Yngwie Malmsteen - Blue Lightning

yngwiemalmsteen bluelightningGanz wie beim Vorbild RAINBOW entwickelte sich die RISING FORCE des Schweden ebenfalls zur Muckerfressmaschine, doch zuletzt trieb er es auf die Spitze. Irgendwie fand er keine Mitstreiter mehr, vor allem Sänger sprangen schnell wieder ab, über die Credits von "Relentless" gab es Diskussionen. Danach stand er auch ohne Plattenfirma da, veröffentlichte seine letzten Scheiben in Eigenregie, ob YNGWIE MALMSTEEN darauf alle Parts übernahm ist auch nur schwer nachzuvollziehen. Nun stand das Mascot-Label auf der Matte seines Florida-Exils, welches sich zuletzt vor allem im Bluesbereich einen Namen gemacht hat und fragte an, ob er nicht etwas in der Richtung machen wolle. Dabei ist seine Bluesaffinität weitaus größer als die meisten denken, auch seine Vorbilder waren gleichermaßen von Blues und Klassik inspiriert. Also setzte er die Eingabe in die Tat um, die nun unter "Blue Lightning" in den Läden steht.

Wie schon andere Blueskünstler zuvor setzt er darauf auf eine Mischung aus Coverversionen und selbst komponiertem Material. Wobei er bei der Auswahl an Klassikern des Genres etwas zu offensichtlich vorging, da war sein neuer Labelkollege WALTER TROUT zuletzt wesentlich subtiler. Dafür spendiert uns der Saitenhexer mit dem Titelsong erst einmal ein Eigengewächs zum Auftakt. Sofort lässt er ein paar Leads vom Stapel, die in treibende Riffs und weiter eine breite Strophe münden, bevor im Refrain ein paar soulige Stimmen erklingen. Das hört sich jetzt sehr passend an, ist es kompositorisch auch, nur eben von der Ausführung dann doch nicht so stilecht wie erwartet.

Denn Malmsteen lässt seinen Stratocaster glühen, wie es eben nur Malmsteen tut und wer nun dachte, er würde sich hier zurück nehmen, der sieht sich eines Besseren belehrt. Sein neoklassischer Ton kommt in jeder Note zum Vorschein, er verarbeitet alle Songs in seinem typischen Stil, was soundtechnisch und vom Spiel sehr interessant rüberkommt. Ein sich eher an den Originalen orientierendes Cover-Album hat er bereits 1996 veröffentlicht, weswegen mir die Herangehensweise durchaus gefällt, man muss natürlich schon eine Affinität für das Spiel des Meisters besitzen. Darüber hinaus drücken die Drums auch ordentlich nach vorne, der Metalbackground ist viel präsenter als eben auf "Inspiration".

Ich bin ja ein Fan von Coverversionen, welche sich der Neuinterpret zu Eigen gemacht hat, ich brauche keine Rockklassiker-Neuaufnahme mit einer Hammond, wenn die Band normal nie eine spielt. Insofern rennt der Exzentriker bei mir da offene Türen ein, Blues-Puristen haben da die CD schon lange dem Highway übergeben. Was der Mann hier raushaut macht streckenweise richtig Laune, der Meister dudelt sich sehr inspiriert und mit viel Euphorie durch eine Reihe von Hits, wie direkt im Anschluss bei "Foxey Lady", da ist richtig Feuer unter dem Dach. In seinen selbst komponierten Instrumentals steht er wie eh und je im Mittelpunkt, "1911 Strut" rockt mächtig mit Solooverkill, während "Peace, Please" butterweich dahin schwebt und etwas Seele herauf beschwört.

Doch einen weiteren Unterschied zu besagter 96er Scheibe muss man ebenfalls anmerken, denn in Sachen Produktion hat sich YNGWIE MALMSTEEN in den letzten Jahren nicht mit Ruhm bekleckert, und der Trend setzt sich hier fort. Beim Gesang hat Malmsteen zwar Fortschritte gemacht, ausbaufähig ist seine dünne Stimme allemal. Bei dem früheren Coverwerk saß mit Chris Tsangarides auch noch jemand an den Reglern, der da ein sehr gutes Händchen dafür hat, wobei es zu bezweifeln ist, ob er den Job auf "Blue Lightning" bekommen hätte, wenn er noch unter uns weilen würde. Am ehesten werden die Unterscheide natürlich bei "Demon´s Eye" offenbar, welches auf beiden Longplayern zu finden ist.

Kann man das komprimierte Mastering noch unter Zeitgeist abtun, so ist die Unausgewogenheit gerade im Gitarrenbereich schon zu bemängeln. Auch die Rhythmusgruppe ist in den Hintergrund gemischt, dazu kommt das alles noch recht undifferenziert aus den Boxen. Obendrein tönen ein paar Rhythmusspuren, vor allem bei "Purple Haze" oder "Paint It Black" zu sehr nach der Vorlage, was letzten Endes die Konsequenz und Homogenität vermissen lässt. Gerade die ROLLING STONES-Nummer will sich so gar nicht für seine Gitarrenattacken öffnen, während das legendäre Grundthema ebenfalls zu weit im Hintergrund verblasst. Zumal es auch von jener Mega-Truppe weitaus passenderes Material gegeben hätte.

Und auch nicht ganz so oft Gehörtes und Nachgespieltes, was man auch von der zweiten DEEP PURPLE-Bearbeitung behaupten kann. Braucht man wirklich noch eine weitere Version von "Smoke On The Water"? Zudem wurde das Lied einfach nach dem Solo mit einem Schlussakkord beendet, auch die ansonsten starke ERIC CLAPTON-Adaption "Forever Man" fadet zu früh aus, ein Schicksal, dass manche Tunes auch auf "Inspiration" erlitten. Jetzt wo YNGWIE MALMSTEEN wieder ein Label hat, sollte er seine Einzelkämpfermentalität aufgeben und sich mit Leuten zusammen tun, die aus seinem Spiel mehr heraus holen können, dann kommt beim nächsten Album vielleicht weniger Zwiespältiges heraus. (Pfälzer)



Bewertung:

Pfaelzer6,0 6 / 10


Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 50:50 min
Label: Provogue/Mascot
Veröffentlichungstermin: 29.03.2019

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