Interview mit Alex Kraft (Dezperadoz)

Mit „Moonshiner“ veröffentlichen DEZPERADOZ just heute nach sieben Jahren ihr neues Album. Mit den Heidelbergern verbindet mich mehr als man zunächst denken mag. Nicht nur die Tatsache, dass ich selbst zwei Jahre in Heidelberg gelebt habe, sondern auch, dass Alex mir in einem privaten Chat mitteilte, dass er in den Achtzigern nicht weit weg von meiner Grundschule seinen Proberaum hatte. Ja Leute, die Metalwelt ist ein Dorf. Im Interview äußert sich Alex unter anderem über die Geschichte hinter dem Album, warum „River“ seinem Vater gewidmet ist und über so einige andere Themen.

Matthias: Hallo Alex, wie geht es dir?

Alex Kraft: Howdy!!! Mir geht es sehr gut und ich bin voller Elan und Energie endlich los zu starten und mit den neuen Songs auf die Bühne zu gehen!!

Matthias: Ihr veröffentlicht am 21.06. mit „Moonshiner“ euer neues Album. Wie zufrieden bist du denn mit den bisherigen Reaktionen?

Alex Kraft: Sehr, sehr zufrieden und ich freue mich tierisch so viele positive Feedbacks zu bekommen.

Matthias: DEZPERADOZ gibt es seit 24 Jahren. Ist es eigentlich schwer nach all dieser Zeit noch motiviert und kreativ zu sein?

Alex Kraft: Nein nicht wirklich. Musik ist mein Leben und die Inhalte der Songs meine Inspiration.

Matthias: „Moonshiner“ ist ein weiteres Konzeptalbum. Ist es einfacher, wenn man bereits mehrere Werke veröffentlicht hat, die eine zusammenhängende Geschichte erzählen?

Alex Kraft: Für mich muss ein Song Sinn machen und ein Album wie ein Theaterstück oder guter Spielfilm sein. Ich bin noch aus der Generation, die sich ein Album am Stück angehört hat, es als Gesamtwerk hört. Klar bringe ich in den einzelnen Songs textlich auch Aussagen und Themen unter, die auch Parallelen zu mir sehr wichtigen Themen beschreiben, gerade wenn man die gesellschaftliche Entwicklung ansieht konnte ich doch hier recht viele Dinge verarbeiten.

Matthias: Die Texte des Albums handeln von der amerikanischen Prohibition. Wie kamst du auf die Idee darüber zu schreiben und musstest du viel recherchieren?

Alex Kraft: Ich hatte nach der „Call Of The Wild“ schon mit dem Schreiben für ein neues Album angefangen, als Corona kam. Dinge die „normal“ waren, waren plötzlich absurd, geächtet und gar verboten. Das kam mir „bekannt“ vor und da ich ja mit DEZPERADOZ immer durch die verschiedenen Zeiten des Wilden Westens reiste, passte das perfekt in die Zeit der „Depression“-Weltwirtschaftskrise-Prohibition usw. Ich erkannte viele „Muster“ wieder, die in beide Zeiten passten (umso mehr muss man aufpassen und aus diesen Zeiten und was darauf folgte lernen!!)

Matthias: Ihr wart ja so ziemlich die erste Band in Deutschland, die Country und Metal vermischt hat. Wie kam es zu der Idee?

Alex Kraft: Ich war immer schon als Kind (in den 70igern aufgewachsen) ein Fan von Spaghetti-Western und deren Art und Flair, gegenüber den „glatten“ Hollywoodwestern, die ich langweilig und viel zu sauber, zu „heroisch“ fand. Italowestern dagegen spannend. Sergio Leone und Musik von Ennio Morricone. Ich fand das vom Musikstil immer sehr sehr hart, bedrohlich, staubig und dreckig, genial.

Matthias: Bei „Straight Between The Eyes” wirst du erneut von Tom Angelripper unterstützt. Wie kann man sich die Zusammenarbeit vorstellen? War Tom mit euch im Studio oder hat er seinen Part separat eingesungen.

Alex Kraft: Tom hat in Walldorf (bei uns hier im Heidelberger Eck) eingesungen und ist ja noch immer gerne und öfter zu Besuch.

Matthias: Du bist auch bei DIRTY DEEDS aktiv. Was ist schwieriger Songs anderer Bands zu covern oder selbst zu komponieren und kann man das überhaupt vergleichen?

Alex Kraft: Ohne AC/DC wär ich wohl nicht zur Gitarre gekommen. Ich habe mir 1978 die "Powerage" geholt, Luftgitarre dazu gespielt und sie hat mich nie mehr losgelassen. Bestimmt hat mich auch der Stil von Angus und Malcolm sehr beeinflusst und es sind meine Roots im Gitarrenspiel. Eigene Songs schreiben ist was komplett anderes, wobei man dennoch zum Glück immer den Rock ’n´ Roll in jedem Song hört.

Matthias: Hand aufs Herz, hast du je „Schwarzgebrannten“ probiert?

Alex Kraft: Selbstverständlich.

Matthias: Wie kamst du zum Singen und hattest du je Unterricht?

Alex Kraft: Ich habe Musik studiert und habe Singen auch gelernt.

Matthias: Ich höre bei deinem Gesang verschiedene Einflüsse aus verschiedenen Genres. Gibt es einen Stil, der dir besonders liegt oder ist dir Vielseitigkeit wichtig?

Alex Kraft: Tatsächlich bin ich ein Fan von 50er Jahre Swing/Jazz. Sinatra, Nat King Cole, Dean Martin. Das Timing, die Tonwahl, der Stil ist gesanglich mein Ding und passt zu mir.

Matthias: Du hast „River“ deinem Vater gewidmet. Kannst du mir mehr über den Song erzählen?

Alex Kraft: Mein Vater war (wie auch meine Mutter) eine sehr starke Persönlichkeit, ein auch äußerlich sehr starker Mann. er war „unbesiegbar“. Er war mit uns (Kindern) immer viel in der Natur unterwegs. Wandern, Spazieren, Bewegen, Laufen und reden.

Als er alt und leider zunehmend dement wurde, waren es für mich die intensivsten „Spaziergänge“ mit ihm durch den Wald, oder am Neckar. Hier war er für kurze Zeit „KLAR“ und es tat ihm gut. Wir haben viel geredet und quasi schon von einander verabschiedet, während er durch die Jahre leider immer weiter weg ging...

Matthias: Mit „Man Of Constant Sorrow“ covert ihr einen Song aus “O Brother, Where Art Thou?”, der im Film von George Clooney gesungen wird. Wie kam es dazu und hast du dich bewusst dazu entschieden die Nummer anders zu singen?

Alex Kraft: Nein, der Song ist eine alte Volksweise, was perfekt in diese Atmo passte. Habe mir da keine Gedanken gemacht, sondern stilecht drauf auf die Mütze :-)

Matthias: Hast du einen Lieblingswestern?

Alex Kraft: "Leichen pflastern seinen Weg“ - LL Grande Silenzio, oder The great Silence ;-)

Matthias: Vieles auf „Moonshiner“ erinnert an einen Soundtrack. Könntest du dir vorstellen Filmmusik zu schreiben?

Alex Kraft: Absolut, wenn es der richtige Film ist. Ich schreibe auch Werbemusik für Trailer.

Matthias: Mein Lieblingssong auf dem Album ist „Evil Wayz“, der mich ein klein wenig an SKID ROW zur Zeit von „Slave To The Grind“ erinnert. Wolltet ihr „Moonshiner“ bewusst mit einer härteren Nummer beginnen?

Alex Kraft: Ja. Ich lade zu meinen Alben die Hörer mit der ersten Nummer quasi immer ein.

Matthias: Schaust du dir eigentlich „Moonshiners“ auf DMAX an?

Alex Kraft: Nein.

Matthias: Zwischen „Call Of The Wild“ und “Moonshiner” liegen sieben Jahre. Hättest du dir gewünscht, dass es schneller gegangen wäre oder bist du der Meinung, dass es gut ist, dass die Songs sich währenddessen entwickeln konnten?

Alex Kraft: Beides. Es ist wie es ist und das ist gut so. Wie schon oben gesagt, habe ich wegen der Coronazeit nochmal neu angefangen, was für dieses Album sehr gut ist und sich hier sehr viel „Echtes“ entwickeln konnte.

Matthias: Wie kamst du zur Musik?

Alex Kraft: Familie. Großvater leidenschaftlicher Sänger, Vater Klavier, Trompete, klassische Instrumente, meine Mutter Akkordeon, Gesang. Bruder Keyboarder, Gitarrist usw. Meine erste Band mit 8. Trompete Klavier und Gitarre von Daddy gelernt. Mit JAIL in den 90gern der erste Plattendeal.

Matthias: Gibt es etwas, dass du den Fans noch mitteilen möchtest?

Alex Kraft: Ja, 100.000 Dank, dass meine Musik verstanden wird und ich das schon so lange machen darf!

Matthias: Danke für deine Zeit.

Alex Kraft: Ich habe zu danken. Danke für das Interesse!

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