Marius Ziska - Portur

mariusziska porturDrei Jahre nach „Home/Heim“ hat MARIUS ZISKA wieder ein neues Album veröffentlicht. Es hört auf den Namen „Portur“ und setzt den Weg der beiden Vorgängeralben logisch fort. Waren die Texte auf dem Debüt „Recreation“ noch ausschließlich in Englisch gehalten, so trug „Home/Heim“ bereits zwei Titel in zwei Sprachen und die Texte der Stücke waren zur Hälfte Färöisch, zur Hälfte Englisch. Nun, auf dem dritten Album „Portur“, findet man nur noch färöische Texte. In gewissem Sinne back to the roots also.

Musikalisch dagegen hat sich MARIUS ZISKA kontinuierlich fortentwickelt. Vom Singer/Songwriter mit leichten Popanleihen hat er sich nun zu einem Popmusiker mit Singer/Songwriter-Einschlag entwickelt. Denn nach wie vor haben die Texte der Band (geschrieben von Hans Jacob Kollslíð) einen wichtigen Stellenwert und sind überaus gelungen. Dass es Marius Ziska, trotz dass er die färöische Sprache für seine Texte gewählt hat, wichtig ist, dass diese verstanden werden, sieht man auch daran, dass er auf seiner Homepage Übersetzungen der Texte ins Englische und Dänische für alle Interessierten anbietet.

Schon der Opener Silvurlín kann den Hörer sofort fesseln. Die Melodie reißt mit, die Kombination aus Synths und rhythmischer Melodie sorgt dafür, dass man kaum stillsitzen kann. Dabei nimmt der Song noch immer mehr Fahrt auf. Und über allem liegt der ruhige, sanfte, leicht melancholische Gesang von Marius Ziska, der einen gelungenen Gegensatz zum Rest des Songs bildet. Damit gehört schon der erste Song auf dem Album zu den absoluten Anspieltipps. „Góðvarin Mynd“ geht dann etwas zu den Wurzeln zurück. Zunächst begleitet sich der Sänger nur auf der Gitarre, bevor auch die übrigen Instrumente einsetzen. An diesem Song hört man auch, was so typisch für dieses Album und auch für viele färöische Popmusiker ist: Dieser Hauch von Melancholie, der die Stücke gerade so eben nicht traurig wirken lässt aber auch verhindert, dass die Stücke als nichtssagender Bubblegumpop abgetan werden.

„Til Kærleikan“ wartet mit einem weiteren Bonbon auf. Hier singt Marius ein geradezu wunderschönes Duett mit Guðrun Pætursdóttir Háberg. Die Stimmen der beiden harmonieren einfach perfekt zusammen. Mit elektronisch verzerrter Stimme startet „Longsul“ ziemlich abstrakt, nur um sich dann zu einem gänzlich untypischen Song zu entwickeln, in dem man – für Pop ja doch eher ungewöhnlich – auch viele klassische Instrumente, wie z.B. Streicher, hören kann.

„Dansa Í Náttini“ beginnt zunächst recht unspektakulär und nur spärlich instrumentiert, der Gesang steht hier im Vordergrund. Dann jedoch entwickelt sich das Stück zu einem wirklich schönen Popsong mit vielen elektronischen Sounds und Elementen, wie man sie auch von EIVØR kennt. Und je länger das Stück dauert, desto tanzbarer und melodischer wird es. Es trägt seinen Titel also völlig zu Recht und ist für mich ein weiterer Anspieltipp.

Dass Popmusik nicht nur oberflächlich sein muss, sondern auch sehr tiefgründig oder nachdenklich sein kann, das beweisen die färöischen Popmusiker ja immer wieder. Bei MARIUS ZISKA kommt noch die Tatsache hinzu, dass auch immer wieder der Singer/Songwriter durchschlägt, der ja auch gerne mal leise protestiert. Wie z.B. in „Flóttin“, in dem es um die Flüchtlinge auf dem Mittelmeer geht, die Europa ja so gerne ertrinken lässt als ginge uns das alles nichts an. Der ruhige, stimmungsvolle Einsatz von Streichern verstärkt die Stimmung des Stücks gekonnt. Hier ist es dann sogar etwas schade, dass der Text färöisch ist, denn diese Botschaft könnten ruhig mehr Menschen hören.

Nach diesem Song fällt es fast schon schwer, sich wieder auf die verspielten Melodien von „Vald“ einzulassen, die in Gegensatz zum textlichen Inhalt stehen. Geradezu gewaltsam ist jedoch das Ende des Stücks, das doch sehr abrupt kommt. Mit „Ongin Er Orsøk“ endet das Album mit einem sehr ruhigen und melancholischen Stück, bei dem Gesang und Keyboard dominieren. Und damit hat MARIUS ZISKA wieder einmal geliefert. Zum einen die hohe Qualität, die man von ihm erwartet, zum anderen hat er sich aber auch wieder selbst übertroffen. Bei ihm sieht man eine konstante Steigerung von Album zu Album und es stellt sich die Frage, wie hoch hinaus es noch gehen kann. Schon die Musik alleine ist hervorragend, aber die Texte sind der eigentliche Schatz des Albums. Gut, dass Marius diese für die vielen Menschen, die des Färöischen nicht mächtig sind, auch zur Verfügung stellt. Wer offen ist für handgemachte, tiefgründige Popmusik und MARIUS ZISKA bisher noch nicht kennt, der sollte hier auf jeden Fall einmal reinhören. (Anne)


Bewertung:

Anne8,0 8 / 10

Anzahl der Songs: 8
Spielzeit: 38:13 min
Label: Stargazer Records
Veröffentlichungstermin: 15.06.2018

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