Sie gelten als der ewige Geheimtipp im melodischen Todesblei, trotz einigen guten Alben ist den Finnen der große Erfolg bislang verwehrt geblieben. Die Gründe hierfür sind vielfältig, angefangen bei der zahlreichen Konkurrenz in Skandinavien, bis eben zu einem instabilen Line-Up. Auch diesmal sind neue Mitstreiter an Bord, Erkki Silvennoinen ersetzt Toni Mäki am Bass. Dazu stockt man mit dem zweiten Gitarristen Joonas Koto die Formation wieder auf sechs Mann auf. Mit dem letzten Dreher "New World Shadows" war man bei Lifeforce Records gelandet, bei denen man auch wieder für "Beyond" das Vertrauen bekommt.Trotz der neuerlichen Umbesetzungen hat sich die musikalische Ausrichtung der Herren aus Suomi nicht merklich geändert. Das liegt aber auch daran, dass das Songwriting seit jeher zum großen Teil in den Händen von Markus Vanhala liegt. Nach wie vor steht eher auf Atmosphäre bedachter Melodic Death auf der Speisekarte, rohe Aggressivität sucht man hier vergeblich. Dafür entdeckt man viel von der landestypischen Melodieseligkeit und der den Finnen eigene Melancholie.
Bei „In The Rim“ entdeckt man viele weite, teils epische Passagen, die den Raum erfüllen. Die flirrenden Keyboardschwaden gehen in Richtung Siebziger, ein Fingerzeig, dass die progressiven Elemente noch verstärkt wurden. Vor allem das vielschichtige „Nightwalkers“ hat viele interessante Motive zu bieten, wenn sich thrashige Strophen mit schwerfälligen Läufen abwechseln.
Dazu variiert die Dynamik geschickt zwischen schwelgerischen Momenten und den schwermütig aufbrausenden Grunts von Jukka Pelkonen. Beim zweiten Longtrack, dem abschließenden „White Palace“ treten diese cineastischen Soundscapes noch mehr in den Vordergrund. Das perlende Piano umspült den Hörer, während psychedelisch angehauchte Bassläufe interessante Klangtupfer einbringen.
Insgesamt fällt „Beyond“ aber ein wenig direkter und heftiger aus als der Vorgänger, die Gitarren drücken wieder mehr auf das Gaspedal. Das Manko, dass sich wie auf „New World Shadows“ alle Songs wie ein endloses Intro anhören wurde hier deutlich verbessert. Schon nach dem Instrumental “LuoTo“ prescht „The New Dynamic“ mit schnellen Riffs nach vorne. Doch auch hier gibt es verspielte Sologitarren und sakral anmutende Vocals im Mittelteil. Einzig das von Leadfills flankierte„The Sonic Sign“ hält durchgehend das Tempo oben.
Das tut zwar im einzelnen Lied der Abwechslung gut, aber wenn sich in jeder Komposition alle Zutaten wiederholen, geht das zu Lasten des Wiedererkennungswertes. Da hätte man sich eventuell gewünscht, dass OMNIUM GATHERUM bei der verträumten Ballade „Who Could Say““ auf die modernen Axtattacken im Chorus verzichten. Mit ein paar knapperen Stücken mehr, bei denen keine allzu großen Dynamiksprünge gemacht werden, hätte man ihnen noch mehr eigenen Charakter verliehen.
Die Kompositionen sind reif und ausgefeilt, der Sechser wirkt sehr gut eingespielt, versteht es tolle Spannungsbogen zu erzeugen. Die Produktion drückt schön voluminös, was die geschickten Arrangements plastischer wirken lässt. Doch ein wenig mehr müsste man noch auf den Punkt kommen, noch ein höheres Verständnis dafür entwickeln was ein Song braucht. Auf „Beyond“ wäre weniger manchmal mehr gewesen, und ein Hit stellt sich nach wie vor nicht ein. Eine starke Scheibe, welche Szeneanhänger auf jeden Fall zufrieden stellen dürfte. Die Ansätze sind schon länger da, das Talent auch, es geht in die richtige Richtung, nur zum ganz großen Wurf reicht es erneut nicht. (Pfälzer)
Bewertung: 7,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 57:29 min
Label: Lifeforce Records
Veröffentlichungstermin: 22.02.2013
