Mike Tramp - Stray From The Flock

miketramp strayfromtheflockDie Matte ist ab, das Motorrad ist geblieben, das Cover zeigt zumindest eine Veränderung bei dem dänischen Barden. Dabei gelten ja beide als Symbole für Rock und Freiheit, was will uns also dieser Stilwechsel sagen. Oder wird der einstige Mädchenschwarm einfach nur alt, denn zumindest auf dem Vorgänger "Maybe Tomorrow" gab sich MIKE TRAMP nicht ganz so angriffslustig, wie uns das Image weiß machen will. Zwar wandelte er da einigermaßen auf den Pfaden seiner erfolgreichsten Combo WHITE LION, aber etwas gemäßigter. Zumindest die künstlerische Freiheit nimmt er sich seit Jahren, sein Label gibt sie ihm auch, selbst auf Konzerten kommt seine Star-Vergangenheit nur selten zum Zug. Mit "Stray From The Flock" liegt nunmehr das elfte Soloalbum vor, hat sich dabei was geändert?

Die gewichene Haarpracht, die neue Bravheit könnte durchaus ein Fingerzeig darauf sein, denn hier nimmt er noch ein bisschen mehr Fahrt heraus als auf dem Vorgänger. Ein leichtes Faible für das Singer/Songwriter-Genre hatte der Mann ja immer, hier wird noch stärker in die Richtung gerückt. Der akustische Auftakt von "No End To War" unterstreicht den Eindruck von Beginn an. Mit Streichern wird es sehr ruhig, doch im weiteren Verlauf bringt Tramp eine dramatische Note in seine ewig nachhallende Kriegsthematik. Bluesige Licks unterstützen die Atmosphäre zusätzlich, Marcus Nand, der hier Gitarre spielt lässt dies auch beim Solo einfließen.

Jene Dramatik findet man noch im schweren "Messiah", in dem Kenny Korande ein paar schöne Leads beisteuert und die Orgel von Morten Buchholz Akzente setzen kann. Ansonsten ist die Gangart eine viel lockerere wie schon die zweite Nummer "Dead End Ride" klar macht. Auch von Leadfills denn von Riffs getragen rockt das Ding immerhin lässig, immerhin bedient hier mit Soren Andersen aus der GLENN HUGHES-Band ein Könner die sechs Saiten. Doch diese Lässigkeit wird schnell zur Masche, vieles klingt eher nach einem Hippie-Abend denn nach kernigem Hard Rock. Irgendwie hat da etwas von den Neunziger-Gehversuchen diverser AOR-Acts wie STRANGEWAYS, auch weil die geringe Detailfülle die Spielzeiten nur selten rechtfertigen.

Den Hippie lässt der gute Mike so richtig in "Live It Out" raushängen, die Akustische bestimmt die Szenerie ohne jetzt wirklich ruhig oder balladesk zu sein. Gerade mit ruhigen Titeln konnte er auf dem Vorgänger punkten, hier schleicht sich diese Beliebigkeit auch bei derartigen Liedern ein, die "Lala"-Gesänge" am Ende von "No Closure" sind ein sehr gutes Beispiel dafür. In "Homesick" besingt er zwar KISS, doch noch nicht mal in deren Härtegrade dringt er vor, vielmehr ist es fast das langsamste Stück der Platte. Am balladeskesten wird es beim Schlussakkord mit "Die With A Smile On Your Face", doch nur mit dem E-Piano wirkt dieses recht dröge.

Und selbst wenn ein Titel mal rockig beginnt, wie etwa "One Last Mission" lässt der Druck schnell nach. Schade denn die Orgel von Buchholz klingt eigentlich vielversprechend zusammen mit Andersens Gitarre, doch spätestens bei der Strophe ist MIKE TRAMP wieder in seinem Schema. Dabei ist sein Gesangsvortrag sehr gut, sein melancholisches Timbre ist immer noch unverkennbar, doch auch er vermag seinen durchschnittlichen Kompositionen nicht mehr zu geben. Bleiben unterm Strich gerade mal zwei Songs, welche die früheren Hard Rock-Tage aufleben lassen.
"You Ain´t Free Anymore" rockt ordentlich und sieht auch wieder ein paar starke Akzente der Orgel. Das Prädikat treibend verdient sich dann höchstens "Best Days Of My Life", bei dem der gute Morten auch wieder die Hammond anwirft. Doch nicht nur vom Titel her kommen Erinnerungen an BRYAN ADAMS auf, die es ja schon auf "Maybe Tomorrow" gab. Insgesamt ist das zu wenig, "Stray From The Flock ist eine Spur zu bieder, auch wenn WHITE LION jetzt wahrlich nicht die wildesten waren. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer5,0 5 / 10


Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 53:59 min
Label: Mighty Music/Target Group
Veröffentlichungstermin: 01.03.2019

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