Interview mit Todde (Sceptor)

SCEPTOR ist eine jener Bands da draußen, die den Spirit des echten Metals lebendig halten und gerade ihr drittes Album veröffentlicht haben. Eine explosive Mischung aus US-Metal und klasssischen British Steel. Ralf schnappte sich Gitarrist und Bandkopf Torsten „Todde“ Lang, um ihn mit seinen Fragen zu löchern.

Ralf: Grüß Dich, Todde. Das neue SCEPTOR-Album ist jetzt paar Wochen raus, wie fühlt es sich an?

Todde: Moin Ralf. Zuerst vielen Dank für die Gelegenheit hier ein paar Worte da lassen zu dürfen. Ein neues Album ist immer eine aufregende Sache. Von der ersten Idee bis zum letzten Song. Wenn es dann raus ist, fragt man sich natürlich wie das neue Werk ankommt und wir können uns glücklicherweise nicht beklagen, die Reviews sind überwältigend.

Ralf: Wann habt ihr mit dem Songwriting angefangen?

Todde: Eigentlich ging es kurz nach dem letzten Album Rise To The Light wieder los. Da waren noch so viele Ideen und da haben wir einfach weiter gemacht. So richtig kam es dann mit Florian in Gang, der
im April 2024 dazu kam.

Ralf: Bei „Rise To The Light “ hat ja noch O-Sänger Bob Mitchel gesungen, der musste aber wegen gesundheitlicher Probleme aufhören. Wie geht’s ihm heute und was sagt er zu „Wrath Of The Gods“?

Todde: Ich habe leider keinen Kontakt mehr zu Bob. Ich habe nur ein paar TV Shows gesehen, wo er sich zu dem Thema Schlaganfälle äußert. Zum neuen Album habe ich keine Meinung
von ihm gehört. Ich glaube er hat einfach seine eigenen Probleme und dazu kann und will ich mich auch nicht weiter äußern

Ralf: War es danach klar, dass ihr mit der Band weitermacht und wie war das dann mit der Sängersuche?

Todde: Eigentlich wollte ich kein neues Album mehr machen. Das war in den Anfängen als man begann zu realisieren, dass Bob wohl nicht mehr performen kann. Sowas ist immer ein Rückschlag. Wenn man sich allerdings die Bandgeschichte anschaut, haben wir schon so viele Rückschläge zu verzeichnen. Irgendwann wachst du morgens auf und denkst dir, „ach komm, einmal noch“ (lacht) Zunächst gestaltete sich die Sängersuche ziemlich zäh. Nachdem uns ein angeblicher Gesangslehrer komplett im Stich gelassen hat, indem er lieber viel geredet als Taten sprechen gelassen hat. Live wars dann beim Full Metal Osthessen eine gesangliche Katastrophe aus der wir dann die Konsequenzen ziehen mussten. Man muss ich als Band immer wieder klar machen, dass da Leute vor der Bühne stehen, die Geld bezahlt haben und eine schlechte bzw. Überheblichkeit in der Performance ist ganz schlecht. Gepaart mit Uneinsichtigkeit eine unschöne Mischung. Ein Gutes hatte es ja dann doch, denn dieses unschöne Erlebnis führte eben zu einem professionellen Sänger und dieser nennt sich Florian Reimann. Moe, unser damalige Gitarrist, schlug irgendwann Florian vor. Der war allerdings nicht so einfach zu finden. Ich machte also einen Aufruf bei Facebook. Irgendwann meldete sich jemand, der den Kontakt hatte und dann ging es relativ schnell.

Ralf: Letztlich habt ihr Euch für Florian entschieden, was war entscheidend?

Aus Fehlern lernt man. Mir war es ab dem genannten Zeitpunkt wichtig, die Menschen noch besser kennen zu lernen und besser hinzuschauen. Das habe ich eigentlich schon immer gemacht. Vielleicht nicht intensiv genug aber die meisten der ehemaligen Mitglieder sind aus familiären oder persönlichen Gründen ausgeschieden. Manchmal hat auch die Chemie einfach nicht gestimmt. Das war diesmal bei Florian anders. Also Ich bin also zusammen mit meiner Frau nach Husum gefahren wo Florian wohnt. Das persönliche Gespräch finde ich unabdinglich. Man kann zwar vieles online machen aber in einer Band musst du eine persönliche Beziehung zu den einzelnen Mitgliedern haben. Ansonsten empfinde ich sowas nur als Projekt. Wir haben uns dann gemeinsam in einen Pub gesetzt und drauf los gequatscht. Ziemlich schnell wurde deutlich, dass wir die gleiche Sprache sprechen und das selbe Ziel haben. Ich kannte seine Arbeit von DESTILLERY und GOBLINS BLADE und konnte mir den Stil, der schön US Metal lastig ist, sehr gut bei Sceptor vorstellen. Ich schickte ihm also den ersten Song, Demon Eyes und als ich zum ersten mal seine Stimme dazu hörte, war die Sache klar. So muss US Metal klingen. Im weiteren Verlauf haben wir uns immer wieder mal getroffen, er hat uns hier in Südhessen besucht und geprobt und wir sind zu ihm hoch und haben Dinge zusammen mit unseren Familien bei Kaffee und Kuchen besprochen.

Ralf: Stichwort „Gatekeeping“, was denkst Du darüber?

Todde: Tja, das ist ein spezielles Thema und ein Großes aber um die Musikszene ansatzweise zu verstehen ein Wichtiges. Eigentlich gab es das schon immer. Die einen waren die Poser und die Anderen die true Metaller.
MANOWAR besingen dieses Thema indem sie von whimps and posers leave the hall sprechen. Ich kann, um das kurz zu machen nur von uns sprechen, ansonsten ufert das hier aus. Gatekeeping betrifft eine Band wie uns direkt. Wir sind bei einem kleinen Undergroundlabel. Da gibts keine BLIND GUARDIAN oder RAGE um uns mit denen als Paket an ein Festival zu verkaufen. Somit bleibt uns diese Tür verschlossen um uns auf größeren Festivals zu präsentieren. Die großen Labels haben aber die Möglichkeit. Wen das Thema weiter interessiert, dem sei mal Oilenköpers Plattengruft bei Youtube ans Herz gelegt. Wie stehe ich persönlich dazu? Wir haben eine wirklich kleine Szene und begrenzte Möglichkeiten zum Auftreten. Die Kaufkraft wird immer geringer und wenn dann die großen Labels, mit ihren promo Agenturen alles zuballern, dann hast du eben keine Chance oder du kaufst dich ein. Irgendwie alles nicht so cool.

Ralf: Was kannst Du mir über die Aufnahmen berichten? Habt ihr viel „homemade“ gemacht?

Todde: Wir haben alle eine kleines Studio zuhause. Das erlaubt uns eine gewissen Flexibilität. Ich bin gelernter Tontechniker und weiß so ungefähr was ich da mache. Das Finale Mischen überlasse ich aber immer einem externen Kollegen. In diesem Fall war es Tonmeister Volker Herms. Der hat einfach viel mehr Erfahrung als ich und nebenbei möchte ich im Nachgang Spaß beim hören haben. Wenn du eigenes Zeug abmischst, hörst du irgendwann Flöhe husten. Da ist es dann ratsam sowas andere machen zu lassen. Zumindest ist das bei mir so. Außerdem hat Volker viele wertigere Plugins und outboard Equipment. Ich hingegen habe nur ein reines recording Studio, dafür aber mit hochwertigen Wandlern.

Ralf: Vergleicht man „Take Command“ mit „Rise To The Light „ und dann mit „Wrath...“, wo siehst Du eine Weiterentwicklung?

Todde: Ganz klar in der Produktion und im Songwriting. Während Take Command noch sehr roh klingt, kann man die Rise schon als produktionstechnische Weiterentwicklung sehen.
Vielleicht an der ein oder anderen Stelle etwas kantig und die Songs haben weniger Ohrwurmcharakter. Ich bin trotzdem stolz auf das Album, weil es eine tolle Atmosphäre
hat und aus dem ganzen Haufen mainstream heraussticht. Es ist sicher nicht für jeden und es polarisiert. Das war uns aber damals schon klar.
Mit Florian ist Wrath Of The Gods wesentlich eingängiger ausgefallen. Die Produktion ist fett und eigenständig. Du hast mehr Ohwürmer auf der Scheibe und
vielleicht ist das unsere eingängigste Platte bisher. Wir sind sehr stolz darauf.

Ralf: Wie siehst Du den Einsatz von KI im Metal, fängt ja schon bei den grottenhässlichen Coverartworks an...?

Todde: Wir haben KI einmal bei Youtube als Thumbnail verwendet. Das gab nen ziemlichen shitstorm LOL. Ich persönlich finde, das KI bei offiziellen Covern nichts zu suchen hat. Wir haben unser Cover von Augusto von Iron Doom machen lassen, weil wir wissen, dass da ein Künstler sitzt, der zwar auch digital aber mit echten Fotos arbeitet. Das Ergebnis ist fantastisch. KI lässt dieses Handwerk aussterben. Irgendwann sieht alles gleich aus. Schau dir doch mal die ganzen KI Cover an. Ich will jetzt keine Bandnamen nennen aber da gibts einige, die z.B. das Thema mit Poseidon auf ihrem Cover haben. Im Endeffekt sieht alles gleich und künstlich aus. Was irgendwann mit der Musik passiert will ich mir garnicht vorstellen. Zum Glück, muss man aber um live zu zocken immer noch ein Instrument spielen können.

Ralf: Was treibt Dich an, in einer Band wie SCEPTOR weiter zu machen? Die heutige Metalszene kotzt mich persönlich (zum Teil) ziemlich an?

Todde: Die Gewohnheit:-) Ich mache einfach einfach gerne Musik und ich liebe ehrlichen Gitarrensound und US Metal Riffs. Mit anderen Musikern zusammen produktiv zu sein und irgendwann ein fertiges Produkt in den Händen zu halten ist doch wunderbar. Wenn es dann noch gut ankommt bei den Fans, was gibts schöneres? Zum zweiten Punkt, die Szene ist in ziemlich viele Grüppchen zersplittert und viele meinen, dass sie durch den einen Wacken Besuch jetzt Metalhead sind und voll mitlabern können. Das Schlimmste ist, wenn solche Leute dann bei Magazinen landen, die dann deine Scheibe bewerten sollen. Da kommt meistens nur Unsinn bei raus. Sowas kann einen dann  echt ankotzen (da ist es wieder, das Gatekeeping. 

Ralf: Du bist ja ziemlich US-Metal beeinflusst, man hört auch NWOBHM und bisserl Hardrock raus. Was sind Deine/Eure Haupteinflüsse?

Todde: Absolut. RIVAL, METAL CHURCH, HELSTAR, DESTINY’S END, SATAN, SAXON, MAIDEN, SAVATAGE, URIAH HEEP, GENESIS, JAG PANZER, VICIOUS RUMORS, TAD MOROSE, GOTHIC KNIGHTS….. Du siehst, die Liste ist lang und ich könnte noch ewig so weitermachen.

Ralf: Wie siehts mit Gigs etc. aus?

Todde: Bislang haben wir drei Gigs, im nächsten Jahr. Ein größerer auf dem Taunus Metal Festival wo unter anderem auch ENFORCER und STORMWITCH spielen. Mal schauen was noch so kommt.

Ralf: Wer oder was hat Dich damals zum Metalhead werden lassen?

Todde: Das war damals ein Kumpel, der MAIDEN gehört hat. Er meinte damals in der 8 Klasse, dass es n coolen Plattenladen in der Stadt gibt. Das war Hellion Records. Wir sind also hin und ich fand die komische Atmosphäre sofort anziehend. Hinzu kam noch dieser komische Typ an der Kasse, der hatte von allem Ahnung. Wenn du den nach einer Scheibe gefragt hast, konnte er dir auch gleich noch drei andere nennen, auf der die Musiker der ersten Scheibe auch drauf waren. So ging’s dann fast einmal in der Woche dann in den Laden zum Plattenhören. Der komische Typ war übrigens Sir Lord Doom aka Sascha Maurer. Ich denke, dass er auch einen großen Anteil an meinem metallischen Werdegang hat.

Ralf: Das war es von meiner Seite. Hast Du noch paar Worte an unsere Leser?

Todde: Ja Leute. Genießt die Musik, haltet die Politik aus der Szene raus soweit es möglich ist und habt einfach Spaß auf den Gigs. Unterstützt die kleinen Sachen, die großen kommen schon klar. Und kauft unsere Scheibe. Denn diese Scheibe ist ein Hit, wann kriegt Ihr das endlich mit? Diese Scheibe müsst Ihr kofen, es ist ne Scheibe für die….. ach lassen wir das, HAHA! Machts gut Leute und bis bald auf`nem Gig und vielen Dank nochmal an Ralf!

Sceptor band2025

(Foto: Band)