Beasto Blanco + Dätcha Mandala + I Ya Toyah (18.11.2025, Frankfurt)

Nachdem BEASTO BLANCO vor einem Jahr als Special Guest der DEAD DAISIES gewaltig abgeräumt hatten, stand für mich fest, dass ich sie unbedingt als Headliner erleben möchte. Im November 2025 spielten BEASTO BLANCO zum Abschluß ihrer Kinetica-Tour nun erneut in Frankfurt, diesmal im kleinen Club „Das Bett“. Neben der Vorfreude auf ein aufregendes Konzert stand also mal wieder eine mir unbekannte Frankfurter Konzert-Location auf der Tagesordnung. Also nichts wie hin in die Rockcity zum Clubtesten.

Bereits am Eingang präsentiert sich das Bett ganz nach meinem Geschmack. Tiefentspanntes freundliches Personal und null Stress beim Einlass, selbst als drei Fotografen hintereinander anstehen. Was mit „heute sind ja mehr Fotografen als Zuschauer da“ gemeint ist, wird sogleich klar. Eine knappe Stunde vor Konzertbeginn verlieren sich leider gerade einmal zwanzig Leute in der kleinen Halle. Alleine schon wegen der Location ist das völlig unverständlich. Ich fühle mich sofort wohl, der Club atmet geradezu Rockmusik. Immerhin, weder am Merchandise Stand noch am Tresen werden heute längere Wartezeiten zu erwarten sein. Bis zum Auftritt der ersten Band füllt es sich immerhin noch ein wenig, aber mehr als 100 Zuschauer werden es nicht sein an diesem Abend.

Ansonsten fehlen jegliche Absperrungen an den Seiten der Bühne, auch ein Graben ist nicht vorhanden. Alle sind extrem nah an den Bands dran, was an diesem Abend viele spannende Situationen und ungewöhnliche Perspektiven verspricht. Das ist der Himmel für Fans und Fotografen!

I Ya Toyah

Beim plaudern am Merchandise-Stand stellt sich heraus, dass mit I YA TOYAH eine weitere Vorband den Abend bestreiten wird. Wobei Band in diesem Fall nicht so recht zutrifft. Denn die polnisch stämmige Amerikanerin Ania Tarnowska bezeichnet sich gerne als One Woman Army. Und so steht sie alleine auf der Bühne, singt, schreit, spielt Gitarre und wechselt immer wieder zu den Keyboards. Damit kreiert sie erstaunlich komplexe Sounds und einen schrillen faszinierenden Mix aus verschiedensten Stilen von Electro über Wave bis hin zu Metal Elementen. Großartig inszeniert sie sich dabei unmittelbar vor einer Videoleinwand. Besonders gut gelingt das während „I Am The Fire“ und dem DEPECHE MODE Cover „It’s No Good“. Da wird die Musik in Kombination mit den flirrenden Farbexplosionen auf der Leinwand zu einem audiovisuellen Gesamterlebnis das vom Publikum mit viel Applaus bedacht wird.

Setlist Toyah:
Drama Intro
I am the Fire
Vast Spaces
Denial
Pray
It's No Good
Panic Room

Toyah Berichtsfoto 001Toyah Berichtsfoto 002

Dätcha Mandala

Die Bühne ist schnell bereit für die folgende Band. Wichtigstes Utensil scheint zunächst ein Räuchergefäß, das ehrfürchtig auf dem Basslautsprecher platziert wird und schnell den typischen Räucherstäbchen Duft im gesamten Raum verbreitet.

DÄTCHA MANDALA starten mit viel Energie in den Auftritt. Das französische Trio um Sänger und Bassist Nicolas Sauvey, Gitarrist Jérémy Saigne und Jean-Baptiste Mallet am Schlagzeug gibt es bereits seit 2009. Sie selbst sehen sich als Psychedelic Rock Band mit Heavy Blues Elementen. An diesem Abend höre ich aber auch viel Stoner Rock heraus und irgendwie auch ein wenig MOTÖRHEAD-Sound. Ob das am herrlich verzierten Rickenbacker Bass liegt, den Nicolas Sauvey spielt? Allerdings erinnert seine hohe Stimme doch eher an die großen Vorbilder LED ZEPPELIN, oder an Bands wie KAISER FRANZ JOSEF.

Das Trio kommt überaus sympathisch daher, erst recht als sich Nicolas Sauvey ein Notizbuch schnappt und den Song „You Make Me Feel“ auf Deutsch ansagt. Zum Song „She Sad“ bekommen sie auch noch Verstärkung von BEASTO BLANCO Gitarrist Chris Latham. Die sichtlich von seiner Unterstützung begeistert Band spielt sich von nun an in einen regelrechten Rausch. Nicolas und Jérémy wirbeln über die Bühne und rocken gewaltig. Der Mikrofonständer hat nun keinen leichten Stand mehr und wird heftig malträtiert, am Ende kniet Nicolas völlig entkräftet zwischen den Lautsprechern. Das Publikum feiert die drei begeistert. Auch danach kann man herrliche Szenen am Bühnenrand beobachten, als sich Nicolas noch immer auf Knien eine ganze Weile offensichtlich sehr herzlich mit den Fans unterhält.

Dätcha Mandala Berichtsfoto 001Dätcha Mandala Berichtsfoto 002

Beasto Blanco

Mit den ersten Klängen des Intros wird die kleine Bühne in blaue und rote Lichtbänder getaucht. Sichtlich gut gelaunt starten BEASTO BLANCO mit „Run For Your Life“ in einen denkwürdigen Abend, vom ersten Ton an entsteht eine energiegeladene, prickelnde Atmosphäre. Das liegt auch an den Fans, denn obwohl nicht zahlreich drängen sie sich unmittelbar vor der Bühne. Umgehend zeigt sich die vielzitierte Publikumsnähe der Band. Es wird viel kommuniziert, hier eine Blickkontakt, da ein High Five, dort eine Geste. Unglaublich sympathisch kommt das rüber und es ist an Chuck Garrics strahlendem Gesicht abzulesen, wie sehr er das genießt.

Passenderweise hat Calico Cooper im folgenden Song „Freak“ ihren ersten großen Auftritt. ALICE COOPERs Tochter zieht nun alle Blicke auf sich. Mit blau/pinkenen Dreadlocks und irrem Blick aus giftgelben Augen fegt sie dämonisch über die Bühne. Mitstreiter und Fans hält sie dabei mit krallengleichen Fingernägeln und einem Knüppel in Schach. Besonders der von mir zum Guitar Hero ausgerufene Chris Latham hat zu „leiden“, denn zu gerne nutzt Calico seine Haarpracht kräftig ziehend als Zügel. Herrlich ist es diesem Treiben zuzusehen, nach wenigen Minuten bereits scheint der gesamte Club gefangen im Cooper‘schen Universum. Da kommen „Beasto Blanco“ und das obligatorische „Feed My Frankenstein“ gerade recht, die Setlist ist ein Traum.

Überraschenderweise finden sich auf ihr mit dem bereits genannten „Run For Your Life“ und „Nobody Move“ nur zwei Stücke aus der aktuellen Platte „Kinetica“. Die haben es aber in sich und werden vom Publikum genauso abgefeiert, wie die älteren Kracher überwiegend aus den Alben „Beasto Blanco“ und „Live Fast Die Loud“. Egal ob „Grind“, „Motor Queen“, oder „Honey“, alles rockt heftig.

Spätestens jetzt ist das ein wildes ungezügeltes Erlebnis. Das Gitarren-Duo Garric und Latham läßt ein ums andere Riff durch die Marshall Boxen krachen, der zu Beginn so coole Jan LeGrow bearbeitet seinen Bass nun heftigst und Calicos Eskapaden bringen selbst Chuck Garric regelmäßig zum Lachen beispielsweise als sie plötzlich mit ihrer Beasto Blanco-Fahne im Publikum herumspaziert.

Immer wieder faszinierend sind die große Spielfreude der Band und Chuck Garrics Wandlungsfähigkeit vom coolen ALICE COOPER Basser zum wilden BEASTO BLANCO Frontmann. Als ausgewiesener Anhänger von Twin Guitar Bands wie THIN LIZZY begeistert mich besonders Chucks Zusammenspiel mit Chris Latham. Obwohl klein von Statur ist der für mich einer der ganz Großen, ein echter Könner.

Irgendwann entdecke ich auch die Mitglieder der beiden Vorgruppen im Publikum, ganz offensichtlich hält sie nichts mehr im Backstage Bereich. Ein weiterer Hinweis auf die besondere Atmosphäre unter den Bands, was mir auch Sänger Nicolas Sauvey von DÄTCHA MANDALA bestätigt. Er erzählt vom freundschaftlichen Umgang der Musiker miteinander, die alle zusammen in einem Tourbus durch Europa reisen. So etwas habe er in all den Jahren auf Tour noch nicht erlebt.

Da wundert es auch nicht, dass sie zum letzten Song „Breakdown“ mit Bier und allerlei BEASTO BLANCO Utensilien bewaffnet die Bühne bevölkern. Tatsächlich brechen jetzt endgültig alle Dämme: Calico liegt auf der Monitorbox in den Armen der Fans, Nicolas schwenkt die Fahne wie von Sinnen, Chris fällt beim Solo beinahe ins Publikum und Toyah mosht an Chucks Schulter. Ein Wahnsinn ist das, ich bekomme das Grinsen nicht mehr aus dem Gesicht. Nach dem obligatorischen gemeinsamen Foto aller Bands mit den Fans ist dieser gigantische Auftritt dann aber leider unwiederbringlich zu Ende.

Schnell die beiden anderen Fotografen abgeklatscht, dann verlasse ich das Bett noch immer lächelnd. In der kalten Frankfurter Nachtluft lasse ich diesen grandiosen Abriss Revue passieren. Was für ein hinreißendes Konzerterlebnis. Schade nur, dass so wenige Augen- und Ohrenzeugen mit BEASTO BLANCO im Bett waren. (Frank)

Beasto Blanco Berichtsfoto 001Beasto Blanco Berichtsfoto 002

Setlist Beasto Blanco:
Run for Your Life
Freak
Beasto Blanco
Feed My Frankenstein
Machine Girl
Grind
Nobody Move
Motor Queen
Beg to Differ
Dark Matter
Honey
Blind Drive
Out of Darkness
Breakdown

(Fotos Frank)