Tesseract - Altered State

tesseract alteredstateTESSERACT kommen aus England und spielen Prog Metal. So weit, so gut. Zum ersten mal ist mir die Band mit ihrem Beitrag auf dem „Thinking Man's Music“-Sampler aufgefallen (Liebe Century Media, wann kommt eigentlich endlich Teil 2? Das ist einer meiner Lieblingssampler, der auch heute noch regelmäßig seine Runden im Player dreht...). Da mochte ich die Band auf Anhieb. Doch dann war es sehr ruhig um den Fünfer. Das lag wohl vor allem daran, daß die Band tat, was sie schon seit Anbeginn ihres Bestehens tut: einen neuen Sänger suchen.

Denn „Altered State“ ist zwar erst das zweite Album der Band, man hat aber bereits den  vierten Sänger am Start. Nicht die besten Voraussetzungen also, um sich in der Szene zu etablieren. Ob dies der Band gelingen wird, bleibt abzuwarten, denn nicht nur die Sänger wechseln häufig, auch der Stil der Band ist eher speziell, weshalb die Bezeichnung „progressiv“ wohl einfach am ehesten paßt.

Dabei fordern TESSERACT ihre Hörer von Anfang an heraus. Der Opener „Of Matter - Proxy“ beginnt zwar sehr ruhig, wird dann jedoch zunehmend verwirrend, da einfach zu viele Soundeindrücke gleichzeitig auf den Hörer niederprasseln. Der sanfte Gesang kann da als Ausgleich kaum mithalten. Trotzdem kann man dem Song einen gewissen Charme nicht absprechen. Bei „Of Matter - Retrospect“, in das „Proxy“ nahtlos übergeht, kann man zeitweise nicht sagen, ob hier eine Sängerin oder ein Sänger am Mikro steht. Was jetzt weder Lob noch Tadel sein soll – denn es paßt einfach zum Song.

Dafür wird es mit „Of Matter - Resist“ und auch bei „Of Mind - Nocturne“ endlich mal richtig hart und die Band beginnt richtig zu rocken, was ihr sehr gut zu Gesicht steht. Sänger Ashe O'Hara zeigt hier so richtig was er drauf hat und man kommt nicht umhin zu erkennen, was für einen klasse Sänger sich die Band hier an Bord gezogen hat. Bleibt nur zu hoffen, daß der auch mal länger bleibt als seine Vorgänger.

Doch „Exile“ ist dann der erste Song des Albums, mit dem ich nicht so recht warm werden kann. Während die Instrumente sehr abgehackt klingen, liegt der Gesang ruhig und sanft darüber – insgesamt klingt das alles ja sehr „progressiv“ und auch experimentell, wird aber auch etwas langweilig. Nicht einmal, weil es einen anödet, sondern weil die Platte einfach wahnsinnig anstrengend zu hören ist und man allmählich keine Geduld mehr hat. Zudem ist das immer gleiche Stilelement „wirre Instrumentierung trifft ruhigen Gesang“ langsam doch mal ausgelutscht.

Neue Impulse gibt es dafür bei „Of Reality – Calabi-Yau“: Denn hier dürfen Blechbläser ran. Und ja, das paßt. Das klingt sogar richtig gut. Das find' ich mal richtig cool. So. Jetzt macht mir die Scheibe auch wieder Spaß. Außerdem wird es endlich mal wieder etwas rockiger. Das setzt man auch mit „Of Energy – Singularity“ fort, auch wenn der Song an sich etwas langatmig ist. Bei „Of Energy – Embers“ darf dann auch das Saxophon nochmal ran. Schön.

Insgesamt jedoch muß ich sagen, daß „Altered State“ ein sehr anstrengendes Album ist. Es passiert einfach so viel gleichzeitig, Musik und Gesang sind teilweise so gegensätzlich, daß es einfach schwerfällt zu folgen. Man kann natürlich versuchen, das alles einfach etwas außen vor zu lassen, dann kann man „Altered State“ auch durchaus genießen. Ich jedenfalls bin etwas hin- und hergerissen. Die musikalische Klasse ist unverkennbar, irgendwo ist alles auch stimmig, andererseits aber auch wieder nicht. Vielleicht muß man auch einfach selber Musiker sein, um den vollen Hörgenuß zu haben. (Anne)


Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 50:41 min
Label: Century Media
Veröffentlichungstermin: 24.05.2013

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