Sodom - Genesis XIX

sodom genesisxixAls SODOM 1982 in Gelsenkirchen gegründet wurden, besuchte ich gerade einmal die zweite Klasse der Grundschule. Da ist es logisch, dass ich von den frühen Veröffentlichungen der Band mal so überhaupt nichts mitbekam. Und so war das erste Werk der Ruhrpott-Thrasher, das ich bewusst hörte, das 1990 veröffentlichte „Better Off Dead“. Seitdem sind 30 Jahre vergangen und SODOM haben in dieser Zeit 10 Studioalben veröffentlicht, von denen mir natürlich manche besser gefielen als andere. Wobei das 2010 veröffentlichte „In War And Pieces“ bis heute mein absoluter Favorit ist. In all den Jahren habe ich mich mit keiner Scheibe dermaßen schwergetan wie mit dem am 27.11. erscheinenden „Genesis XIX“. Dazu, warum das so ist, komme ich gleich.

Als Tom Angelripper sich 2018 von seinen langjährigen Weggefährten Bernd „Bernemann“ Kost (Gitarre) und Markus „Makka“ Freiwald (Schlagzeug) trennte und kurz darauf Frank „Blackfire“ Gosdzik nach 29 Jahren zu SODOM zurückkehrte, war klar, dass der Nachfolger des 2018 veröffentlichten Werks „Decision Day“ musikalisch wohl kaum in die gleiche Richtung gehen würde.

In dem von mir im November 2018 für dieses Magazin mit ihm geführten Interview wollte der Frontmann dann natürlich nicht allzu viel preisgeben, verriet aber schon, dass man den Fans geben würde, was sie nun einmal von SODOM erwarten. Wie das aussehen würde, konnte man gut auf den beiden EPs „Partisan“ (2018) und „Out Of The Frontline Trench“ (2019) hören, auf denen SODOM ein gutes Stück zurück zu ihren Wurzeln gingen.

Von den auf den EPs enthaltenen Stücken hat jedoch lediglich „Genesis XIX“, welches sich letztendlich sogar als Titelstück herausstellte, den Weg auf die sechzehnte Studioscheibe der Gelsenkirchener gefunden. Doch nun dazu warum ich mich mit „Genesis XIX“ so schwer tue.

Das Album beginnt mit dem Intro „Blind Superstition“, das bereits 1988 geschrieben und nun von der Band mit einem Titel versehen wurde. Bereits hier wundert man sich über den recht dünnen Sound. Also einfach mal den Player und den Kopfhörer gewechselt, da der Windows Mediaplayer ja nicht gerade für den weltbesten Klang bekannt ist. Mal sehen, ob das was Tom Angelripper (Bass, Gesang), Frank „Blackfire“ Gosdzik (Gitarre), Yorck Segatz (Gitarre) und Toni Merkel (Schlagzeug) da unter der Aufsicht von Siggi Bemm eingespielt haben, nun besser klingt.

Nun, bei „Sodom & Gomorrah“, das textlich natürlich den Untergang der beiden biblischen Städte thematisiert, merkt man klangtechnisch noch keinen Unterschied. Und auch musikalisch überzeugt mich die bereits vorab veröffentlichte Nummer nicht wirklich. Da hatten SODOM schon wesentlich bessere Opener. Weiter geht es mit „Euthanasia“ ab dem der Klang seltsamerweise endlich besser wird. Die von Gosdzik geschriebene Nummer wirkt dann auch wie ein Song, der nicht mehr auf „Persecution Mania“ (1987) passte.

Auch der Titelsong und das deutschsprachige „Nicht Mehr Mein Land“ hauen mich persönlich nicht gerade vom Hocker. Wobei ich mir bei Letzterem ein Textblatt wünschen würde, so schlecht ist zu verstehen was Tom Angelripper da eigentlich singt.

Und während es SODOM mit den ersten 3 Stücken auf „Genesis XIX“ nicht geschafft haben mich zu überzeugen, gelingt ihnen das dann endlich mit „Glock & Roll“, welches reinen Heavy Metal bietet und einen Serienmörder thematisiert, der tötet weil er Menschen sterben sehen will. Einer der Höhepunkte des Albums.

Auch „The Harpooner“, das die Geschichte von Moby Dick aufgreift ist ein wirklich gelungenes Stück. Der stärkste Song auf der Scheibe ist jedoch ganz klar „Waldo & Pigpen“ bei dem es um zwei Hubschrauberpiloten geht, die im Vietnamkrieg unter schweren Beschuss gerieten.

Wie bereits erwähnt, habe ich mich mit „Genesis XIX“ so schwer getan wie mit keinem SODOM-Album zuvor. Was nicht nur am teilweise wirklich suboptimalen Klang liegt sondern auch am Songwriting. Es ist vollkommen klar, dass Angelripper mit diesem Album ein gewaltiges Wagnis eingegangen ist. Ein zweites „Decision Day“ hätten die Fans ihm in dieser Besetzung nicht abgekauft. Von einem Album, das das erste mit „Blackfire“ seit „Agent Orange“ (1989) ist, erwartet jeder, dass es auch in diese Richtung geht. Dies tut „Genesis XIX“ in weiten Teilen, auch wenn der Ansatz ein modernerer ist.

Das ist auch nicht wirklich das Problem auf „Genesis XIX“, welches, egal ob das nun fair ist, oder nicht, ganz automatisch mit „Rest In Violence“ von BONDED verglichen werden wird. Und wenn es mir auch schwerfällt, da schneiden SODOM momentan deutlich schlechter ab.

Damit man mich nicht falsch versteht, ich habe mir was das Album angeht echt Mühe gegeben und es mir insgesamt ganze sechsmal mit den unterschiedlichsten Geräten und Playern angehört. Besser wurde der Sound dadurch jedoch nicht. Viel schwerer wiegt jedoch die Tatsache, dass hier bis auf die drei genannten wirklich sehr guten Nummern absolut nichts hängen bleibt. Also warum lange um den heißen Brei rumreden? „Genesis XIX“ ist aus meiner, wohlgemerkt rein subjektiven, Sicht das schwächste Werk der Gelsenkirchener seit einer gefühlten Ewigkeit. (Matthias)

Bewertung:

Matthias6,5 6,5 / 10

Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 53:34 min
Label: Steamhammer/SPV
Veröffentlichungstermin: 27.11.2020

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