Als Paul Di’Anno 1977 bei IRON MAIDEN einstieg, mit denen er 1980 das selbstbetitelte Debüt und 1981 „Killers“ veröffentlichte, hätte er sicher nicht einmal im Traum daran gedacht, dass er 29 Jahre später bei einem Volksfest in der nordrhein-westfälischen Kleinstadt Waltrop auf der Bühne stehen würde. Man kann sich sicher fragen, wo IRON MAIDEN, deren Karriere nach dem Rauswurf Di’Annos 1981 mit seinem Nachfolger Bruce Dickinson geradezu durch die Decke ging, heute stehen würden, wäre der mittlerweile 61-Jährige noch ihr Sänger. Doch das Leben von Paul Di’Anno als bewegt zu bezeichnen grenzt schon beinahe an Untertreibung.
Und so folgte er am 27.08.2006, mit seiner damaligen Band PHANTOMS OF THE OPERA, einer Einladung der Stadt Waltrop auf dem dortigen Parkfest aufzutreten. Man muss sagen, dass die Vorstellung eines Heavy Metal Konzerts zwischen Riesenrad, Dosenwerfen und Zuckerwatte schon etwas Surrealistisches hat und eigentlich so realistisch ist wie ein Auftritt der SCORPIONS beim Maschseefest in Hannover.
Doch nach anfänglicher Skepsis, ob man den zum sonstigen Musikprogramm, das aus FURY IN THE SLAUGHTERHOUSE und SYDNEY YOUNGBLOOD bestand, passen würde, beschloss man das Konzert, welches für Bassist Gonzo und Schlagzeuger Dom quasi ein Heimspiel war, schließlich zu spielen. Die Show wurde damals vom Produzenten Thomas Mergler mit seinem mobilen Studio komplett mitgeschnitten. Die Aufnahmen waren jedoch aufgrund eines Fehlers der Monitorcrew unbrauchbar und wanderten daher in irgendeine Schublade.
Nach über 12 Jahren fand Mergler die Bänder zufällig wieder und es gelang die Aufnahmen, unter Zuhilfenahme moderner Technik, zu retten. Fast 13 Jahre nach dem Konzert wird das Ganze nun am 31.01. unter dem Namen „Hell Over Waltrop – Live In Germany“ veröffentlicht. Man merkt schnell, dass der Produzent bei den enthaltenen 14 Songs komplett auf Overdubs oder andere Tricks verzichtet hat und so kommen Stücke wie „Prowler“, „Murders In The Rue Morgue“ und „Remember Tomorrow“ so rüber wie sie an jenem Abend im Jahr 2006 wirklich gespielt wurden.
Der Klang mag nicht der beste sein, den man je auf einem Livealbum gehört hat, doch Di’Anno und seine Band präsentierten sich damals in bestechender Form und Spiellaune und man merkt „Hell Over Waltrop – Live In Germany“ in jeder Sekunde an, dass der Funke von der Bühne ins Publikum übersprang.
Die Scheibe ist sicher kein klangtechnisches Meisterwerk, aber auf jeden Fall ein authentisches Zeugnis eines einmaligen Auftritts, bei dem Paul auch stimmlich zu überzeugen wusste. (Matthias)
Bewertung:
8 / 10
Anzahl der Songs: 14
Spielzeit: 60:43 min
Label: Metalville
Veröffentlichungstermin: 31.01.2020