The Night Flight Orchestra - Skyline Whispers (Re-Issue)

nightflightorchestra skylinewhisperersDerzeit ist die Truppe in aller Munde, im Herbst steht eine große Europatournee an, doch die Anfänge waren etwas holprig. Auf dem kleinen italienischen Label Coroner Records veröffentlichten die Schweden zwei Alben, bevor man von Nuclear Blast unter Vertrag genommen wurde. Aufgrund der durch den Erfolg gewachsenen Nachfrage legt der deutsche Szeneführer nun diese beiden Scheiben wieder auf. Im Zuge des Erstlings "Internal Affairs", der damals schon grob die Richtung vorgab, wurden lediglich zwei Konzerte gespielt, bevor es an den Nachfolger "Skyline Whipers" ging. Mit der Hinzunahme von Gitarrist Sebastian Forslund war da auch die Besetzung komplett, welche auch heute noch Bestand hat, somit nahm die Geschichte ihren Lauf.

Weit weg vom Erstling steuert die Truppe hier nicht durch die AOR-Gewässer, doch man kommt der Stärke der beiden jüngsten Aufnahmen schon etwas näher. Fokussierter, direkter mit mehr Schwung nimmt man die guten Kritiken der Scheibe zuvor mit und entwickelt langsam den eigenen Stil. Natürlich ziehen sich solche Trademarks wie KISS-Riffs durch das gesamte Schaffen und kommen auch hier bei „All The Ladies“ zum Einsatz. Dazu werden sie ebenso wie bei „California Morning“ vom Vorgänger mit klimperndem Piano unterlegt, ohne hier aber in MEAT LOAF-Gefilde abzudriften, dafür fällt der Chorus etwas zu cheesy aus.
Einen Longtrack gibt es hier ebenfalls wieder, der auch recht ähnlich lässig groovend mit dezenten Blues-Anleihen beginnt. Im Gegensatz zu „Transatlantic Blues“ bewegt sich „The Heather Reports“ dann nicht in Hard Rock-Gefilde weiter, sondern eher hin zu jazzigen Progpassagen, wobei die Parts ebenso eigene Songstrukturen aufweisen. Die REO SPEEDWAGON-Referenzen kann man ebenso nicht abschütteln, woran sich bis zum heutigen Tag wenig geändert hat. Deren rock´n´rolliges Flair, das damals auf „Montreal Midnight Supply“ zu hören war gibt es hier in „Roads Less Travelled“, jedoch mit mehr Esprit.

Beim Opener standen sie ebenso Pate, wobei man hier schon die Blaupause für die späteren Up-Tempo-Auftaktnummern liefert. Zwar wirkt das Zusammenspiel von Orgel und Riffs noch etwas holprig, doch im Refrain nimmt „Sail On“ mächtig Fahrt auf. Was auffällt ist der stärkere Drive, auch wenn die Gitarren etwas gegenüber dem Debüt zurück gefahren wurden, vieles geht eindeutig in Richtung Achtziger. Der Stampfer „Living For The Nighttime“ kommt schon im Anschluss mit Disco-Synths und ein paar elektronischen Spielereien daher. Noch knalliger präsentiert sich danach das lässige „Stiletto“, dessen Chorus förmlich explodiert. Fast schon im New Wave watet „I Ain´t Old I Ain´t Young“, auch der Basslauf passt in jene Ära des Pop Rock mit Bands wie CUTTING CREW.

Daneben gehen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA mutiger zu Werke, was sich positiv auf die weitere Karriere ausgewirkt hat. In „Lady Jade“ versuchen sie sich mit abgedrehtem Bassfiguren an den funkigen DEEP PURPLE der Coverdale-Phase, um dann im Refrain den Bogen zu SUPERTRAMP zu spannen. Sogar noch größer funktioniert die Melange zwischen ruhigen, flirrenden Akustikmotiven und dem aggressiven Antritt in „Demon Princess“. Plötzlich duellieren sich Orgel und sechs Saiten im selben Thema, zu dem sich die Drums bis hin zur DoubleBass steigern. Gemäß dem Titel bauen die Schweden in „Spanish Ghosts“ ein paar Flamenco-Elemente ein, wobei diese ein wenig mit dem schleppenden vom Synthesizer getragenen Tempo kollidieren.

Damit legt die Formation den Grundstein zum Durchbruch, der dann mit „Amber Galactic“ gelingen sollte. Hier konnten sie ihre irrwitzigen Einfälle noch deutlich er auf den Punkt bringen, den Popappeal homogener mit der rockigen Attitüde verbinden und so die Hits kreieren, welche die Szene in Aufregung versetzten. Die Neuauflage von „Skyline Whispers“ kommt ebenfalls mit einem Zusatztrack und erweitertem Artwork daher, wobei der Titelsong lediglich ein Keyboardinstrumental ist. „September You´re A Woman“ treibt mit dem vielleicht bandtypischsten Rhythmus des gesamten Albums daher, zu dem Piano und Orgel eher verhalten agieren. (Pfälzer)

 

Pfaelzer0,0 - / 10


Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 60:50 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 23.11.2018