Die „Wiederauferstehung“ von RAGE begann eigentlich bereits 2016 mit ihrem zweiundzwanzigsten Studioalbum „Speak Of The Devil“. Dieses läutete die Rückkehr zu den Wurzeln ein und Peter „Peavy“ Wagner und seine damaligen Mitstreiter Marcos Rodriguez und Vasillos Maniatopoulos vollzogen die Kehrtwende vom progressiven Stil der vorherigen Werke zurück zum Power Metal der früheren Alben. Seitdem steigerten sich die Herner mit jeder neuen Scheibe und legten mit dem erst 2020 veröffentlichten „Wings Of Rage“ gar ihre stärkste Veröffentlichung seit Jahrzehnten vor.
Doch wie schon so oft in der Vergangenheit sollte auch diese Besetzung leider nicht von Bestand sein und so trennte man sich schließlich in aller Freundschaft von Marcos Rodriguez. Am 12. Juni 2020 stellte man dann gleichzeitig mit der Veröffentlichung von „The Price Of War“ (ursprünglich zu finden auf „Black In Mind“ von 1995) mit Stefan Weber (ex-AXXIS) und Jean Bormann (ANGELINC, RAGE & RUINS) gleich zwei neue Gitarristen vor. Die Band ist also erstmals seit 1999 wieder als Quartett unterwegs.
Auf dem am 17.09. erscheinenden, bereits fünfundzwanzigsten Studioalbum „Resurrection Day“ ist die neue Besetzung nun erstmals über die volle Albumlänge zu hören. Bereits auf „Wings Of Rage“ gelang es RAGE alle Elemente der Bandgeschichte auf einer Scheibe zu vereinen. In Quartettstärke schafft es die Gruppe sogar noch eins draufzusetzen. So bringen die nicht mehr ganz so neuen Bandmitglieder Weber und Bormann ordentlich frischen Wind in den Sound von Rage.
Mit dem Intro „Memento Vitae Overture“ kehrt für einen Augenblick die Klassik zurück, ehe die Melodie beim anschließenden Titelsong wieder aufgegriffen wird. Und dieser hat es wahrlich in sich. Ganz klar eine Nummer mit Ohrwurmqualitäten und das erste Highlight auf „Resurrection Day“.
Mit dem vorab als Single veröffentlichtem „Virginity“, zu dem es auch ein Video gibt, geht es sofort nahtlos weiter. Das Lied kann man fast schon als Thrash Metal bezeichnen, während einem der Refrain „We were born from virginity, now we live in pain, live in fear, we have lost our virginity, did we all forget why we’re here?“ so schnell nicht mehr aus dem Kopf geht. Mit „A New Land“ liefern Peavy und seine Mannen eine tolle Mitsingnummer, welche man sich hervorragend im Liveprogramm, unterstützt von tausenden Fankehlen, vorstellen kann. Mit „Arrogance And Ignorance“ folgt direkt der nächste Höhepunkt.
Was ist denn hier los?
RAGE schütteln hier scheinbar mühelos Melodien und Riffs aus dem Ärmel, für die andere Musiker glatt ihren rechten Arm opfern würden. Mit „Monetary Gods“ liefern RAGE dann meinen persönlichen Lieblingssong auf „Resurrection Day“ ab. Doch obwohl das Album noch besser als sein Vorgänger die Trademarks der Band zu einem stimmigen Gesamtbild vereint, bietet es auch Neues. So ist „Travelling Through Time“ vom Renaissancekomponisten Georgio Mainerio inspiriert.
Lyrisch ist das Werk eine ehrgeizige Angelegenheit. Zwar handelt es sich hier um kein Konzeptalbum, trotzdem gibt es einen roten Faden. Wagner behandelt hier die Entwicklungsgeschichte der Menschheit unter philosophischen und psychologischen Gesichtspunkten. Die gängigen Klischees werden hier also eher nicht bedient.
Mit „Wings Of Rage“ legten RAGE die Messlatte bereits verdammt hoch. „Resurrection Day“ legt sie noch ein gutes Stück weiter nach oben. Langsam machen RAGE einem Angst. (Matthias)
Bewertung:
9,5 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 48:06 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 17.09.2021