Wie meine Redaktionskollegin Sarah-Jane in ihrem Artikel bereits angekündigt hat, haben wir vom Neckbreaker Magazin in den vergangenen Wochen eine ganze Reihe von Interviews geführt mit Vertretern der nationalen und internationalen Kulturszene - genauer gesagt mit vielen verschiedenen Veranstaltern, Bands, Künstlern und Promotern.
Wir möchten damit den Menschen, die für uns Musikliebhaber mit ihrer Kreativität und ihrem Engagement so besonders wichtig sind, eine Plattform bieten, euch und uns mitzuteilen, wie sie mit den Einschränkungen durch die "Corona-Maßnahmen" leben und umgehen.
"Wir machen´s echt von Hand" war das erste Interview im Metal Hammer vor mehr als dreißig Jahren überschrieben, und dieser Maxime folgen die Hard Rocker mehr denn je. Mittlerweile halten die beiden Bandköpfe Harry Oellers und Sänger Bernhard Weiß alle geschäftlichen Fäden bis hin zum eigenen Label in der Hand. Von daher haben sie auch einen guten Einblick über das ganze Ausmaß der Corona-Krise. AXXIS waren auch eine der ersten, die sich mit der EP "Virus Of A Modern Time" (Review hier) musikalisch zu dem Thema äußerten. Unserem Redakteur Rainer Petry liegt die Truppe am Herzen, hat der doch so manchen Blödsinn nach den Konzerten mit ihnen verzapft (remember "geilste Sau vom KZV"), weswegen er den Keyboarder für unsere Fragen kontaktiert hat.
Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Veranstaltungsverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch?
Harry Oellers: AXXIS ist eine professionelle Band. D.h. wir leben von den Einnahmen aus der Musik. Miete und alle anderen Dinge des täglichen Lebens werden davon bestritten. Diese Einnahmen sind jetzt bei: 0.
Wenn es da keine staatliche Hilfe gibt oder man zufällig im Lotto gewinnt, steht man auf der Strasse!
Neckbreaker Magazin: Wie beeinflusst das Kontaktverbot Eure tägliche Arbeit? Welche Auswirkungen hat das ganz konkret auf Euch? Wie probt Ihr zum Beispiel aktuell?
Harry Oellers: Wir hatten gerade mit dem Songwriting für unser neues Album angefangen. Das liegt jetzt erst mal auf Eis. Wir versuchen was auf die Entfernung hinzubekommen. Aber das wird dann auch nicht mehr als eine Ideensammlung.
Neckbreaker Magazin: Haltet Ihr persönlich das Veranstaltungsverbot/Kontaktverbot für eher angemessen oder eher übertrieben?
Harry Oellers: Nachdem was man so aus anderen Ländern sieht, auf jeden Fall angemessen. Ich persönlich gehöre als Asthmatiker auch zum besonders gefährdeten Personenkreis und hab deshalb auch keine Lust, näheren Kontakt zu Corona zu bekommen.
Neckbreaker Magazin: Wärt Ihr als Band ggf. bereit Veranstaltern und Clubs zu helfen, bsppw. durch Verzicht auf Gage?
Harry Oellers: Dazu hatte ich oben ja schon etwas geschrieben. Das sollen dann die Bands machen, bei denen die Musiker noch zusätzlich einen regulären Job und damit einigermassen gesicherte Einkünfte haben. Das scheint man ja eh irgendwie immer vorauszusetzen scheint mir. Wer zahlt denn dann meine Miete?
Neckbreaker Magazin: Welche Maßnahmen, ggf. auch freiwillige, werdet Ihr ergreifen, damit Besucher zukünftig sicher Eure Konzerte besuchen können? Rechnet Ihr in Zukunft mit konkreten Auflagen des Gesetzgebers bei der Durchführung von Events? Wann glaubt Ihr, geht es endlich mit Konzerten und Festivals wieder weiter?
Harry Oellers: Es wird sicherlich bei allen größeren Veranstaltungen Auflagen geben. Zumindest Maskenpflicht. Bei uns wird es dazu führen, den Kontakt zu den Fans, den wir sonst immer haben, auf ein Minimum zu reduzieren. Autogrammstunden und ähnliches wird es nicht geben.
Neckbreaker Magazin: Wie steht Ihr zu dem Thema Livestreaming von Konzerten?
Harry Oellers: Das wäre ne nette Alternative, kann aber eine Livestimmung niemals ersetzen. Live ist ja auch immer eine gewisse Gruppendynamik, wie bei einem Fußballspiel, vorhanden. Technisch ist das machbar. Feelingmässig ist das Kacke.
Neckbreaker Magazin: Habt Ihr bereits eine staatliche Unterstützung erhalten oder habt Ihr Hoffnung darauf, dass der Staat Euch unterstützt?
Harry Oellers: Geht gar nicht anders. Hatte ich ja schon was zu gesagt. In unserem Fall – echte Profis im Sinne von: wir leben von den Einnahmen aus der Musik – ist das auch legitim. Leider gibt es auch hier schwarze Schafe.
Neckbreaker Magazin: Was hättet Ihr als Teil der Kulturszene anders gemacht, wenn Ihr auf Entscheidungen hättet Einfluss nehmen können?
Harry Oellers: Der Schutz des menschlichen Lebens geht vor. Ich hätte nichts anders gemacht. Ich bin der Meinung, dass unter diesen Umständen, mit den vorhanden Infos, nicht anderes entschieden werden durfte.
Neckbreaker Magazin: Wie können Fans und Interessierte Euch ganz konkret unterstützen? Plant Ihr oder habt Ihr schon ein Crowdfunding?
Harry Oellers: Wir haben sogar schon Spenden erhalten. Wenn die Situation noch länger anhält, werden wir über ein Crowdfunding für das nächste Album auf jeden Fall nachdenken.
Neckbreaker Magazin: Vor was habt Ihr momentan am meisten Angst?
Harry Oellers: Der Virus ist ja aggressiv in der Verbreitung aber nicht besonders tödlich. Schlimm wäre eine plötzliche Mutation in der Richtung. Der Mensch ist sehr erfinderisch. Wen auf der einen Seite etwas wegfällt, wird es etwas anderes dafür geben.
Neckbreaker Magazin: Könnt Ihr der Situation eigentlich auch etwas Positives abgewinnen?
Harry Oellers: Nein.
(Bildquelle: Garage Saarbrücken)