2024 erscheint von BRUCE DICKINSON endlich der Nachfolger zu seinem letzten Soloalbum “Tyranny Of Souls” aus dem Jahre 2005. Eine unfassbar lange Wartezeit, bei der man allerdings nicht vergessen sollte, wie viel beschäftigt dieser Mann ist und dass er in all der Zeit auch eine Krebserkrankung durchleben musste.
Dass er neben all der musikalischen Verpflichtungen mit IRON MAIDEN überhaupt noch Zeit für seine Soloband findet, grenzt an ein Wunder. Wieder mit dabei ist auch sein Gitarrist und musikalischer Co-Pilot Roy Z. “The Mandrake Project” klingt anders, anders gut und doch ist es nicht zu weit weg von seinem bisherigen Schaffen, aber auch nicht zu fordernd. Eigentlich genau das, was man sich von Bruce als Fan erhofft haben dürfte. “The Mandrake Project” ist eine Punktlandung geworden, und ich kann es noch immer kaum fassen, dass ich genau diese Worte an dieser Stelle verwende. Denn eines ist sicher, jemanden zufriedenzustellen ist 2024 nicht mehr einfach.
Bereits der Opener und vorab veröffentlichte Track “Afterglow Of Ragnarok” überzeugte mich beim ersten Hören sofort. Ein prägnantes Riff und Dickinson einzigartige Stimme wandern sofort in den Gehörgang und ganz ehrlich, das Riff verfolgt mich noch immer täglich. Eine großartige, epische Nummer und ein sehr guter Einstieg in das Album.
Eingängig wird es anschließend auch mit “Many Doors To Hell”, und damit wird sofort klar, dass nicht das gesamte Album im Stil des Openers daher kommt. Die düstere Stimmung wird etwas abgeklopft und heraus kommt ein schöner Mid-Tempo-Rocker, der bei Laune hält. Der Refrain zündet sofort und schon jetzt finde ich den Song einen heißen Anwärter für das Live-Set auf der kommenden Tour.
Mit “Rain On The Graves” folgt der nächste vorab verfügbare Song und hier hatte ich zuerst meine Probleme. Die gesprochenen Text-Stellen von Bruce rissen mich zunächst aus dem Gefühl vom Song etwas heraus. Etwas, das sich nach ein paar Durchläufen des Songs aber überraschend ändert, und mit den gelungenen abgestoppten Passagen von Roy Z gepaart ergibt der Song als Ganzes schlussendlich einen Sinn. Auch hier überzeugt wieder der gelungene Refrain, subtil mit Keyboard-Klängen angereichert. Eine coole Nummer, die zumindest bei mir zunächst ein paar Anläufe benötigte, doch das zeigt andererseits einmal mehr, dass BRUCE DICKINSON kein “Nummer sicher”-Album mit “The Mandrake Project” veröffentlicht, sondern durchaus Experimente wagt und nicht einfach nach einer Formel vorgeht.
Stampfend geht es mit “Resurrection Men” weiter, der das Tempo stark ausbremst und mit über sechs Minuten auch die Länge deutlich zum bisherigen Material toppt. Eine abwechslungsreiche und düstere Nummer, die gegen Ende an Freudigkeit gewinnt. Hier wird eindrucksvoll deutlich, wie stark BRUCE DICKINSON gesanglich noch immer ist und was er alles mit seiner “Air Sirene” (Anm. d. Red.: Bruce alter Spitzname) anstellen kann.
“Fingers In The Wound” setzt anschließend jene Freudigkeit musikalisch fort. Eine fröhlich klingende Nummer, die ebenfalls sehr viel Abwechslung bietet und sogar mit Streichern und orientalischen Klängen daherkommt. Auch wenn das beim ersten Lesen vielleicht wirken wird, als könnte der Song überladen sein, ist dem nicht so. Gekonnt wird hier ein musikalisch aufregendes Paket geschnürt, das auch keinen Fan erschreckt und in keiner Sekunde zu progressiv wirkt.
Das nun folgende “Eternity Has Failed” kennen sicherlich viele bereits in der IRON MAIDEN Version unter ähnlichem Titel von 2015. Die BRUCE DICKINSON-Version bietet hier noch mal einen etwas anderen Blickpunkt und dürfte für Maiden-Fans einmal mehr interessant sein. Welche Version schlussendlich besser gefällt, muss jeder für sich entscheiden. Thematisch passt die Nummer jedenfalls zu “The Mandrake Project”.
Mit “Mistress Of Mercy” geht es zunächst sehr düster und basslastig im Mid-Tempo los, bevor der Song dann etwas Fahrt aufnimmt. Eine schöne, abwechslungsreiche Nummer, die neben dem Bass vor allem von Bruce's Stimme getragen wird. Es ist unfassbar, wie hoch Dickinson damit noch immer kommt. Eine sehr gelungene, flotte Nummer.
“Face In The Mirror” erinnert mich anschließend stark an das Vorgängeralbum und spielt gekonnt mit akustischen Elementen. Tatsächlich höre ich hier sogar ein klein wenig Folk heraus, wobei das sicherlich nicht jeder so sehen wird. Der Refrain brilliert und setzt sich sofort im Gehörgang fest. Eine ruhige, starke und etwas nachdenkliche Nummer.
Balladesk inklusive Klavier wird es anschließend mit “Shadow Of The Gods”. Der Song kommt sehr episch daher und einmal mehr erschlägt einen förmlich der immer noch unfassbare Stimmumfang von Bruce. Ungefähr in der Mitte gibt es einen schönen Break, der dann wunderbar eine ganz neue Dynamik in den Song bringt und ihn dann in einem treibenden Rhythmus weiter nach vorne drückt. Das kam unerwartet, und noch dazu stammt der Song aus den damaligen Trinity-Sessions, welche seinerzeit für drei Sänger (Dickinson, Halford, Dio) erdacht waren, was aber bekanntlich anders kam. Ein Glück, dass wir diesen Song nun doch noch zu hören bekommen.
Mit “Sonata (Immortal Beloved)” findet das Album anschließend einen wirklich epischen, fast zehnminütigen Abschluss. Obwohl die Nummer mit dieser umfassenden Länge daher kommt, wirkt sie aufgrund der Abwechslung und den vielen Details nicht langweilig. Wie so oft bei derart ausufernden Stücken muss man sich darauf einlassen. Wer das an dem Punkt von “The Mandrake Project” aber noch nicht getan hat, ist im Grunde selbst schuld.
BRUCE DICKINSON ist mit “The Mandrake Project" genau das gelungen, was vielen anderen Bands meist nicht gelingt. Er hat einem hervorragenden Vorgänger einen hervorragenden Nachfolger beschert. “The Mandrake Project” ist mit jedem der zehn Stücke ein Volltreffer und ich kann tatsächlich für mich selbst keinen richtigen Kritikpunkt ausmachen, bis auf die alternative Version von “Eternity Has Failed”, aber das kann ich unmöglich als etwas Negatives gelten lassen. Ein Glück, dass Bruce bereits diesen Sommer nach Europa übersetzt.. (Pascal)
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 58:41 min
Label: BMG
Veröffentlichungstermin: 01.03.2024
Bewertung:
9,5 / 10
8 / 10
8,5 / 10
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