Eivør - Segl

eivor seglEIVØR war in den vergangenen Jahren alles andere als faul. Seit ihrem Album „Slør“ hat sie jedes Jahr eine Veröffentlichung auf den Markt gebracht. Sei es nun ein Live-Album oder seien es Kooperationen mit anderen Künstlern wie bei „At The Heart Of A Selkie“ und dem Soundtrack zur Serie „The Last Kingdom“. Auch „Slør“, das ja komplett färöisch war, wurde noch einmal in einer englischen Version veröffentlicht, so wie sie das ja auch schon früher mit „Mannabarn“/“Human Child“ gemacht hat. Aber ein echtes, wirklich neues, reines EIVØR-Album, das hat es eben seit „Slør“, und damit seit 5 Jahren, nicht gegeben.

Auf das Erscheinen des Albums wurden die Fans in diesem Jahr in besonderer Weise vorbereitet. Im April gab EIVØR fast jeden Samstagabend ein „Corona-Konzert“, live gestreamt aus ihrem Wohnzimmer. Dabei wurde dann auch immer mal wieder etwas über das neue Album verraten und der ein oder andere neue Song, natürlich in einer sehr reduzierten Form, vorgestellt. Bereits kurz danach wurde dann die erste Single „Patience“ samt Video veröffentlicht und es gab somit einen ersten Ausblick auf das Album.

Auch die nächsten beiden Singles, „Sleep On It“ und „Let It Come“ waren englischsprachig, so dass man schon fast davon ausgehen konnte, dass das ganze Album trotz färöischem Titel englischsprachig sein würde. Doch bereits bei den Streamingkonzerten aus ihrem Wohnzimmer hatte EIVØR verraten, dass es auch färöischsprachige Songs auf dem Album geben würde. Mit gerade einmal drei Stücken ist deren Anteil allerdings recht mager ausgefallen. Dabei ist schon gleich der Opener „Mánasegl“, quasi der Titelsong, auf Färöisch und bringt hier auch den Mond, der beim Albumtitel fehlt, ins Spiel. Dass der Mond dennoch eine gewisse Rolle spielt, das sieht man auch beim Albumartwork, das jedem Song eine Mondphase zuordnet.

„Let It Come“ ist in gewisser Weise ein typischer EIVØR-Song, bei dem ihre Stimme sehr schön zur Geltung kommt und dessen Refrain sofort ins Ohr geht. Aber er ist auch sehr viel ruhiger als z.B. die Songs auf „Slør“. Und das zieht sich durch das ganze Album. War „Slør“ stellenweise richtig hart, oft sehr rhythmisch, ist „Segl“ deutlich ruhiger und balladesker. Ein schönes Beispiel dafür ist z.B. „Hands“, das still und sanft, ja romantisch daherkommt und EIVØRs Stimme, nur begleitet von Klavier und Streichern, in den Mittelpunkt stellt.

Damit geht EIVØR auf diesem Album wieder mehr Richtung Pop, war „Slør“ stellenweise doch sehr hart und rockig geraten. Was jedoch gleich bleibt, sind die elektronischen Elemente, die Synthesizer, die gekonnt eingesetzt werden und jeden Song veredeln. Und auch wenn ich die härtere Seite von EIVØR vermisse, so ist auch dieser Aspekt der wandelbaren Sängerin einfach nur schön.

Für dieses Album hat EIVØR sich auch ein paar Gäste eingeladen. „Only Love“ singt sie im Duett mit dem isländischen Singer/Songwriter Ásgeir Trausti und herausgekommen ist ein wirklich wunderschönes Liebeslied, die Stimmen der beiden ergänzen sich perfekt. Auch bei „Stirdur Saknur“ erhält sie männliche Unterstützung durch den Norweger Einar Selvik. Bereits mehrfach ist sie im Vorprogramm von dessen Band WARDRUNA aufgetreten. Einar tritt jedoch eher dezent in Erscheinung. Allerdings bekommt der Song dadurch einen Hauch WARDRUNA verpasst und erinnert auch etwas an den Soundtrack zu „The Last Kingdom“.

Auch die erste, oben schon erwähnte Single „Patience“ ist ein sehr ruhiger, wunderschöner, von Mattias Kapnas‘ Klavierspiel dominierter Song, der eine Art Liebeslied an die Geduld ist, die den meisten von uns ja so oft fehlt. Und das abschließende „Gullspunnin“ ist wieder ein typischer EIVØR-Song, aber sehr ruhig und leise und melodiös. Wie eben das gesamte Album. „Segl“ unterscheidet sich musikalisch schon sehr von „Slør“, das deutlich rockiger war, aber auch von „Bridges“, das schneller und weniger elektronisch war.

Den Synthesizern werden auf diesem Album viel Raum zugestanden, und auch das Klavier dominiert viele Stücke. Es ist ruhiger, leiser als das Vorgängeralbum, geht mehr Richtung Pop bzw. Richtung „Bridges“ und zeigt, dass EIVØR einfach alles kann. Ob sie nun hart rockt oder sanft über Melodien gleitet – es ist immer gut. Auch mit „Segl“ hat sie bewiesen, dass sie ihr Handwerk beherrscht und einfach immer richtig gute Elektropopmusik abliefert. Auch wenn mir persönlich das Album etwas zu ruhig ausgefallen ist. Da gefällt mir ihre rockigere Seite doch besser. Auf „Segl“ sind eben alle Songs ziemlich ruhig, dadurch geht etwas die Dynamik verloren, wie sie zum Beispiel auf den letzten Alben zu finden war. Aber das ist jetzt Jammern auf sehr hohem Niveau, denn eigentlich ist das hier ein wunderschönes Album, das man am besten mit geschlossenen Augen hört. (Anne)

 

Bewertung:

Anne7,5 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 44:19 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 18.09.2020

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