Two Fires - Burning Bright

twofires_burningbrightEs gab einmal eine schlimme Zeit, in der JOURNEY nicht existent waren. Gut, so etwas Ähnliches haben wir momentan auch, denn in diesem Jahr werden die Melodicrock-Götter wohl nicht mehr nach Europa kommen. Nachdem sie uns in den letzten vier Jahren immer mit Konzerten beehrt hatten bekommt man schon Entzugserscheinungen.
Die waren vor allem Ende der Achtziger bis Mitte der Neunziger noch viel größer, als sich die Band zwischenzeitlich aufgelöst hatte. Zuvor bestand der kreative Kern nur noch aus dem Dreigestirn Schon/Perry/Cain, welches zusehends im Mainstreamfahrwasser schiffte. Die damals auf das Abstellgleis geschobenen Ross Valory, Greg Rollie und Steve Smith hoben daher zusammen mit Sänger Kevin Chalfant und Gitarrist Josh Ramos das Projekt THE STORM aus der Taufe.
Die beiden waren es auch die sich anschließend unter TWO FIRES formierten und 1990 ihr Debüt veröffentlichten. Doch auch diese Formation zerstreute sich schnell in alle Winde, Ramos stieg unter anderem als Ersatz für Neal Schon bei HARDLINE ein. 20 Jahre später nahm der Frontmann den Faden wieder auf und spielte zusammen mit unterschiedlichen Musikern „Burning Bright“ ein.

 

Man muss kein Prophet sein um sich die musikalischen Direktiven dieses Silberlings auszumalen. Geboten wird erneut sehr melodischer AOR mit einer teilweise sehr Pop-lastigen Schlagseite. Heute nicht mehr gerade zeitgemäß, aber bei gegebener Qualität immer gerne willkommen.
Schon der flotte Opener „Is It Any Wonder“ zeigt mit seinen Lead-Fills klar wer hier Pate stand. Der eingangs erwähnte Einfluss der Genregrößen scheint immer wieder durch. Das folgende „Lost In The Song“ wird eher von offenen Akkorden nach vorne gebracht, während sich bei „Epic In The Night“ ziemlich glatte Synthesizer über die akzentuierte Gitarrenarbeit legen.
Kerniger geht es im Titelsong zu, der mit ein paar ordentlichen Riffs eingeleitet wird, die sich im weiteren Verlauf öfter mit dem Piano duellieren. „Hold On To Your Dream“ zitiert zur Abwechslung einmal BRYAN ADAMS, während „Relentless“ recht schwerfällig rockt.

Die Stärken haben TWO FIRES dann wenn sie den Blues in ihre Kompositionen einlassen, wie im schönen „Some Things Better Left Unsaid“ oder dem mit Orgeltupfern versehenen „Still In Love“. Das sind nicht die einzigen ruhigen Tracks auf „Burning Bright“, als Rausschmeißer weiß auch die Pianoballade „All For One“ anfangs zu gefallen. Doch der Chorus driftet derart in den Kitsch ab, dass es schon übel ist. Hatte ich vorhin noch einen kanadischen Singer/Songwriter erwähnt, der hatte mal ein Stück gleichen Namens, das war gleichermaßen seicht.

Das ist auch das Hauptproblem bei dieser Scheibe, gerade in den Refrains wird derartig dicht die Pop-Schiene gefahren, dass es streckenweise zu viel für ein Rockalbum ist. Die Melodielinien sind oft zu schnulzig und gefällig, teilweise belanglos ausgefallen Dazu offenbart die Produktion keinerlei Ecken und Kanten, die Keyboards verwässern zuviel und die „Uhuuh“-Chöre werden inflationär eingesetzt.

Das alles ist zwar noch kein Indiz für ein schwaches Album, aber wenn ich die Soloscheibe ihres Labelkollegen TERRY BROCK heran ziehe, die ich letzten Monat besprochen habe verliert TWO FIRES auf der ganzen Linie. Hier fehlen die richtig zündenden Ideen und die knalligen Arrangements mit denen besagtes Werk punkten konnte. Bezeichnenderweise ist das stärkste Lied „Some Things Better Left Unsaid“ eine Gemeinschaftskomposition mit JOURNEY-Saitenhexer Neal Schon. Technisch ist „Burning Bright“ zwar einwandfrei umgesetzt, dennoch ein klarer Fall von Alles schon Tausend Mal besser gehört. (Pfälzer)

 

Bewertung: 5,5 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:01 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.09.2010