Geezer Butler - Into The Void

Es ist keineswegs eine Selbstverständlichkeit, dass man von Legenden wie Geezer Butler noch zu ihren Lebzeiten eine Autobiografie zu lesen bekommt. Und so ist die Vorfreude auf “Into The Void” ungebrochen, als der BLACK SABBATH-Bassist und Haupttexter sein Buch ankündigt.

Zugegeben, viele Musiker-Biografien haben gewisse Ähnlichkeiten, wenn sie nicht gerade komplett aus der Reihe tanzen, wie das großartige Buch von FOO FIGHTERS Mainman Dave Grohl. Doch auch wenn “Into The Void” keine unfassbaren Enthüllungen oder waghalsige Geschichten enthält, die man in ähnlicher Form nicht schon anderswo gelesen hat, zieht einen Geezer Butler von Anfang an in seinen Bann. Der 1949 in Birmingham geborene Brite, der in Aston relativ rau aufwuchs, ist einfach ursympathisch und man nimmt ihm jede Zeile ab. Welchen Grund hätte er, irgendwelche Behauptungen aufzustellen oder Geschichten zu verändern? Die 70 hat der Gute weit überschritten und wie er selbst im Epilog sagt: "Nach einer gefühlten Ewigkeit komme ich mir vor, wie der glücklichste Mensch überhaupt”.

Genau dieses Gefühl und diese Aussage zieht sich gewissermaßen wie ein roter Faden durch das gesamte Buch. Geezer erzählt seine Lebensgeschichte, die schwerpunktmäßig auf seiner musikalischen Karriere mit BLACK SABBATH, seinen Solo-Projekten (GZR), HEAVEN & HELL und diversen kleineren Bands basiert. Und diese Geschichte ist wahnsinnig gut erzählt und geht sehr stark auf den Menschen Geezer selbst ein. Etwas, das tatsächlich eher untypisch für ihn ist, denn wie er selbst schreibt, schätzt er sein Privatleben sehr. Blickt man zurück, weiß man relativ wenig über Butlers Privatleben und Werdegang. Mit “Into The Void” erhält man nun erstmals mehr Einblick in das Leben und Wesen des Bassisten, und letzteres macht ihn nach diesem Buch nur noch sympathischer. Auch wenn BLACK SABBATH durch schwierige Zeiten geht, stellt Geezer niemanden an den Pranger und wirkt wie der Ruhepol, den er auch nach außen gibt. Auch er hat natürlich von diversen Anekdoten und Ausschweifungen berichtet, die sich aber allesamt größtenteils im Rahmen befinden.

Viel interessanter hingegen ist der musikalische Teil, der keineswegs zu kurz kommt und gewisse Punkte in der BLACK SABBATH Historie nochmal zusätzlich beleuchtet und etwas mehr Hintergrundwissen liefert. Tiefe Abschweifungen in Aufnahme-Sessions bleiben aus, aber alleine die Berichte darüber, wie die Dynamik in der Band funktionierte, sind unfassbar. Wie es für viele Bands typisch ist, wirkt es, als würde Geezer, wenn er von Tony, Ozzy und Bill (um mal nur die Urbesetzung zu nennen) erzählt, von einer Familie sprechen, die er mit all ihren Ecken und Kanten liebt. Doch auch seine Erzählungen über die anderen Konstellationen von BLACK SABBATH mit Ronnie James Dio, Ian Gillan, Tony Martin oder auch Rob Halford lassen aufhorchen. Noch dazu gibt es im Grunde kein böses Blut. Natürlich gab es Reibereien, aber diese lesen sich keineswegs verbittert und es wirkt so, als sei Geezer mit allem und jedem im Reinen, was sehr erfrischend ist und bei Biografien keineswegs selbstverständlich ist.

Die Art und Weise, wie Geezer erzählt, lässt einmal mehr das Gefühl aufkommen, als würde man mit ihm bei einem gemütlichen Bier am Tresen sitzen und seine Geschichten werden nicht langweilig, da sie in jenem britischen Humor getränkt sind, der mir so besonders gut gefällt.
Wer die Geschichten von BLACK SABBATH einmal aus der Sichtweise des Bassisten lesen möchte, ist hier genau richtig. Nur allzu oft geraten die Tieftöner ein wenig in den Hintergrund bei Bands, bei BLACK SABBATH ist Geezer aber der Haupttexter, und das macht einige Hintergründe nochmal eine Nummer interessanter, auch wenn gewiss nicht alle Mysterien gelüftet werden.

“Into The Void” ist eine gelungene Biografie einer lebenden Legende, der schlussendlich auch ein Mensch ist. Ein Mensch, der auf sympathische und zuvorkommende Art und Weise seine Geschichte erzählt. Der Untertitel von “Into The Void” trifft es eigentlich perfekt - “Mein bizarres Leben von, während und nach BLACK SABBATH” (Pascal).

 

Bewertung:

Pascal9,0 9 / 10


Anzahl der Seiten: 288
ISBN:‎  978-3-85445-768-8
Verlag: Hannibal Verlag 
Erscheinungstermin: 12.10.2023

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