch findet seine persönliche Welle!“, „Lasst uns mit den Wellen grooven!“ und einige seiner Songs, z.B. „Vit Sótu Við Havið“ (Wir saßen am Meer) passen einfach perfekt zur Örtlichkeit. Seinen subtilen Humor präsentiert Knút als er mit Jan Rúni Poulsen einen Gast ankündigt, der „extra den ganzen weiten Weg von Fuglafjørður (ca. 9 km) gekommen ist!“. Dass er aber auch härter rocken kann, das beweist er mit seinen älteren englischsprachigen Songs. Trotz Regen ist der Strand gut gefüllt und der Auftritt von KNÚT war ein wunderbares Erlebnis für alle Sinne, nicht nur für Augen und Ohren.

Setlist KNÚT:
Himnafar
Tú Ert
Ogn
Engl
Vit Sóta Við Havið
Náðisólin
Hjartasláttur
-
On High
Villiniborg

 

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DANIA O. TAUSEN
Bereits im letzten Jahr konnte DANIA O. TAUSEN begeistern. Seitdem ist jedoch einiges passiert, sie hat ein neues, großartiges Album veröffentlicht, ist durch Europa getourt, hat mit AGGRASOPPAR auf diversen Festivals gespielt, war bei den Faroese Music Awards erfolgreich und ist älter und erfahrener geworden. Und – sie traut sich nun, auch mit Gitarre auf der Bühne zu stehen und nimmt diese zu einigen Stücken zur Hand. Das ist das erste Mal, dass ich Dania mit Gitarre sehe. Wie immer kommt sie wahnsinnig sympathisch rüber und bei der Bandvorstellung lässt sie jedes einzelne ihrer Bandmitglieder bejubeln – mit dem Ergebnis, dass Schlagzeugerin Vár ihrer Meinung nach gewinnt, da sie den lautesten Jubel bekommt. Aber Jubel bekommt auch Dania selbst wohl genug, denn wie schon im letzten Jahr ist der Spielplatz gut gefüllt mit Menschen, die ihre Musik genießen und ihr zujubeln. Im Vergleich zum letzten Jahr kenne ich dieses Mal auch die Songs, denn das Album „Ja/Nei – Og Restin Av Vikuni“ gehört zu meinen Favoriten im letzten Jahr und ich habe es sehr, sehr oft gehört. Neben ihren eigenen Sachen spielt sie aber auch einen Song, den Gitarrist Ragnar Finsson geschrieben hat und von dem sie einfach begeistert ist, deshalb muss er heute gespielt werden. Die beiden singen hier ein wunderbares Duett. Außerdem gibt es mit „Kanst Tú Fylgja Mær?“ ein neues Stück zu hören, denn Dania schafft ständig neue Kunst. Es regnet während des gesamten Auftritts, aber das kann Färinger nicht abschrecken und Dania wird die ganze Zeit abgefeiert. „Ich liebe Euch!“ ruft sie uns zu.

Setlist DANIA O. TAUSEN:
At Siga Ja Er Nei
Alt Annað Enn Vanligt
Eg Gleði Meg At Sakna Teg
Eg Burdi Keypt Mær Hús Í Bergen
Kann Eg Hava Armin Soleiðis Her?
Nú Eru Vit Tvey Fólk
„Ragnars Song”
Kanst Tú Fylgja Mær?
Tú Pjøvist Ikki At Leggja Alt Tú Hugsar Á Facebook
Aftan Á Ein Langan Arbeiðsdag
Og Tað Er Bara Tað
Vit Bíða At Breyðið Skal Poppa

 

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EIVØR
Und nun ist es wieder Zeit für die Königin des G! – denn ein G! ohne EIVØR ist einfach kein richtiges G!. Die Musikerin trägt ein Kleid aus sehr leichtem Stoff, das dramatisch im Wind weht und ist so schon optisch ein Genuss. Doch das ist nichts gegen den akustischen. Mit dem zarten „Gullspunnin“ eröffnet sie, doch schon mit dem zweiten Song, „Salt“, werden die Töne deutlich härter. Erst vor einem Monat hat EIVØR ein neues Album veröffentlicht und daher muss den neuen Songs natürlich auch genügend Platz eingeräumt werden. Mit „Jaðartrað“, „Hugsi Bert Um Teg“ und „Lívstræðrir“ gibt es da gleich ein Dreierpack. Der Strand ist voll mit Menschen, die alle der Lokalmatadorin zujubeln. Obwohl EIVØR hier nahezu jedes Jahr spielt, will sie stets jeder sehen. Als sie ihren alten Hit „Trøllabundin“ anstimmt muss sie eigentlich gar nicht selbst singen, das übernimmt das Publikum problemlos für sie. Die Musikerin ist Vollprofi, das merkt man immer wieder an ihrem Umgang mit den Zuschauern. Mal bedankt sie sich herzlich, dann hält sie wieder das Mikro Richtung Publikum und zeigt, dass die Zuschauer ein wichtiger Teil der Show sind und wie sehr sie es genießt, dass alle ihre Songs mitsingen. Bei „Upp Úr Askuni“ holt sich EIVØR einige Gäste auf die Bühne. Sie hat zuvor schon angekündigt – und es ist auch im entsprechenden Video zum Song zu sehen – dass es darin um Schwestern geht, um die Verbundenheit von Frauen untereinander. Und daher kommen nun, mystisch tanzend, mehrere „Schwestern“ auf die Bühne, darunter natürlich ihre biologische Schwester Elinborg, aber auch Lea Kampmann, Marianna Winter und einige andere. Auch der letzte Song, „Í Tokuni“, wird lauthals vom Publikum mitgesungen und man kann sich, gerade bei dem neblig-trüben Wetter heute, regelrecht in den Song hineinfühlen und sich vorstellen, man wandere hoch oben über Syðrugøta einsam und alleine im dichten Nebel in den Bergen, während im Dorf unten das G! stattfindet, wo alle gemeinsam feiern. Die Zuschauer wollen sich nicht damit abfinden, dass der Auftritt schon zu Ende gewesen sein soll und fordern lautstark und ausdauernd nach einer Zugabe. EIVØR kommt zunächst ganz alleine auf die Bühne zurück und singt „Verð Mín“. Nicht nur auf der Bühne, sondern auch hinten im Publikum wird es romantisch, denn mein Bekannter Frøði (wie ich jedoch erst später erfahre), kniet vor seiner Freundin nieder und macht ihr einen Antrag – der Rahmen könnte passender nicht sein, kann man „Verð Mín“ doch sowohl mit „Meine Welt“ als auch mit „Werde mein“ übersetzen. Und natürlich hat sie „ja“ gesagt! Für den endgültig letzten Song, „Falling Free“ kommt dann wieder die ganze Band auf die Bühne und damit ist der Auftritt leider viel zu früh zu Ende. EIVØR könnte man einfach ewig zuhören und ich freue mich jetzt schon auf die Tour im Herbst.

Setlist EIVØR:
Gullspunnin
Salt
Jarðartrá
Hugsi Bert Um Teg
Lívstræðrir
Trøllabundin
Enn
Upp Úr Øskuni
Hymn 49
Í Tokuni
-------------------------
Verð Mín
Falling Free

 

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HIGHASAKITE
Für mich ist es an der Zeit, mal eine Essenspause einzulegen und daher verpasse ich die beiden in dieser Zeit spielenden Bands. Aber zu HIGHASAKITE bin ich wieder am Strand. Hier gibt es erst mal Verwirrung, denn als ich in den Fotograben will, stelle ich fest, dass umfangreiche Pyrotechnik aufgebaut ist. Die Security weiß auch nicht, zu welchen Songs die hochgehen, so dass ich lieber nicht in den Graben gehe. Aber Glenn, der früher für HIGHASAKITE gearbeitet hat, ist bestens informiert und lässt mich wissen, wann die Pyros hochgehen werden, so dass ich zumindest für einen Song in den Graben kann. Den Rest des Auftritts schaue ich mir aus dem Publikum heraus an. Dicker, orangefarbener Rauch steigt zu Beginn der Show auf beiden Seiten der Bühne auf und senkt sich aufgrund des Wetters aber auch schnell auf die Zuschauer ab und insbesondere die Leute, die am Geländer oberhalb des Strandes stehen werden ordentlich eingenebelt. Das ist jetzt eher nicht so angenehm. Ich muss gestehen, dass die Band mir eher optisch als akustisch in Erinnerung geblieben ist. Die Feuershow während des Auftritts macht ordentlich was daher und beeindruckt auch viele Zuschauer. So etwas Opulentes sieht man nicht oft auf den Färöern. Der Indiepop der Norweger ist gefällig, aber er kann mich nicht wirklich überzeugen. Das ist Musik, die man sich gut anhören kann, aber Fan werde ich wohl nicht werden. Den Leuten vor Ort macht es jedoch riesigen Spaß und die Band wird gehörig abgefeiert. Auf dem Strand ist kaum ein Durchkommen. Nach 75 Minuten Spielzeit verlässt die Band die Bühne zu den Klängen von ELTON JOHNs „Rocket Man“ in dem ja bekanntermaßen der Ausdruck „High As A Kite“ vorkommt. Ich lege jetzt erst mal eine Pause ein, denn ich muss meine Kräfte für die nächste Band am Strand sammeln und verpasse dadurch leider AGAT, die ich eigentlich gerne gesehen hätte.

Setlist HIGHASAKITE:
Under The Same Sky
I Just Moved Here
Since Last Wednesday
Can I Be Forgiven
Keep It Alive
Mother
God Don’t Leave Me
My Mind Is A Bad Neighborhood
Someone Who’ll Get It
Autopsy
Under The Sun
Golden Ticket

 

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HAMFERÐ
Denn HAMFERÐ sind einer der Hauptgründe, weshalb ich überhaupt hier bin. Die Band scheint einen Draht zum färöischen Wettergott zu haben, denn mal wieder schüttet es, als die Truppe spielen soll. Zum Glück ist es dieses Mal aber nur ein etwas stärkerer Nieselregen und nicht wie vor sechs Jahren ein halber Sturm mit starken Winden. Regen passt einfach perfekt zu der Stimmung, die der Sechser mit seiner Musik erzeugt und dieses Mal ist es auch nicht zu viel, so dass vor der Bühne richtig viel los ist. Ich glaube nicht, dass eine Doom-Metal-Band dieser Größe in Deutschland auf einem bunt gemischten Festival derart viele Leute ziehen würde, aber HAMFERÐ sind und bleiben einfach etwas Besonderes und ihre Musik berührt tief, selbst wenn man mit Metal sonst nicht so viel am Hut hat. Die Band hat nach sechs Jahren im Frühjahr endlich ein neues Album veröffentlicht und so werden natürlich viele Songs von dieser Platte gespielt. Wie schon beim Releasekonzert, so wird auch der Auftritt auf dem G! vom Titelsong der neuen Scheibe „Men Guðs Hond Er Sterk“ eröffnet und zu den titelgebenden Worten, gesprochen vom Überlebenden Niels Mørk, betritt die Band die Bühne. Der Sechser präsentiert sich in einem neuen Bühnenoutfit und von nun an wird Sänger Jón Aldará bei den Growls von Gitarrist Eyðun Í Geil Hvannastein am Mikro unterstützt. Obwohl HAMFERÐ natürlich ein Gesamtkunstwerk sind, sticht Jón Aldará am meisten heraus. Seine Fähigkeiten, sowohl beinahe an Opern erinnernden Cleangesang als auch fiese Growls perfekt zu beherrschen und in Sekundenschnelle zwischen beiden Gesangsstilen zu wechseln suchen ihresgleichen. HAMFERÐ schaffen es, mittels Musik extrem starke Gefühle beim Hörer bzw. Zuschauer hervorzurufen und man spürt förmlich die Verzweiflung und den Schmerz der Hauptakteure in den einzelnen Stücken. Gefühlt geht der Auftritt der Band mal wieder viel zu schnell zu Ende. Und das ist auf den Färöern immer anders als im Rest der Welt. Denn hier muss eine HAMFERÐ-Show mit „Harra Guð, Títt Dýra Navn Og Æra“ enden, ein Psalm, den alle kennen und den der ganze Strand lauthals mitsingt. Gänsehaut pur! Nicht nur ich kann nicht genug bekommen von der Band, auch viele Zuschauer fordern eine Zugabe, die aber leider nicht drin ist.

Setlist HAMFERÐ:
Men Guds Hond Er Sterk
Abær
Marrusorg
Deyðir Varðar
Glæman
Hon Syndrast
Í Hamferð
Evst
Hvølja
Harra Gud Títt Dýra Navn Og Æra

 

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AGGRASOPPAR
Also geht es auf den Spielplatz, wo die färöischen Senkrechtstarter AGGRASOPPAR in wenigen Minuten spielen werden. Im letzten Jahr spielte die Band das Überraschungskonzert im völlig überfüllten Fjósið, dieses Jahr dürfen sie auf die größere Bühne, und das völlig zurecht. Der Spielplatz ist voller erwartungsfroher Menschen, die auf den Beginn des Auftritts warten. Doch zunächst einmal wird die Bühne gewischt. Wir werden später noch sehen, warum. Zu den Klängen von „Ommachepannukæk“ kommen erste Teile der Band auf die Bühne, zum großen Teil in Verkleidung. Einer hat sich so verkleidet, wie SILVURDRONGUR noch vor wenigen Jahren aussah – doch der selbst kommt erst später auf die Bühne. Die Band wird insbesondere von den jungen Färingern abgefeiert und auf der Bühne geht es wild zu. Man verliert völlig den Überblick, wie viele Menschen und wer jetzt gerade auf der Bühne ist, und auch die ein oder andere Breakdance- oder Turneinlage wird präsentiert. Man weiß gar nicht, wo man hinschauen soll, überall auf der Bühne passiert irgendetwas. Und dann stehen wieder alle ganz still, als sei nichts passiert. Die Texte der Truppe sind witzig bis verrückt und beschreiben dennoch ganz alltägliche Situationen – offenbar kann sich die junge Generation sehr gut damit identifizieren. Die Gruppe wird abfeiert als ob es kein Morgen gäbe und das, obwohl es schon recht spät ist. Gut, für deutsche Verhältnisse, für färöische hat die Nacht gerade erst begonnen. Man kann von der Band halten, was man will, aber sie wickeln ihre Fans mit Leichtigkeit um den Finger, legen eine atemberaubende Show hin und machen letztendlich einfach Spaß. Damit ist der Festivaltag für heute beendet. Ich treffe noch „kurz“ Freunde im Valhøll und Tøting, aber um 04:00 Uhr morgens heißt es auch für mich „ab ins Bett“.

 

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Da es am Freitag so spät wurde, gehen es am Samstag alle etwas langsamer an. Es gibt das Frühstück bis zu einem späteren Zeitpunkt und auch das Delegates-Programm startet eine Stunde später. Da ich aber trotzdem relativ früh wach bin, bedeutet das, dass ich Zeit habe, nochmal die Hitapottur, die heißen Töpfe und das kalte Meer zu genießen. Also geht es für eine gute Stunde auf den Strand, wo ich mich abwechselnd im Hot Pot erwärme oder im Meer abkühle und dabei einer weiteren Veranstaltung zusehe, die im offiziellen Programm steht und auf dem Strand stattfindet: Technoyoga. Klingt komisch, sieht komisch aus, scheint Spaß zu machen. Am Ende rennen viele noch mit Klamotten ins Meer. Doch irgendwann muss ich wieder weg; heute bin ich auf jeden Fall beim Delegates-Programm dabei, denn es geht wieder mit der Norðlýsið raus in die Gøtuvík, die Bucht von Gøta, um dort eine Band zu sehen. Parallel dazu findet auf dem Spielplatz und am Strand traditionell das Kinderprogramm des G! statt, mit Vorlesen, gemeinsamen Singen und vielen Spielen. Wir hingegen treffen uns am Töting und gehen zusammen zum Hafen, von wo aus wir mittels Schlauchbooten auf das wunderschöne Segelschiff gebracht werden. Schon am Hafen wird dem Fan färöischer Musik klar, welche Band uns heute beglücken wird – JOE & THE SHITBOYS.

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JOE & THE SHITBOYS
Als alle Leute inklusive Equipment und Getränkeversorgung auf der Norðlýsið sind, geht es los, vorbei an den Fischfarmen und raus auf den Fjord. An unserem Ziel angekommen legt die selbsterklärte vegan-queere Punkband los und präsentiert uns so einige ihrer Songs. Da manche davon nur wenige Sekunden dauern, bekommen wir sogar richtig viele davon. Sänger Fríði ist nicht auf den Mund gefallen und als der Jubel der Delegates über das G!-Festival für seinen Geschmack zu leise ausfällt, fragt er Glenn: „Hey Glenn, wo zur Hölle hast du denn diese Leute aufgegabelt??“ und widmet ihm gleich den nächsten Song: „Life is Great, You Suck – Glenn!“ Glenn muss noch einiges an freundlich gemeintem Spott ertragen und nimmt es mit Humor. Man kann Fríði, der abseits der Bühne ein wirklich lieber Mensch ist, auch einfach nicht böse sein. Und so sitzen wir auf einem historischen Segelschiff in einem Fjord mitten im Nordatlantik, trinken Bier und skandieren „Shitboys!“, während Sänger Fríði mit freiem Oberkörper singend über das Schiff klettert und seine Bandkollegen Stimmung machen. Der Auftritt der Truppe, die sogar ein komplettes Drumkit auf dem Schiff aufgebaut hat, macht richtig viel Spaß und geht leider viel zu schnell zu Ende.

Setlist JOE & THE SHITBOYS:
Pull The Trigger
Legalize Everything
Please Seek Help
Life Is Great You Suck
Manspredator
Fuck Everybody
Drugs R 4 Kids
The Reson For Hardcore Vibes
Save The Planet, You Dumb Shit
If You Believe In Eating Meat Start With Your Dog
Mr. Nobody

 

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Zurück an Land helfe ich noch schnell Glenn und Michael, ein paar Sachen zur Valhøll zu tragen, dann stelle ich fest, dass ich noch gar nicht so viel vom Vortrag „Women In Music“ verpasst habe, also gehe ich schnell zum Fjósið und bekomme wenigsten noch die zweite Hälfte des Vortrags mit, der eigentlich eher eine Diskussionsrunde ist, in der verschiedene weibliche Akteurinnen hauptsächlich – aber nicht nur - der färöischen Musikszene auf der Bühne ihre Erfahrungen austauschen. Anschließend gibt es noch eine Diskussion mit reger Beteiligung des Publikums. Es ist sehr schön zu sehen, dass sich auch viele Männer diesen Vortrag ansehen, allerdings sehen sie sich wohl hauptsächlich als stille Unterstützer, denn an der Diskussion teilzunehmen, das traut sich dann doch keiner. Ich fand die Veranstaltung wirklich gut und finde es schade, dass ich den Anfang verpasst habe, denn das Thema interessiert mich sehr.Vom Fjósið geht es anschließend zum Strand, wo es heute etwas Besonderes gibt, was auch viele Leute anzieht. Einer der Sponsoren bietet kostenlos Salzfisch auf Kartoffeln an. Die Portionen werden stilgerecht am Strand ausgegeben, wo ein temporärer Stand aufgebaut wird. Auch wenn ich keinen Fisch esse, sind die Kartoffeln echt richtig lecker und die lange Schlange erklärt sich von selbst. Absolut empfehlenswert. Parallel dazu beginnt die erste Band des heutigen Tages zu spielen.


SPÆLIMENNINIR
Wie schon im letzten Jahr spielen die SPÆLIMENNINIR um Kristian Blak parallel zur Salzfischausgabe, was irgendwie undankbar ist, da die meisten Menschen sich mehr aufs Essen als auf die Musik konzentrieren. Andererseits hat die Truppe so auch wahrscheinlich so einige Zuschauer, die sie sich sonst nicht ansehen würden. Die Musik der Band macht Spaß und regt zum Tanzen an und der ein oder andere lässt sich auch dazu hinreißen. Davon gibt es immer mehr und zur Not tanzt man halt mit Essen in der Hand. Die SPÆLIMENNINIR gehören einfach genau wie EIVØR zum G! dazu, auch wenn sie rein musikalisch nicht so wirklich zum Rest passen.

 

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ALICE BOMAN
Anschließend geht es zur ersten Gruppe auf dem Spielplatz, ALICE BOMAN aus Schweden. Sie spielt mit ihrer Band relaxten Pop Rock mit leichtem Alternative-Einschlag. Obwohl sie schon weit über 30 ist, klingt ihre Stimme sehr jung, beinahe kindlich und sehr sanft. Im Grunde gar nicht mal so schlecht, aber auf Dauer ist mir das Ganze dann doch etwas zu unaufgeregt. Interessanter wird es, wenn doch einmal rockigere Parts gespielt werden. Für meinen persönlichen Geschmack sind mir zu viele Herzschmerzsongs dabei und insgesamt gelingt es der Künstlerin nicht, allzu viele Leute auf den Spielplatz zu locken. Und während ich da so stehe und mich von den sanften Klängen einlullen lasse und den Möwen zusehe, wie sie unablässig über dem Dorf kreisen, komme ich nicht umhin, mich zu fragen, was diese sich wohl gerade denken, wenn sie das G! so von oben betrachten. Ich stelle mir vor, wie toll es wäre, wenn man auch wie eine Möwe über das Festival schweben könnte.

 

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TEITUR
Ganz anders sieht es beim nächsten Künstler aus. TEITUR ist einer der größten und bekanntesten färöischen Künstler überhaupt und dennoch ganz bescheiden und auf dem Boden geblieben. Sonntags beim Abbauen merke ich übrigens, dass in dem Zelt neben mir, wo ich nie jemanden gesehen habe, TEITUR und seine Frau mit Kindern schliefen. Für seinen Auftritt heute ist etwas Besonderes geplant, denn er wird sein Album „Poetry & Aeroplanes“, mit dem er den internationalen Durchbruch geschafft hat, in Gänze spielen. Zu Beginn ist Teitur Lassen noch etwas wortkarg, aber gegen Ende redet er mehr und mehr und kommuniziert viel mit dem Publikum. Die Musik von TEITUR ist ja auch eher ruhig und ähnlich wie bei KNÚT am Tag davor ist das Rauschen des Meeres immer wieder gut zu hören. Ich stelle mich wieder so, dass ich sowohl das Meer, als auch TEITUR gut hören kann – und das ergibt dann quasi die Essenz des G!. TEITUR singt auf der Bühne, kleine Kinder spielen davon unbeeindruckt kreischend am Strand, die Wellen laufen sanft rauschend auf, die Norðlýsið taucht mit ihren roten Segeln dramatisch aus dem dichten Nebel auf, dreht bei und auch die Besatzung eines traditionellen färöischen Ruderboots kommt vorbei, um TEITUR zu lauschen. 2018 konnte mich TEITUR nicht so wirklich überzeugen, aber heute ist es das Gesamtpaket, das seinen Auftritt einfach perfekt macht.

Setlist TEITUR:
Sleeping With The Lights On
I Was Just Thinking
You’re The Ocean
Poetry & Aeroplanes
Josephine
One And Only
Rough Around The Edges
Let’s Go Dancing
Amanda’s Dream
Shade Of A Shadow
To Meet You
Halfway Between

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JÓGVAN
JÓGVANs Album „Tøgn“ hat mir sehr gut gefallen und da es nicht so viele Gelegenheiten gibt, diesen Künstler live zu gehen, wollte ich mir die auf dem G! nicht entgehen lassen. Also bin ich wieder rechtzeitig vor Ort gewesen – doch JÓGVAN lässt sich Zeit. Erst mit gut 10 min Verspätung betritt er die Bühne, die nur äußerst spärlich beleuchtet ist und damit eine mystische Atmosphäre erzeugt. Man braucht im Grunde auch nicht viel Licht, denn JÓGVAN bietet nicht viel Show. Hier geht es in erster Linie um die Musik und der Sänger wirkt oft selbst etwas entrückt, abgetaucht in die Musik und scheint die Zuschauer nur am Rande wahrzunehmen. Er wandert ruhigen Schrittes langsam auf der Bühne umher, während er seine Stücke singt. Und wenn er gerade nicht singt, dann streicht er mit einer Hand durch seinen Bart. Die mystische Stimmung wird jedoch auf humorvolle Art unterbrochen, als Jógvan für das nächste Stück einen Gast ankündigt, von seiner Band aber darauf hingewiesen wird, dass jetzt erst mal „Mær Leingist“ auf der Setlist steht. Bei dem angekündigten Gast handelt es sich dann um ELINBORG, Jógvans Freundin. Gemeinsam singen die beiden ein wunderschönes Duett, das hoffentlich auch noch veröffentlicht wird. Präsentiert werden vor allem Songs des aktuellen Albums „Tøgn“, die auch live so gut sind wie auf Platte. Am Ende bedankt sich der Sänger freundlich für die Aufmerksamkeit und wirkt insgesamt sehr schüchtern und zurückhaltend. Dennoch war dies auf seine ganz spezielle Art ein sehr schöner, ruhiger Auftritt.

 

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THE LONGEST JOHNS
Auf dem Strand spielt dann der krasse Gegensatz dazu. THE LONGEST JOHNS aus Bristol spielen fröhliche Seemannslieder aus aller Welt und machen Party. Die Band selbst ist sehr redselig und ganz begeistert von den Inseln generell, aber im Besonderen vom Festival und von der Bühne auf dem Strand. Sie sagen, sie hätten noch nie so nahe am Meer gespielt. Und das will ja was heißen bei einer Band, die sich so sehr dem seemännischen Liedgut verschrieben hat. Außerdem sind sie von den Gesangsqualitäten der Färinger beeindruckt, die fröhlich schunkelnd laut mitsingen. Ich schaue mir das lustige Treiben eine Zeit lang an, aber dann gehe ich doch lieber was essen. Das hier ist mir dann doch eine Spur zu fröhlich, auch wenn die Zuschauer einen riesen Spaß haben.

 

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KONSØRN
Nach einer kurzen Pause machen wir uns mit mehreren Leuten wieder auf ins Fjósið, denn hier spielt nun unser Freund Mattias mit seiner Band. Wir machen uns wieder rechtzeitig auf den Weg, denn diesen Auftritt wollen wir auf keinen Fall verpasst. Dadurch sehen wir sogar noch das Ende des traditionellen färöischen Kettentanzes, der hier in der letzten Stunde getanzt wurde. Es zeigt sich jedoch – leider – dass das gar nicht nötig gewesen wäre, denn dieses Mal herrscht nicht so viel Andrang. Kein Wunder – KONSØRN bieten keine leicht verdauliche Festivalmucke, sondern künstlerisch hochwertige anspruchsvolle Musik zum Träumen. Nicht umsonst sieht man sehr viele Musiker im Publikum. Es ist im Grunde Musik für Musiker. Was aber die Schönheit nicht schmälert. Die Band, die nur aus zwei Musikern besteht, hat für ihren Song „Bei“ 2021 bei den Faroese Music Awards den Preis für die Komposition des Jahres bekommen, und das völlig zu Recht. Die beiden bekommen sehr viel Applaus und spielen ein wirklich tolles Konzert. Es gibt wahnsinnig viel zu sehen, denn obwohl nur zwei Leute auf der Bühne stehen bzw. sitzen, passiert unheimlich viel. Jeder der Akteure bedient mehr als ein Instrument, Mattias Kapnas spielt Keyboard und bedient diverse Synths, Jan Rúni Poulsen verlässt immer mal wieder sein Schlagzeug um diverse andere Rhythmusinstrumente, Synths oder ein Xylophon zu spielen. Es ist schon beeindruckend, welche Soundlandschaften die beiden ganz alleine auf die Bühne bringen. Aber es ist halt keine Musik zum Feiern und Trinken. Ich finde es aber sehr schön, dass das G! auch solcher Musik einen Rahmen bietet.

 

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OF MONSTERS AND MEN
Der Fünfer ist eine der bekanntesten zeitgenössischen isländischen Bands und ist neben Island vor allem in Amerika erfolgreich, wo sie Songs zu den Soundtracks von „Die Tribute von Panem – Catching Fire“ und der Serie „The Walking Dead“ beigesteuert haben. Auch auf den Färöern sind OF MONSTERS AND MEN daher sehr bekannt und der Strand ist deshalb gut gefüllt. Nachdem die Mitglieder sich versichert haben, dass ihre färöischen Fans auch Isländisch verstehen, machen sie alle ihre Ansagen auf Isländisch. Das ist gut, so kann ich auch diese Sprache nochmal etwas trainieren. Mit ihrem Gute-Laune-Pop-Rock mit leicht alternativer Schlagseite regen sie zum Tanzen an und bringen ihre Fans zum ausflippen. Als dann noch „Little Talks“ gespielt wird, gibt es kein Halten mehr und selbst Leute, die bisher weiter hinten oder oben an der Straße standen strömen nun singend und tanzend auf den Strand und feiern die Band ab, so dass der ganze Strand eine einzige Party ist. Man fragt sich, wie das noch eine andere Band toppen soll.

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OMAR SOULEYMAN
Doch es ist möglich. OMAR SOULEYMAN gehört zu den Musikern, von denen ich, trotz ihrer offensichtlichen Bekanntheit, bisher noch nichts gehört habe – aber damit gehöre ich hier eindeutig zu einer Minderheit. Ich weiß so gar nicht, was mich erwartet, am Anfang steht nur ein Keyboarder auf der Bühne, der ein paar Technomelodien spielt. Doch der Spielplatz ist gerammelt voll, die Leute drängen sich vor der Bühne, sie schreien, kreischen und jubeln. Und das noch lauter, als Omar Souleyman endlich die Bühne betritt. Der Syrer ist schon ein Phänomen. Ein recht alt wirkender Mann in traditionellen Gewändern, der im Grunde nicht viel macht. Er singt seine traditionellen arabischen Lieder, deren Melodien über treibende Technobeats gelegt wurden und fordert das Publikum immer wieder zum Mitklatschen auf. Das ist alles. Es gibt keinerlei Show. Das überlässt der Sänger den Zuschauern. Denn die flippen aus wie noch bei keiner anderen Band. Auf dem Spielplatz ist kaum ein Durchkommen und dennoch schaffen es die Leute Platz zu finden für Breakdance und sogar Rückwärtssalto. Was passiert hier gerade? OMAR SOULEYMAN wird abgefeiert wie ein absoluter Weltstar, das Publikum singt und tanzt ausgelassen. Mir wird das alles irgendwann zu viel und als eine Freundin meint, dass ihr jemand geschrieben hat, sie solle ins Fjósið kommen, die Band dort sei unheimlich gut, da komme ich gerne mit.

 

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AIMING FOR ENRIKE
Der „progressive fuzz pop“ der Norweger ist deutlich mehr meine Baustelle. Die Band hat mich sogar so gefesselt, dass ich vergessen habe, Fotos zu machen. Völlig unverständlich ist der geringe Zuschauerzuspruch, so wenige Leute habe ich sonst im Fjósið nie an diesem Wochenende gesehen. Unter den Zuschauern ist der Anteil an Musikern sehr hoch, vielleicht ist der musikalische Anspruch einfach zu hoch und die Truppe spielt Musik für Musiker. Aber nach OMAR SOULEYMAN und den immer gleichen harten Technobeats und orientalischen Gesängen ist der recht relaxte Progrock von AIMING FOR ENRIKE eine wahre Wohltat für meine Ohren. Und ich ärgere mich, dass ich nicht von Anfang an hierher gekommen bin. Tatsächlich finde ich die Band so gut, dass ich sie bei Gelegenheit gerne nochmal sehen würde.


SWANGAH
Nach AIMING FOR ENRIKE ist es Zeit für einen weiteren färöischen Chartstürmer: SWANGAH machen deutlich, dass Hip Hop im Moment auf den Färöern sehr populär ist. So viele Leute sieht man nur selten auf dem Strand. Mit einer eindrucksvollen Feuershow untermalen sie ihren Auftritt und zeigen, wie groß sie mittlerweile sind. Unterstützt werden sie von Benjamin Petersen an der Gitarre, der unüberhörbar eine eigene, rockige Note beisteuert, die einen interessanten Kontrast zum Hip Hop bildet, aber dennoch gleichzeitig wunderbar dazu passt. Getreu dem Motto vieler Rapper „Klotzen statt Kleckern“ fahren SWANGAH so einiges an Pyros auf, auch wenn eine der Maschinen den Dienst versagt. Damit kreieren sie schon rein optisch eine der eindrucksvollsten Shows des Festivals. Und ich muss sagen, dass ich dieser rockigen Variante von Hip Hop durchaus etwas abgewinnen kann. Zusätzlich hat die Band noch einige Gäste eingeladen, so finden sich mal Danny Baldursson, mal RSP, die hier im letzten Jahr ordentlich abgeräumt haben, auf der Bühne wieder. SWANGAH zollen der ganzen Hip-Hop-Szene auf den Färöern Respekt und kommen nicht nur dadurch sehr sympathisch rüber. Obwohl Hip Hop nicht gerade meine bevorzugte Musikrichtung ist, ist der Auftritt der Färinger richtig cool; eine einzige große Party auf dem Strand und ein großartiger Abschluss des Festivals. Zwar spielen noch einige Bands auf den anderen Bühnen, aber für mich ist jetzt Schluss. Nach drei Tagen Festival bin ich einfach müde und denke auch, SWANGAH wird heute niemand mehr toppen und man soll ja aufhören wenn es am schönsten ist.

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Und irgendwie war das G! wieder viel zu schnell vorbei, die drei Tage vergingen wie im Flug. Ich muss sagen, dass ich zu Beginn etwas Schwierigkeiten hatte, mich auf das Festival einzustimmen, quasi direkt aus dem Flieger aufs G! war etwas zu schnell für mich.
Aber dann. Die entspannte Atmosphäre auf dem G! ist einfach wunderbar. Eine Woche später stehe ich auf dem Tórsfest mitten in Tórshavn, im dichten Gedränge und sehne mich zurück an den Strand in Syðrugøta. Wo es viel Platz gibt, wo Menschen in den Hot Pots sitzen und singen, wo Beachvolleyball gespielt wird, wo man in Hängematten im wahrsten Sinne des Wortes abhängen kann, wo genügend Platz ist, dass Erwachsene Bands ansehen während Kinder am Strand spielen. Überhaupt ist das G! ja sehr familienfreundlich und man sieht unglaublich viele Kinder und Kinderwägen auf dem Festival, erfreulicherweise in der Regel mit entsprechendem Gehörschutz ausgestattet. Gleichzeitig ist es für uns Deutsche immer wieder faszinierend, wie viele Freiheiten färöische Kinder genießen, wie sie unbeaufsichtigt durch die Gegend rennen können oder mit klatschnassen Klamotten stundenlang im kalten Meer spielen dürfen – da bekommen viele deutsche Mütter schon vom Zusehen Schnappatmung. Selbst das Wetter ist uns dieses Jahr gewogen. Auch wenn es nur an einem Tag so richtig schön sonnig ist, so nieselt es doch meist nur und regnet nicht richtig, das macht auch das Fotografieren leichter.

Das Schöne am G! ist auch, dass man immer wahnsinnig viele Freunde und Bekannte trifft, so dass man nie lange alleine irgendwo steht und immer irgendjemanden zum Reden findet. Auch die auftretenden Musiker laufen immer irgendwo auf dem Festivalgelände herum. Sofern sie denn nicht gerade auf einer Bühne stehen, denn sehr viele der färöischen Musiker spielen in deutlich mehr als nur einer Band und sind teilweise jeden Tag mehrfach auf irgendeiner Bühne in völlig unterschiedlichen Gruppen zu sehen. Das zeigt wieder die enorme musikalische Bandbreite, in der sich färöische Musiker bewegen.
Doch nicht nur diese, auch das G! deckt einfach fast alles ab. Von speziellen Kinderkonzerten über Pop, Rock, Punk, Folk, Hip Hop und Death Metal, mit Bands von drei Kontinenten, ist für jeden Geschmack etwas dabei. Auch wenn es für meinen gerne etwas mehr Rock und Metal sein dürfte. Zum ersten Mal seit sehr langer Zeit gab es bei mehreren Bands auch Pyrotechnik, was zu großer Begeisterung bei den Zuschauern führte. Die Organisation war wie immer sehr professionell, aber gleichzeitig auch sehr herzlich und flexibel, die Ordner durchweg nett und freundlich. Über das Essen backstage kann ich mich nicht beschweren, das war wie immer absolut großartig, geschmacklich top und immer auch mit veganen und vegetarischen Alternativen. Leider kann man das gleiche nicht über die Essensauswahl für die Besucher behaupten. An vegetarischen Speisen gab es nur wenige, an veganen, wenn ich mich nicht täusche, nur Pommes. Das fiel nicht nur mir auf. Auch Fríði Djurhuus, Sänger der veganen Punker JOE & THE SHITBOYS bemerkte beim Auftritt der Band auf der Norðlýsið sarkastisch: „Ist es nicht wunderbar, dass wir im Jahr 2024 leben und es immer noch Festivals gibt, auf denen man nichts Veganes zu essen bekommt?"

Ich finde das Programm auf dem G! immer höchst interessant. Das Bandaufgebot besteht etwa zur Hälfte aus färöischen und zur Hälfte aus ausländischen Bands, aber außer den Bands gibt es noch so viele andere Sachen, die man auf dem Festival sehen und machen kann. Man kann relaxen und in die Hot Pots oder die Sauna gehen, im Meer schwimmen, an Aktivitäten wie dem Wandern, Yoga, Kettentanz, Kunstaktionen, Silent Disco und vielem mehr teilnehmen oder sich Vorträge zu den unterschiedlichsten Themen anhören. Auch Filme werden gezeigt und es gibt sogar einen Festivalgottesdienst. Es gibt Kinderbelustigung, Ponyreiten und „wildes“ Musizieren. Hier gibt es so wahnsinnig viel zu tun, dass einem nie langweilig wird. Und selbst ich, die ich mich hauptsächlich auf die Musik konzentriert habe, habe einiges verpasst, da es durch die drei Bühnen natürlich auch immer Überschneidungen gibt. Das ist schon schade. Und es ist schade, dass ich einige Bands im Fjósið, die ich gerne gesehen hätte, nicht sehen konnte, da der Andrang so groß war. Vielleicht sollte man wirklich über Bildschirme oder Leinwände außen nachdenken, so dass auch die, die es nicht nach drinnen geschafft haben, etwas vom Konzert haben. Dennoch: Das G! hat einfach eine ganz besondere, fröhliche, freundliche und gemeinschaftliche Atmosphäre, die mich jedes Jahr aufs Neue gefangen nimmt. Schade, dass ich nicht jedes Jahr dabei sein kann. Besonders ist auch die Gastfreundlichkeit der Bewohner von Syðrugøta. Da es in dem kleinen Ort keinerlei Hotels gibt, kommen viele Künstler, Delegierte und auch Zuschauer privat unter. Es gibt kaum einen Garten, in dem man keine Zelte sieht und auch die Häuser quellen über vor Gästen. Bei meinen Freunden Sanna und Theodor waren wir z.B. über 20 Gäste, verteilt auf das Haus und 5 Zelte im Garten. Das ist zwar recht eng und manchmal auch stressig, aber auch sehr schön, denn es ist immer jemand da und alle helfen sich gegenseitig. Und somit verkörpert auch diese Art der Unterkunft absolut den Geist des G!. Es war wie jedes Jahr einfach G!roßartig. (Anne)

 

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