Bücher über IRON MAIDEN gibt es bereits einige, sogar offizielle. Auf den ersten Blick könnte man “Loopyworld” daher in eine falsche Ecke einsortieren. Denn dieses Buch ist alles andere als eine gewöhnliche Geschichte über eine Band. Vielmehr geht es um alles rundherum, denn geschrieben wurde es von niemand anderem als Steve “Loopy” Newhouse, der lange Jahre als Drum-Roadie in der IRON MAIDEN-Familie unterwegs war.
Dabei schafft es Loopy, dem Leser den Eindruck von Anfang bis Ende zu vermitteln, er würde die Geschichte bei einem kühlen Bier an der Theke erzählen. Aus diesem “einen” Bier werden zwei und den Rest kennt man. Letzten Endes muss man mehrere Abende einplanen, um die ganze Geschichte zu erfahren. Genau das macht dieses Buch so lesenswert und sympathisch. Entgegen vieler Biografien, die man sonst zu lesen bekommt aus dem Musikbereich, hält sich Loopy mit seinem eigenen Privatleben stark zurück. Man erfährt tatsächlich viel mehr darüber, wie IRON MAIDEN in ihren frühen Tagen so drauf waren und sehr viel aus dem Leben als Crew-Mitglied und welchen Herausforderungen man sich hier gegenübersieht.
Das ist äußerst interessant und durchgehend unterhaltsam, manchmal hat es aber auch seine Längen. Immer dann, wenn es so wirkt, als würden nach und nach nur Daten aufgezählt werden, die er in seinem Tagebuch noch finden konnte. Denn wie er selbst mehrfach betont, ist sein Gedächtnis nicht das Beste. Doch kombiniert aus den Erinnerungen, die noch da sind, und seinem Tagebuch ist mit “Loopyworld” ein wirklich gelungenes und lesenswertes Buch entstanden. Dabei wirkt er durchgehend ehrlich und hält sich bei Unstimmigkeiten auch nicht zurück. Aus seiner Abneigung gegenüber Rod Smallwood macht er ebenfalls kein Geheimnis und lässt in einigen Anekdoten durchblicken, wie diese zustande kam.
Andererseits ist deutlich zu spüren, wie froh er inzwischen darüber ist, Teil von etwas so Großem wie IRON MAIDEN zu sein. Wie ein roter Faden zieht sich die doch recht steile Erfolgskurve von IRON MAIDEN durch das gesamte Buch. Überraschenderweise gibt es keine wirklich bösen Worte über den Rausschmiss von Paul Di'Anno, mit dem Loopy sehr gut befreundet ist, und man erfährt stattdessen mehr lustige und kleine Details, die man so offiziell von der Band sicherlich nie erfahren hätte. Ich bezweifle zumindest stark, dass Steve Harris von seinem Ritual vor jedem Konzert berichten würde.
Wer erwartet, viel über die Aufnahme-Sessions im Studio selbst zu erfahren, der sollte seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben. Es gibt zwar ein paar Details, doch die begrenzen sich eher auf seine Zusammenarbeit mit Clive Burr, für den er hauptsächlich als Schlagzeug-Roadie im Dienst war. Auch hier gibt es die ein oder andere interessante Story hinter den Kulissen zum Thema “Wie baue ich ein Schlagzeug richtig auf”.
Wer schon immer wissen wollte, wie es im Musikbusiness hinter den Kulissen und insbesondere in einer Road-Crew zugeht, der wird “Loopyworld” nicht aus den Händen legen können. Im Guten wie im Schlechten berichtet Loopy darüber sehr anschaulich und unterhaltsam. Fans von IRON MAIDEN kommen natürlich ebenso auf ihre Kosten, sollten aber hier nicht erwarten, dass sie wahnsinnig viele kleine Tour-Anektoden und Band-Interna erfahren werden. Es gibt sie, aber nicht auf jeder Seite ist eine Anekdote im Sinne von “An dem Abend hatte ich mit…". Ich bin aber auch davon überzeugt, dass ein solches Buch nicht dem Anspruch von Loopy entsprochen hätte, er zeigt auf, was es für ein Crewmitglied bedeutet, mit einer Band wie IRON MAIDEN zu wachsen, und genau das bildet auch den Spannungsbogen in dieser Geschichte. Eine Geschichte, die wert ist, gelesen zu werden und die mich sehr oft zum Schmunzeln gebracht hat. (Pascal)
Bewertung:
8,5 / 10
Anzahl der Seiten: 232
ISBN: 978-3-940822-16-1
Verlag: I.P. Verlag
Erscheinungstermin: 28.10.2022