Als im Jahre 1997 das Debüt von HAMMERFALL erschien erwachte die Powermetal-Szene aus ihrem Dornröschenschlaf. Orkanartig wehte es monatlich neue oder längst vergessene Combos ins Haus, die Metal-Welt veränderte sich erdrutschartig. Eine dieser Formationen, die damals das Licht der Erde erblickten waren die Landsmänner der Heilsbringer, STEEL ATTACK. Nach einigen Jahren im Untergrund ging es dann recht schnell, 1998 erstes Demo und 1999 erschien dann ihr erster Longplayer „Where the Mankind fails“. Mittlerweile erschienen in schöner Regelmäßigkeit vier weitere Scheiben, und nun steht der sechste Streich „Carpe DiEnd“ in den Regalen. Und darauf weichen die Schweden nur wenig von ihrer traditionellen Linie ab, True Metal ist immer noch das Schlagwort. Schon die Klassik-Zitate beim titelgebenden Intro weisen Parallelen zu einer ihrer bekanntesten Landsleute auf, nämlich Yngwie Malmsteen. Diese begleiten einen dann in den Opener „The Evil in me" herüber. Der beginnt in der Strophe verhalten bricht dann aber heftig los und hätte so auch zu JUDAS PRIEST in Ripper-Zeiten gepasst. Im Refrain wird es dann gewohnt hymnisch, wie man es von dieser Band kennt.
"I keep falling" beginnt sehr rockig, bevor auch hier die Strophe wieder zurückgenommen wird. Diese schleppt sich dann eher zum bombastischen Refrain hin, der ein wenig an die Italiener RHAPSODY erinnert. Ein ruhiges Solo garniert das ganze und lässt eine Menge Abwechslung erkennen.
Diese braucht man auch, wenn man nicht auf der Stelle treten will, denn nur die Keule auspacken könnte auf Dauer schon etwas langweilen. So spielen STEEL ATTACK zwischen all den packenden, am US-Metal angelehnten Riff-Wänden, die auch schon mal etwas moderner („Perpetual Solitude") daherkommen mit verschiedenen Elementen.
Vor allem die bombastischen Anleihen sind verstärkt worden, oft ertönen fette Orchester-Parts wie die Streicher in „Crawl". Die verhallten, atmosphärischen Chöre erinnern fast schon an NIGHTWISH und Konsorten, was Fans etwas erschrecken könnte. Doch ganz so extrem verhält sich das nicht, denn auf Frauenstimmen wurde verzichtet. Selbst vor progressiven Einflüssen machen die Fünf nicht halt, wie bei „Angels" oder der ein oder anderen vertrackten Rhythmus-Struktur.
Die Trueness-Fraktion braucht sich aber trotzdem nicht zu fürchten, denn für genug Bang-Stoff ist gesorgt, man höre die abschließende Up-Tempo-Nummer "Beyond the Light" mit mächtigem Double-Bass-Geballer. Und das Duo Allan / Johansson zeigt sich gut eingespielt, begeistert mit ihrem zweistimmigen Spiel. Da ballern schon mal zwei Riff-Schichten aufeinander und bringen eine ganz besondere Dynamik ins Spiel. Auch im Solo-Bereich weiß man zu gefallen, vor allem im ruhigen Teil der Ballade „Entrance to Heaven denied".
Doch es ist nicht alles Gold was bei STTEL ATTACK glänzt, vor allem Frontmann Ronny Hemlin klingt phasenweise zu angestrengt, was den Melodien so manche Entfaltungsmöglichkeit raubt. Und die ganze Abwechslung in Ehren, vieles klingt ja auch ziemlich gut. Nur fügen sich die einzelnen Teile nicht so recht zusammen, es läuft bei den Arrangements nicht rund. Die Übergänge von harten Riffs hin zu ruhigen oder getragenen Parts sind oftmals zu harsch. Die Soloparts setzen zu überraschend ein, genauso meist der Gesang.
Hier hätte man sich etwas mehr Luft gewünscht um auf die vielen Details besser eingehen zu können. Die trockene Produktion tut ihr übriges dazu, dass einem die Songs trotz aller vielversprechenden Ansätze nicht so gut reinlaufen. Hier hätte man sich ein wenig von der Wucht der neuen BRAINSTORM abschauen sollen, aber das ist auch Geschmackssache.
Wer auf unverfälschten Powermetal steht kann hier aber nichts falsch machen, zumal die Truppe bei „Carpe DiEnd" um gute Songs bemüht ist. Für Traditionalisten immer noch starker Stoff, aus dem aber hätte mehr gemacht werden können. Dennoch muss man anerkennen, dass man sich auch entwickeln kann ohne seine Identität zu verleugnen. (MetalPfälzer)
Bewertung: 6,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 48:30 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 22.02.2008
