RPWL - God Has Failed - Live & Personal

rpwl liveandpersonalDie Corona-Krise grätschte so mancher Band in die Planungen hinein. Auch die Freisinger sind davon betroffen, denn nach dem Tourzyklus zum letzten Album "Tales From Outer Space" standen die Geschäfte im Zeichen des zwanzigjährigen Jubiläums vom Debüt "God Has Failed". Erst war eine kleine Tour angesetzt, dann drei Shows in der Bluesgarage Isernhagen, doch am Ende fiel alles dem Lockdown zum Opfer. So machten RPWL aus der Not eine Tugend und spielten das komplette Werk in ihrem Proberaum neu live ein. Als Ergebnis präsentieren sie den Mitschnitt davon als "God Has Failed - Live & Personal" in verschiedenen Formaten.

Natürlich ist bei einer Band, die so sehr auf ihr atmosphärisches Spiel setzt die visuelle Variante am interessantesten, auch wenn kein Publikum vorhanden ist. Doch den Herren sehr genau auf die Finger zu schauen ist für Musikliebhaber eine lohnenswerte Sache. Und da gibt es einiges zu entdecken, weil die Kameras sehr genau dabei sind, jede einzelne Falte in den Gesichtern offen legen. Dabei bleiben die Filmer komplett unsichtbar, wissen das Ganze aus der Distanz genauestens einzufangen, in der Totalen sieht man auch an und an die beiden Mischer.
Gerade beim Solo von Kalle Wallner in "Hole In The Sky (Part3)" ist man direkt dran an den sechs Saiten, fast überlebensgroß, man kann sich völlig auf sein Spiel konzentrieren. oder auch wie sich Frank Thumbach, der dieses Mal den Bass übernommen hat in den Soundwogen hin - und herwiegt. Auch die Tasten von Markus Jehle machen sich immer wieder im Bild breit, vor allem sein Flügel beherrscht wunderbar die Szenerie. Das unterstreicht die Atmosphäre der Titel, wenn man so genaue Einblicke in die Entstehung der Sounds hat.

Da man sich nicht an das Publikum wenden muss, steht die Formation im Kreis inmitten dieser Proberaumhalle, welche einen weiten Klang bietet. Das fördert die Interaktion untereinander, man kann sich gegenseitig in die Augen schauen und sich abstimmen, sich gegenseitig anstacheln, was sich natürlich im sehr tighten Vortrag auszahlt. Der wird noch hervorgehoben durch die Schärfe der Bilder, welche die klaren Linien der Melodien auf den Punkt bringen. Hier sehen wir eine Band, die sich im Hier und Jetzt völlig in ihre Kompositionen vertieft.
Wallner zupft sich durch ein ganzes Arsenal an Sechssaitern, agiert oft mit geschlossenen Augen und fühlt jeden Ton mit. Jehle sitzt meist hinter seiner Burg aus Nord - und Korg-Synthesizer und einem schönen analogen Modell und schwelgt mit dezentem Grinsen in den Klangwogen. Marc Turiaux gibt mit lässiger Handhaltung den Takt vor und akzentuiert die melodischen Vorgaben. Yogi Lang wirkt ohne den Kontakt nach draußen etwas nervöser, am liebsten scheint er sich an seinem Moog festzuhalten und hat die viel Freude mit seinem Effektgerät.

Das fehlende Publikum führt auch dazu, dass die Instrumentenwechsel komplett auf schwarz geblendet werden, bevor die Band erneut im stimmungsvollen Licht auftaucht. Natürlich hätte es etwas gekünstelt ausgesehen, wenn sich beispielweise Wallner und Jehle alleine für "Leaving" mit Klampfe und Pianobar barselig platzieren, so nutzte man das Stilmittel der Leere, um auch aufzuzeigen, dass da eben etwas Wichtiges fehlt. Letzten Endes ist das auch das Manko der Veröffentlichung, so stark die Performance auch sein mag, die Band trifft sich im intimen Rahmen, aber ihr Funke verpufft in der Weite des Raums.
Klangtechnisch weiß "God Has Failed - Live & Personal" ebenso zu überzeugen, mit all der Erfahrung versteht es die Formation ihren Titel etwas mehr zu geben, der voluminöse Sound des Originals gewinnt hier an Schärfe, die Riffs sind kantiger. "Crawl To You" tönt psychedelischer, überhaupt kommen die einzelnen Instrumente besser zur Geltung und "In Your Dreams" sucht mit mehr Kraft die Nähe zu "Momentary Lapse Of Reason". Für zusätzliche PINK FLOYD-Momente sorgen auch die Backgroundgesänge von Bine Heller und Caroline von Brünken, rot und blond im Duett, das hat in der Musikgeschichte schon öfter gut harmoniert.
Doch nicht nur die Art Rockurväter haben ihre Spuren hinterlassen, in der Neubearbeitung kommen die BEATLES-Einflüsse von "Wait Five Years" oder "Carzy Lane" deutlich zum Vorschein. Wie RPWL das Werk neu entdecken macht die Sache durchaus lohnenswert, so kommt doch etwas Livefeeling auf, weil das Spiel so gut visualisiert wurde. Dennoch werde ich nie ein Freund solcher Unterfangen, weil es sich unwirklich anfühlt, ein Funke der nichts zum Überspringen findet. Wie eingangs erwähnt, macht das aber bei Musik, die auch aus Zuhören besteht ein wenig Sinn und lässt den Zuschauer seine Konzentration nur auf die Arbeit der Protagonisten lenken. (Pfälzer)

 

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 67:35 min
Label: Gentle Art Of Music
Veröffentlichungstermin: 30.04.2021

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