Über die Namensgebung von Bands könnte ich mich ja sowieso des Öfteren auslassen, aber diesmal geht die Künstlerin schon etwas zu weit: VIC ANSELMO macht jedem PANTERA-Fan direkt die Augen wässrig und der Effekt „Den Namen kenn' ich irgendwoher...kauf ich mal“ ist mit Sicherheit auch nicht gerade ungewollt bei der Wahl des Bandnamens. Naja, vielleicht intepretier ich auch etwas zu viel hinein, jedoch beraubt die Dame sich damit auf jeden Fall etwas der wohl verdienten Selbstständigkeit, die gerade im von ihr bedienten Alternative-Sektor zur Seltenheit verkommen ist. Das aktuelle Album „Trapped In A Dream“ stellt auf jeden Fall mehr dar, als der blödsinnig gewählte Name schließen lässt.
Der Opener „Who?“ macht Laune und ist für Fans des sphärischen und vielschichtigen Rocks gemacht und wird genau diesen auch am ehesten Zusagen. Man geht zwar mehr oder weniger alt bekannte Wege, bedient sich jedoch gekonnt Elementen von Genregrößen wie SNOW PATROL und erinnert nicht selten an eben deren rockigere Momente. Die Instrumentierung geht trotz dem relativ eigenen Sound keine Experimente ein und stützt sich auf die Grundpfeiler dieser Musik: Eingängigkeit, rhythmisch sehr geradeaus und harmonisch auf eher schlichtem Terrain.
Insgesamt ist man sich auch für die Hinzunahme elektronischer Elemente nicht zu Schade, was gerade beim Ohrwurm „The Flight“ zu tragen kommt. Hier offenbart Frontfrau Victoria gleichzeitig ihre Stärken und Schwächen: im Refrain melodisch bis poppig und auf den Punkt genau jedoch in den Versen leiernd bis ungewollt gelangweilt – Schade um diesen starken Chorus: mit ein wenig mehr Engagement im Rest des Songs hätte man nach nichtmal einem Drittel der Platte schon den Albumhit krönen können.
Wie zu Beginn schon erwähnt spreche ich der Band um Frontfrau Victoria einiges an Eigenständigkeit zu: gerade wenn man sich mit dieser Form der Musik etwas mehr befasst, wird einem schnell klar, dass Anno 2008 eine gähnende Leere im alternativen Sektor herrscht und man bei näherem Hinhören feststellt, dass sich VIC ANSELMO etwas hervortun, da man auch bereit ist Wege zu beschreiten, die nicht unbedingt typisch für das triste Treiben in diesen musikalischen Reihen sind.
So setzt die Lettin auf Gothic-Einflüsse, die zwar dosiert aber zielsicher zum Einsatz kommen („World From Here“) oder auch auf seltsam anmutende Zitate aus Bühnenstücken der Nachkriegszeit („Beverly“). „Trapped In A Dream“ geht bei einer Spielzeit von etwas mehr als einer halben Stunde wirklich gut rein, was nicht zuletzt an der trainierten und gekonnt eingesetzten Stimme der Frontfrau liegt, jedoch dürfte die Platte auch nicht viel länger sein. Zu sehr ähneln sich die Songs untereinander in Struktur und Harmoniewahl, was es einem Hörer, der dieser Art von Musik nicht gerade affin ist, schwer machen sollte, sich ernsthaft damit auseinanderzusetzen. Jedoch weiß dieses Debüt zu überzeugen, wenn auch noch ein gutes Stückchen Luft nach oben bleibt.(Reini)
Bewertung: 6,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 34:00 min
Label: Omniamedia
Veröffentlichungstermin: 10.10.2008
