Viele Musiker werden sich in den nächsten Monaten zum aktuell alles bestimmenden Thema äußern, zumal auch keine andere Branche so betroffen ist, da ja sämtliche Liveaktivitäten still stehen. Aber auch um einfach ihre Meinung und Eindrücke zu äußern. Als eine der ersten reagierten die deutschen Hard Rocker darauf und unterbrachen dafür ihre Aufnahmen zum nächsten Studiodreher. AXXIS haben ja schon immer gerne Gesellschaftskritik in ihre Songs verpackt, wo man sie es bei der vordergründigen Spaßmucke nicht vermuten würde. Aus dem aktuellen Anlass entstand innerhalb kürzester Zeit mit „Virus Of A Modern Time“ eine nur digital erhältliche EP, die nun verfügbar ist.
Dabei handelt es sich nicht um neues Material, sondern um Studioeinspielungen von Songs, welche die Formation im Oktober 2007 zusammen mit dem Landestheater Schwaben in Memmingen aufführte. Da waren die Ruhrpott-Rocker für die musikalische Leitung des „Prometheus Brain Project“ zuständig. Mit dem Stück über den griechischen Gott der Vorsehung nahm man vieles vorweg, das heutzutage schief läuft in unserer Welt.
Der Mensch hat sich die Erde zu einem Dorf gemacht, die Globalisierung bringt die Menschen zusammen und viele Vorteile mit sich. Doch viele übersehen die Gefahren, die das mit sich bringt, denn die Menschheit ist nicht nur im Stande großes zu vollbringen, sondern auch sich selbst zu eliminieren. So scheiterte eine frühe Eingrenzung des Virus unserer Zeit vor allem an wirtschaftlichen Interessen und während die Menschen zuhause bleiben müssen, schwellen die Kämpfe am Hindukusch und in Syrien weiter.
Musikalisch könnte man AXXIS nun weniger in der Ecke vermuten, in der sich beispielsweise VIRGIN STEEL aufhalten, die ja schon öfter mit dem Landestheater Schwaben zusammen arbeiteten. So sind die Lieder von „Virus Of A Modern Time“ auch alles andere als theatralisch ausgefallen. Vergleichbar sind die Lieder am ehesten mit denen von „The Räuber“ ihrer deutschen Kollegen, als diese sich dem alten Schiller-Thema annahmen. Als weitere Parallele zu jenem Projekt erweisen sich die Texte die meist in Englisch gehalten sind, aber immer wieder deutsche Schlagworte mit einbauen.
Dass „Virus Of A ModernTime“ eher nebenbei aufgenommen wurde zeigt bereits der Opener „Babylon“, dessen rock´n´rolliges Riff deutlich rauer klingt al man von der Truppe gewohnt ist. Die im Laufe der EP immer wieder auftauchenden verzerrten Stimmen ändern da wenig an dem Eindruck, auch wenn sie eine gewisse zeitgemäße Note mit einbringen. Das Solo kommt nach einem kurzen Synthesizer-Zwischenspiel ebenso direkt, wobei beides durchaus Charme hat.
An traditionelle AXXIS erinnert eher der Titeltrack, der fast schon etwas retro-mäßig aus den Boxen kommt. Zwischendurch zieht das Tempo wie in besten Tagen an, während das Ende ruhiger ausfällt und in Keyboard-Schwaden aufgeht. Von der Nummer gibt es noch eine Videoversion, die eineinhalb Minuten länger ausfällt, welche aber mit einem Intro und einer längeren Coda gefüllt werden.
Die moderneren Zitate beherbergt vor allem „Last Eagle“, in dem Harry Oellers viele Einsätze gegenüber den Staccato-Gitarren hat. „Mother Money“ hingegen ist eher als Zwischending anzusehen, der weite Refrain ist geradezu typisch für die Band, ebenso der schnelle Lauf, doch die verzerrten Vocals schlagen andere Töne an. Im ruppigen „Boats Of Hope“ sind die modernen Einflüsse stärker, wobei auch viel mit der Dynamik gespielt wird.
Da kommt auch der Bass zum Tragen, der die Strophe schön nach vorne pumpt. Den findet man auch in der Schlussnummer „War Games“, der eine düstere Grundstimmung bereithält. Sehr interessant sind die Piano-Einsätze im Refrain, die etwas in Richtung Gothic schielen. Insgesamt lehnen sich die musikalischen Köpfe Bernhard Weiss und Harry Oellers weiter aus dem Fenster als gewohnt, stringent durchproduziert wäre da mehr als ein Zwischenhappen drin gewesen. (Pfälzer)
Bewertung:
6 / 10
Anzahl der Songs: 7
Spielzeit: 31:08 min
Label: Phonotraxx Records
Veröffentlichungstermin: 10.04.2020