Blue October - Spinning The Truth Around (Part II)

blueoctober spinningthetrutharoundpartIIDie amerikanische Band BLUE OCTOBER macht es ihren Fans in den letzten Jahren nicht ganz so einfach. Einerseits ist die Band so produktiv wie noch nie und hat seit 2016 bereits fünf Alben veröffentlicht, andererseits boten alle diese Alben sowohl Licht und Schatten. Etwas, was für die erste Phase der Band zwischen dem Debüt „The Answers“ (1998) und dem siebten Album „Sway“ (2013) definitiv nicht gilt, alle Alben kann man als emotionale Achterbahnfahrten mit außerordentlich persönlichen Texten ohne Einschränkung für Musikliebhaber empfehlen. Alles, was danach kam, war dann leider überwiegend nur noch Musik, teilweise immer noch mit Magie ausgestattet, teilweise aber auch so gestaltet, dass der rote musikalische Faden fehlte.

Am ehesten waren dieser rote Faden und die Genialität der Band noch auf dem 2020er Album „This Is What I Live For“ zu spüren, das es auch in einer richtig tollen Doppel-Vinyl-Variante zu kaufen gab. Wie dem auch sei, die Band ist in den USA so erfolgreich wie noch nie zuvor, in Europe hingegen wurde die kleine Nische, in der man war, zunehmend noch kleiner, was man auch daran erkennen kann, dass es im deutschsprachigen Raum zu den letzten Alben kaum mehr eine Berichterstattung gegeben hat. Auch für das am 13.10. erschienene „Spinning The Truth Around (Part II)“ Album scheint das zu gelten, ein Grund mehr, mich mit dem Nachfolger des letztjährigen „Spinning The Truth Around (Part I)“ Album ausgiebiger zu beschäftigen.

Natürlich würde ich jetzt gerne schreiben, dass das aktuelle Album der Band wieder eine komplette Rückbesinnung auf die guten alten Zeiten sei, das würde aber wenig überraschend nicht der Wahrheit entsprechen. Auch „Spinning The Truth Around (Part II)“ bietet wieder Licht und Schatten und es wirkt nach wie vor so, als ob sich die Band nicht entscheiden kann, ob man jetzt eher entspannte Rockmusik für das amerikanische Radio oder doch lieber emotionale Musik über die Höhen und Tiefen des Lebens machen möchte. In die erste Kategorie passt meiner Ansicht nach auf gelungene Art und Weise das Stück „Leave Room For A Miracle“, das einen positiven Ansatz verfolgt, aber trotzdem spannend komponiert und gut produziert ist. Ähnlich verhält es sich mit „Last Look Moving Forward“, das sich in eine lange Reihe gut gemachter Songs der Band einreiht, denen aber die emotionale Tiefe der frühen Tage fehlt. Damit kann man immerhin noch gut leben.

Genau das Gegenteil ist dann wenig später „Down Here Waiting“, meiner Meinung nach der schlechteste BLUE OCTOBER Song, der je veröffentlicht wurde. Dieser tanzbare Beat geht gar nicht und dieser Song steht stellvertretend dafür, dass es teilweise schwer fällt, die letzten Alben mit der gleichen Begeisterung zu hören, wie man das bei „Consent To Treatment“ oder „Foiled“ immer wieder tun kann.
Wie so häufig liegt in jeder schlechten Sache dann auch etwas Gutes, denn was uns BLUE OCTOBER anschließend bei den letzten vier Songs des Albums präsentieren, ist dann wirklich gar nicht mehr weit von der Magie der ersten sieben Alben entfernt und ist dann im Ergebnis die Belohnung dafür, dass man sich erst einmal durch schlechtere Songs wie das trotz Gitarrensolo erstaunlich langweilige „Sideways“, das überproduzierte „All Is See Is You“ oder eben „Down Here Waiting“ durchhören muss.

Auffallend ist dabei, dass alle diese vier Songs in eine ruhigere und nachdenklichere Richtung tendieren, im Gegensatz zu Songs wie „Black Orchid“ oder „Hate Me“ gewinnt man als Hörer den Eindruck, dass es am Ende darum geht, das Licht am Ende des Tunnels zu sehen und nicht darum, dass man am Ende in einer Sackgasse landet, aus der es keinen Ausweg mehr gibt. So singt Justin am Ende davon, dass er ein besserer Mensch werden möchte („A Better Man“) und nicht mehr davon, dass das Leben keinen Sinn mehr ergibt. Auch „1222 Bay Oak Street“ ist im Kontext der Band ein spannender Song und wirkt wie die Fortsetzung von „The Worry List“ vom „Any Man In America“ Album. Und wenn dann am Ende von „A Better Man“ tatschlich die Violine von Ryan zurück ist, dann ist man als Hörer tatsächlich glücklich und zufrieden und man spürt nochmal ganz genau, warum die Band auf ihren ersten sieben Album so etwas ganz Besonderes war.

Zusammengefasst sind vier Songs des Albums herausragend, vier Songs sind gut und drei sind eher etwas zum Ignorieren, verglichen mit Alben wie „Spinning The Truth Around (Part I)“, das mir im letzten Jahr stellenweise ebenfalls richtig gut gefallen hat und „I Hope You’re Happy“, das mich von allen BLUE OCTOBER Alben am wenigsten begeistern konnte, ist das eigentlich eine ganz ordentliche Quote. Von daher ist die Bewertung hier auch Nebensache, man freut sich einfach darüber, dass etwa die Hälfte des Albums so intensiv ist wie schon lange nicht mehr und ich gehe davon aus, dass sich die wenigen Fans in Deutschland, die inzwischen noch übrig sind, ebenfalls darüber freuen werden. Nach "A Better Man" folgen auch noch zwei alternative Mixe, die keinen Mehrwert bieten, so kommt man am Ende auf 13 Songs. (Maik)

Bewertung: 

Maik 20168,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 62:00 min
Label: Up/Down-Brando Records
Veröffentlichungstermin: 13.10.2023

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