RPWL - Tales From Outer Space

rpwl talesfromouterspaceNachdem man zuletzt zwei inhaltlich zusammengehörige Werke in schneller Abfolge veröffentlichte, gingen nun wieder fünf Jahre ins Land, bis die Freisinger neues Material veröffentlichen. Dabei waren sie in der Zwischenzeit alles andere als untätig, das Gesamtkonzept der beiden Studiowerke wurde für eine Liveaufführung in fast Rockoper-ähnlicher Manier aufbereitet. Davon zeugt die vor zwei Jahren erschienene DVD "A New Dawn". Nebenbei erinnerten sich RPWL auch an ihren größten Einfluss, dem sie auf mehreren Releases Tribut zollten. Doch nachdem die beiden Zyklen abgeschlossen waren, ging es wieder an das Komponieren von neuen Songs, die nun unter dem Titel "Tales From Outer Space" heraus kommen werden.

Wie der Titel schon andeutet haben sich die lyrischen Parameter verschoben, denn wo zuletzt viele philosophische Fragen im Raum standen, gibt es dieses Mal Science Fiction-Themen. Ein wirkliches Konzept wollen die beiden kreativen Köpfe Kalle Wallner und Yogi Lang nicht dahinter sehen, dennoch sind die Stücke thematisch unter eben jenem Fiktionsbanner verknüpft. Doch eine gänzlich weltentrückte Reise, wie man sie in der Progszene der Siebziger erlebte bietet die Scheibe nicht, immer wieder werden aktuelle Themen integriert.

Musikalisch lässt man es ruhiger angehen, so direkt, so progressiv, so angriffslustig wie auf dem Vorgänger waren sie ja noch nie, doch hier schlägt es fast schon ins Gegenteil um. So startet "A New World" mit Keyboardflächen denn auch sehr sanft, auch wenn sich nach einigen Steigerungen die sechs Saiten von Wallner melden. Diese übernehmen die flächige Atmosphäre und lassen eher an das straffe "Trying To Kiss The Sun" denn an das ätherische Debüt denken.
Da bleibt aber auf den mehr als acht Minuten wenig Raum, um mal etwas bissiger zu Werke zu gehen oder schräg zu experimentieren. Vielmehr haben es sich die Art Rocker doch deutlich in ihrer Nische bequem gemacht, vielleicht zu sehr. Wo zuletzt Werner Taus am Bass ein paar Akzente setzen konnte und sich auch sein Vorgänger Chris Postl immer wieder in Szene setzte, bleiben die vier Saiten hier eher blass. Der gute Kalle nutzt sie lediglich, um die tiefe Stimmung sphärisch zu untermalen.

Es lässt sich nicht verbergen, dass die Stücke teilweise zu lang geraten sind für das was sie beinhalten. Streckenweise zieht sich das ein wenig, auch wenn man sich in den Klangwolken stets wohlfühlt, die da am Himmel stehen bleiben. Man nehme nur die längste Nummer "Light Of The World", in welcher das Tempo nur marginal variiert wird, in zehn Minuten wäre Platz für die ein oder andere musikalische Exkursion. Wallner hält sich lange bei seinen schönen, am Neo Prog geschulten Leads auf, dazu sorgt der Einsatz von Streichern für ein bisschen Abwechslung.

Streicher gibt es auch in "Not Our Place To Be", welches von den Harmonien teilweise an die BEATLES erinnert. Zusammen mit dem psychedelischen Touch klingt das stark nach der Spätphase der Fab Four und bringt Farbe ins Spiel. Dennoch kann es nicht verhindern, dass es sich bei "Tales From Outer Space" um das konventionellste Werk der Formation handelt. Zeugnis davon gibt auch die abschließende Pianoballade "Far Away From Home", welche zwar überrascht, aber eben auch keine neuen Facetten einbringt.
Kein Ahnung, ob man das Gefühl hatte, sich zu weit von den Ursprüngen zu entfernen oder ob die Beschäftigung mit den großen Vorbildern Wirkung hinterließ. Jedenfalls schimmern frühe PINK FLOYD in "Welcome To The Freak Show" durch, eine Hommage an das "Time"-Intro inklusive. Eher an deren letzten Arbeiten ist "What I Really Need" geschult, das auch ein Stück weit den AOR-Faktor des Albums verstärkt. Die flirrenden Leads tönen jedenfalls verdächtig nach "Take It Back", auf dem sich Gilmour den Vorwurf auch gefallen lassen musste.

Nun ist das neunte Studiooutput von RPWL beileibe kein schlechtes, auch wenn sie mal stärker unterwegs waren. Doch dazu sind die beiden Hauptprotagonisten zu versiert und erfahren, als dass sie etwas Halbgares veröffentlichen würden. Sicher war die Band mal zwingender und mutiger, doch das Händchen für stimmige Komposition und feine Details hat sie immer noch.
Yogi Langs Stimme zaubert immer wieder schöne Melodien, und zusammen mit Markus Jehle gelingen ihm tolle Synthesizersolo, bei denen vor allem die Moogs entzücken. Sein langjähriger Partner tut es ihm mit seinen warmen Gitarrensoli gleich, da sitzt einfach alles auf den Punkt. Damit können die Bayern ihre Führungsposition in der deutschen Szene sicher behaupten. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 49:58 min
Label: Gentle Art Of Music/Soulfood
Veröffentlichungstermin: 22.03.2019

Wir benutzen Cookies
Für optimalen Benutzerservice auf dieser Webseite verwenden wir Cookies. Durch die Verwendung unserer Webseite erklären Sie sich mit der Verwendung von Cookies einverstanden