The Night Flight Orchestra - Internal Affairs (Re-Issue)

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Was zu Beginn nur ein Spaßprojekt sein sollte, entwickelte sich plötzlich zu ganz heißen Eisen der Rockszene. Als Björn „Speed“ Strid mit ein paar befreundeten Musikern die Truppe an den Start brachte, konnte damit rechnen, eher im extremen Metal beheimatete Mucker, die plötzlich Siebziger-Hard Rock spielen wollten, das klang schon abenteuerlich. Doch mit dem Wechsel zum Branchenriesen Nuclear Blast und dem Hammeralbum „Amber Galactic“ sahnte THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA überall Topbewertungen ab. Nur ein Jahr später legten sie mit „Sometimes The World Ain´t Enough“ noch einmal scharf nach, was das Interesse an der Band weiter steigerte. Daher legt ihr Label nun die beiden ersten Scheiben neu auf, „Internal Affairs“ markierte 2012 den Auftakt zur Erfolgsstory. 

Und der ließ schon in etwa erahnen, wohin die Reise gehen soll, bereits der Opener steuert klar in AOR-Gewässern. Ob es jetzt am mangelnden Budget bei der Aufnahme lag, oder an dem noch fehlenden Mut, dass man qualitativ nicht ganz an die zwei späteren Erfolgswerke heran reicht, lässt sich schwer sagen. „Siberian Queen“ leidet eingangs ein wenig unter dem leiernden Synthesizer, irgendwo kommt nicht alles so auf den Punkt und auch klangtechnisch besitzt man noch nicht die Tiefe. Doch mit den guten Kritiken im Rücken wurden die Schweden mit der Zeit selbstsicherer und wissen nun besser was sie tun.

Bezüglich des Songwritings sprühten da von Beginn an die Ideen, wie der von einem Basslauf dominierte QUEEN-ähnliche Part in der Mitte des Auftaktstücks beweist. Und auch die eigenwillige Rhythmik schält sich da bereits im Ansatz heraus, wenn auch die Discoelemente noch nicht so zum Tragen kommen, aber das muss man sich erst mal trauen. Die kommen höchstens in „West Ruth Ave“ vor, dem wohl schmissigsten Song auf dem Erstling. Die Riffs zu Beginn werden von fordernden Drums abgelöst, bevor die lässige Strophe in einen Refrain mündet, der einen das Cabrioverdeck öffnen lässt, wobei die kleinen Details nie außer Acht gelassen werden.

Die ufern dann schon einmal etwas aus, „Transatlantic Blues“ kommt auf über acht Minuten. Ist die Nummer mit E-Piano anfangs sehr ruhig, leicht psychedelisch gehalten, kann der getragene Chorus nicht voll überzeugen, doch plötzlich bricht sich der harte Rock Bahn. Die Gitarren krachen herein und nehmen mächtig Fahrt auf, wobei sich hier auch „Speed“ zu Wort meldet, bevor sich die Keyboards und die sechs Saiten solotechnisch duellieren.
Rockig bleibt es im Anschluss daran auch in „Miami 502“, das sich mit Orgeleinsatz auch sehr gut auf „Perfect Strangers“ von DEEP PURPLE gemacht hätte. Natürlich dürfen die Querverweise zu KISS nicht fehlen, „California Morning“ glänzt mit einem solchen Riff, wobei es hier interessant mit einem Piano unterlegt wird. Nicht nur damit erinnert der Track an MEAT LOAF, das Outrosolo weckt ebenfalls Assoziationen. Dahingegen fällt der Refrain in „Stella Ain´t No Dove“ nach dem kantigem Riffing etwas zu cheesy aus.

Das sie Melodien auch mit einer gewissen Ernsthaftigkeit an den Start bringen können beweisen THE NIGHT FLIGHT ORCHESTRA in „1998“, dessen lockerer Westcoast-Sound an frühe REO SPPEDWAGON denken lässt und obendrein noch mit einem Saxophonsolo glänzt. Auch das rock´n´rollige „Montreal Midnight Supply“ hat etwas von den AOR-Giganten, inklusive typischem Orgelsolo. Eine andere Größe dieser Spielart stand auf „Internal Affairs“ beim Titellied Pate, wobei man TOTO auch später in „Domino“ auf dem Durchbruchsalbum zitiert. Slap Bass und Licks drücken funky, der Refrain knallt mit Mainstream-Attitüde und das Synthsolo setzt zusätzliche Akzente.

Im Mainstream ist auch das abschließende „Green Hills Of Glumslöv“ beheimatet, welches mit weiten Melodien die eher ruhige Seite der Band repräsentiert. Bei der Neuversion gibt es dann einen noch ruhigeren Track obendrauf, im rein akustischen „Song For Ingebörg“ flirten die Schweden offen mit dem Folk. Das passt zwar weniger zum Rest des Albums, weswegen es ursprünglich herunter fiel, als Lied für sich alleine ist das schon Klasse. Mit der Scheibe setzten sie ein erstes Ausrufezeichen, welches viel positive Reaktionen hervor rief, was sie zu weiteren Taten anspornte, doch das ist eine andere Geschichte. (Pfälzer)

Bewertung:

Pfaelzer0,0 - / -


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 60:13 min
Label: Nuclear Blast
Veröffentlichungstermin: 23.11.2018

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