Die Allstar-Todesmeister lassen nicht nur einen Warnschuss los, sondern gleich eine Warnungsdetonation. Und wenn das einer kann, dann diese Armee von bekannten Musikanten. Und der Name Chris Reifert reicht eigentlich schon aus, um Interesse zu wecken, denn anders als bei den üblichen Vertretern kann man sich hierbei seiner Sache sicher sein, keinen Fehlgriff zu begehen.
Neben Reifert gesellt sich fast der komplette Tross von ex-ASPHYX- und ex-HAIL OF BULLETS-Jüngern, die ebenso wie Chris wissen, worum es im traditionellen Death Metal geht, der nicht nur reine Brutalität und Schnelligkeit, sondern auch Finesse und Groove bieten soll. Somit sind SIEGE OF POWER zwar oberflächlich lupenreiner Death Metal, aber unter der Lupe betrachtet hört man da schon einige Elemente mehr heraus, die einfach im Laufe der Karriere jedes einzelnen Musikers mitschwingen mussten.
Die Erläuterung, die Band bestehe aus einer ausgewogenen Mischung aus CARNIVORE, DISCHARGE und S.O.D., kann man zweifelsohne direkt unterschreiben. Tatsächlich lassen sich aber auch die ehemaligen und auch aktuellen Wirkungskreise von ASPHYX, HAIL OF BULLETS und natürlich AUTOPSY nicht verleugnen. Während sich Herr Reifert bei diesem Projekt ganz dem Gesang widmet, hört man den fulminanten Sound von Gitarrist Paul Baayens direkt heraus, van Eekelen knarzt den Bass runter, und die Rolle am Schlagzeug besetzt ex-ASPHYX-Felldrescher Bob Bagchus, was allerdings der einzige kleine Knackpunkt von „Warning Blast“ ist. Denn richtig rund klingt das Ganze nicht unbedingt, da hat Reifert bei AUTOPSY auch mit Doppelbelastung doch mehr zu bieten.
Das ist vielleicht dem Umstand zu schulden, dass dieses Debüt in nur wenigen Stunden eingezimmert wurde. Hier wurde die Spontanität und rohe Intensität festgehalten. Keine Zeit für Spielereien und Spirenzchen, keine Zeit für Overdubs, keine Zeit für Clicktracks, Pilotspuren und große Arrangements. Hier wird der Moment gelebt und auf Tonträger gebannt, frei nach dem Motto: First Takes Are The Best Takes. Wirklich stören tut es auch nicht, denn gerade dieses unverbastelte und direkte Arbeiten hört sich nicht nur verdammt kultig, sondern auch menschlich und natürlich an. Somit ist das Gesamtbild eher sympathisch als stümperhaft anzusehen.
Manchmal hat man den Wust an Old School Death Metal satt, und manchmal hat man Chris Reifert, der einem zeigt, dass es hier trotzdem immer noch Unterschiede gibt, die über Gefallen und Missfallen entscheiden. Für mich gibt es da nur ersteres zu hören, denn anders als bei SPECKMANN und Konsorten sorgt SIEGE OF POWER mit einer interessanten Mischung für ein nostalgisches Wohlgefühl. Diesen Schuss vor den Bug lässt man gerne über sich ergehen. (Jochen)
Bewertung:

8,5 / 10
Anzahl der Songs: 18
Spielzeit: 42:06 min
Label: Metal Blade Records
Veröffentlichungstermin: 07.09.2018