Da ist es also, Album Nummer 13 des Prince Of Darkness. So richtig damit gerechnet habe ich nach “Ordinary Man” und dem gesundheitlichen Zustand des 1948 geborenen Briten nicht mehr. Umso schöner zu sehen, dass “Patient Number 9” ein starkes und abwechslungsreiches Album geworden ist.
Dabei gefiel mir “Ordinary Man” im Grunde auch sehr gut. Im Nachgang betrachtet bot es aber doch etwas zu wenig OZZY. Mit der neuen Platte ist das definitiv anders. Allein die Liste der Gast-Gitarristen lässt bereits Großes erhoffen, und obwohl erneut Andrew Watts die Produktion übernimmt, gibt es deutlich weniger am Sound und dem Stil zu bemängeln.
Schon die vorab veröffentlichte Titelnummer mit JEFF BECK als Gastgitarrist ist gekonnt und schürt das Feuer auf mehr. “Immortal” wären bestimmt gerne viele von uns und auch OZZY dürfte sich mittlerweile so vorkommen. Der Gute hat schließlich sehr wilde Zeiten hinter sich und einiges mitgemacht. Textlich scheint er das Ganze hier ein wenig zu verarbeiten. Mike McCready (PEARL JAM) steuert dazu ein sehr fulminantes Gitarrensolo bei. Auch das Main-Riff ist sehr eingängig und der Song geht gut ins Ohr.
Mit “Parasite” erschafft OZZY OSBOURNE sogar eine weitere Hitnummer zumindest nach meinem Geschmack. Das außerordentlich gelungene Sabbath-typische Riff geht mir sofort ins Ohr. Der Ton und Stil von ZAKK WYLDE sind hier unverkennbar an der Gitarre zu erkennen, großartig.
Dass sich die beiden BLACK SABBATH-Partner TONY IOMMI und OZZY OSBOURNE noch mal zusammentun würden nach den letzten Strapazen war nicht unbedingt zu erwarten. Dabei ist mit “No Escape From Now” sogar ein wahnsinnig guter Song entstanden, auf den beide mit Wohlwollen blicken können. Besonders im zweiten Drittel fährt der Song einen interessanten Rhythmus samt genialem Riff auf. Hoffentlich erhalten wir noch mehr derartige Songs von den beiden.
Auch für “One Of Those Days” zieht sich OZZY ein Schwergewicht mit ERIC CLAPTON an und ja, der Song lässt die Blues-Phase des Gitarristen noch mal aufleben. Die Gitarrenmelodie ist wunderschön und macht auch in dem Fall Lust auf mehr. Wer hätte gedacht, dass Clapton derart gut mit der Stimme von Ozzy harmoniert. Auch die Hookline kann sich hier hören lassen und geht sehr gut ins Ohr. Und ja, Eric spielt tatsächlich ein WahWah, OZZY bestand darauf laut einem Interview - großartig.
Das Intro von “A Thousands Shades” klingt anschließend stark nach Folk, doch stattdessen handelt es sich hier um den markanten Gitarrensound von niemand anderem als JEFF BECK. Eine geniale Halb-Ballade inklusive Streicher und allem drum und dran. Eine wirklich wunderbare Nummer in bester OZZY-Tradition.
Nun hat ZAKK WYLDE für zwei Nummern noch mal die Klampfe im Anschlag. “Mr. Darkness” ist dabei typisch OZZY im textlichen und musikalischen Sinne. Beginnt ruhig, baut eine großartige Atmosphäre auf und explodiert dann in einem wahnwitzigen Riff und nimmt ordentlich Fahrt auf. In der zweiten Hälfte gibt es ein Tempo-Break, das sich ebenfalls hervorragend in den Song einfindet und für eine gelungene Abwechslung sorgt, zum Solo werden keine Worte benötigt. Ob bei “Nothing Feels Right” der Gitarrensound von “No More Tears” verwendet wurde, kann ich nicht mit Gewissheit sagen, aber zumindest erinnert er mich sehr stark an den Meilenstein von einst. Auch hier bietet der Song einiges an Abwechslung und macht einfach Laune, wenn auch keine so starke Hookline wie bei anderen Stücken vorhanden ist.
“Evil Shuffle” erklingt anschließend in bester BLACK SABBATH-Manier, zumindest wenn man nach dem Intro geht, anschließend klingt es sehr nach einem Ausflug in die 90er Jahre der OZZY-Karriere, was aber keineswegs schlecht ist und gut gelingt. Da eine Nummer mit TONY IOMMI nicht genug ist, legen die beiden mit “Degradation Rules” gleich noch eine nach, und hier ertönt sogar wie einst bei “The Wizard” die Mundharmonika.
“Dead And Gone” beginnt mit einem Bass-Intro und entwickelt sich zu einem anständigen Mid-Tempo Rocker, der von OZZYs unverkennbaren Gesang getragen wird. Der Refrain hat einen gewissen Charme und geht gut ins Ohr. Eine gute Nummer, die gegen Ende des Albums etwas untergeht. “God Only Knows” erinnert erneut an BLACK SABBATH und das Spätwerk “13”. Auch hier trägt OZZY den Song gesanglich sehr gut vor sich her. Mit “Darkside Blues” wird das Album mit einer kurzen bluesartigen Nummer passend zum Abschluss gebracht.
“Patient Number 9” überrascht mich sehr positiv. Ich hatte nicht wirklich mit einem neuen Album vom Madman und noch dazu einem so guten gerechnet. Die Vielzahl an Gastmusikern macht sich bemerkbar und beschert viel Abwechslung. OZZY-Fans werden hier voll auf ihre Kosten kommen. An seine Altwerke kommt auch “Patient Number 9” nicht heran, doch solche Vergleiche hinken ja immer massiv. Ich bin jedenfalls sicher, dass ich dieses Album auch in ein paar Jahren noch regelmäßig auf dem Plattenteller rotieren habe. Großartig. (Pascal)
Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 61:10 min
Label: Epic (Sony)
Veröffentlichungstermin: 09.09.2022
Bewertung: