Adagio - Archangels in black

adagio_archangels.jpgLange haben die französischen Prog-Powermetaler von ADAGIO an ihrem vierten Album gewerkelt. Schon Ende 2006 war das Material fertig gestellt, doch dann kam die Trennung von Sänger Gus Monsanto und man musste sich erst auf die Suche nach einem neuen Fronter machen. Dabei blieb man ähnlich international wie bei seinen Vorgängern. Denn die beiden ersten Scheiben der Formation hat der noch bei den Deutschen PINK CREAM 69 tätige Engländer David Readman eingesungen, sein Nachfolger stammte aus Brasilien. Der neue Mann Chris Palin ist nun gebürtiger Finne und schwingt in seiner Heimat das Mikro bei ESENCE OF SORROW. Mit ihm konnte nun endlich Mastermind Stéphan Forté „Archangels in black“ vollenden. Dabei korrigierte er auch die bisherige musikalische Marschrichtung ein wenig.

Schon in den Interviews, die er in der Studiophase abgegeben hat kündigte der alleinige Songschreiber der Truppe an, dass der neue Silberling noch düsterer und auch härter ausfallen würde. Da war von Aufbrechen des Stilkorsetts die Rede, und in der Tat schon die ersten Töne des Openers „Vamphyri“ klingen nicht allzu vertraut von den Franzosen.
Deftige, tief gestimmte Riffs bestimmen das Bild, der Hörer wartet hier eigentlich schon auf den Ausbruch in der Art von KATAKLYSM´s „Shadows and Dust“. Doch ganz in diese Gefilde will sich der Mann nun doch nicht begeben, geht er anschließend in seine vielfach gebotenen Soloausritte über. Ein leichter Einfluss von YNGWIE MALMSTEEN ist dabei nicht von der Hand zu weisen, vor allem die Gesangslinie klingt verdächtig nach dem schwedischen Exzentriker.

Das Bild ändert sich auch über die gesamte Dauer nicht, ständig wird man von Flitzefingersoli, Leadeinschüben und Klassikanleihen begleitet. Hier kommt auch das nächste große Vorbild zum Tragen, RHAPSODY aus dem Nachbarland Italien. Vor allem deren hymnenhafte Refrains scheinen ihre Spuren bei ADAGIO hinterlassen zu haben.
Doch auch Keyboarder und Co-Produzent Kevin Codfert hat seine Auftritte, immer wieder begibt er sich ebenfalls auf Soloausflüge, duelliert sich oft mit dem Meister Forté. Dazu bringt er ein paar schöne Piano-Läufe und bombastische Keyboardteppiche, die ein wenig das Tempo herausnehmen und geschickt die Dynamik variieren.

Doch diese von der Band bekannten Elemente werden immer wieder abgewechselt von den sehr kernigen Riffs, die sich der Chef dieses Mal aus dem Ärmel schüttelt. Dadurch entsteht ein Kontrast, der in meinen Augen zu gewagt ist. Mit Palin hat man zwar einen Sänger, dessen kräftiges Organ dagegen halten kann, der auch mal ein paar Screams und Grunts vom Stapel lässt. Mir persönlich gefällt aber eine melodischere Rockstimme wie die von Readman besser zu dieser Metalspielart.
Natürlich muss man sich als Band immer weiter entwickeln, aber den Kurs, den ADAGIO hier eingeschlagen haben werden einige alte Fans nicht mitgehen wollen. Nicht, dass der Einbau härterer und modernerer Anteile grundsätzlich verkehrt wäre, aber hier passt es nicht, die beiden Zutaten wollen sich nicht so recht vermengen. Manches klingt aufgesetzt und am Reisbrett entworfen.

Dadurch bleibt auch die Eingängigkeit, die aufgrund der geringeren Melodiefülle ohnehin etwas leidet auf der Strecke. Ich wage auch zu bezweifeln, dass sich Fans aus dem extremen Fach mit der immer noch stark im Powermetal steckenden Musik anfreunden können.
Somit ist das Experiment als gescheitert zu bezeichnen, da hilft auch die sicher vorhandene musikalische Klasse nicht wirklich weiter. Talent zum Songschreiben besitzt Forté bestimmt, hier hat er aber zu viel aneinander gestückelt. Und der ganz große Wurf, etwas völlig neues, in sich stimmiges zu kreieren gelang auch nicht, dazu fehlt dann doch die Eigenständigkeit. Unterm Strich bleibt da ein zwar interessantes, aber auch schwieriges Metalwerk, welches man erst einmal gründlich antesten sollte. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 6 / 10

Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 47:47 min
Label: Listenable Records / Soulfood
Veröffentlichungstermin: 06.02.2009

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