Noch immer erinnere ich mich lebhaft daran, wie es war, als ich zum ersten Mal TENACIOUS D - In The Pick of Destiny sah. Damals leider nicht im Kino, worüber sich Jack Black und Kyle Gass noch heute bei ihren Konzerten lustig machen. Den ersten Kontakt mit ihrem Debütalbum bzw. mit ihren Sketchen, bei denen auch mal DIO höchstselbst vorbeischauen, hatte ich schon deutlich früher. Dennoch habe ich es noch nie geschafft, die Band live zu erleben. Das sollte sich am 03.05.2024 nun endlich ändern, denn TENACIOUS D machten einen Abstecher nach Luxemburg auf ihren aktuellen “Spicy Meatballs Tour”.
CRUSADE
Bevor die Herren Black und Gass auf die Bühne kommen, gibt es zunächst das sehr coole Duo CRUSADE zu bestaunen. Pünktlich um 20 Uhr entern Mike Bray und John Konensky die Bühne, und zumindest mir war zunächst nicht klar, wer da vor mir steht. Später wurde mir aber bewusst, weshalb mir beide Herren so bekannt vorkommen. John ist bereits längere Jahre bei TENACIOUS D als Gitarrist tätig und darüber hinaus auch in der KYLE GASS BAND aktiv. Das gleiche gilt auch für Mike Bray, der später aber zumindest nicht offiziell bei TENACIOUS D mit auf der Bühne steht, sondern eher als Nebendarsteller daher kommt (Biffy Pyro), dazu aber später.
Die beiden sehr talentierten Musiker haben an diesem Abend ihren vierten Gig im Vorprogramm von TENACIOUS D und präsentieren ihren besonders coolen Rock, der eine sehr gesunde Mischung aus diversen Stilen bietet. Das Album “Origins” ist in diesem Jahr erschienen und ist eine Zusammenstellung von Songs, die seit über zehn Jahren von der Band im Umlauf sind, aber nie richtig aufgenommen wurden. Ein Glück, dass das nun anders ist, denn zumindest für mich ist jede der präsentierten Nummern in den 30 Minuten Vorprogramm ein Volltreffer. Die Band wirkt schön entspannt und bringt eine ganz eigene Dynamik mit sich, und das, obwohl der Bass an diesem Abend wohl vom Band zu kommen scheint. Was aber keineswegs die Regel ist.
In jedem Fall grinsen sich beide durchgängig einen ab und haben sichtlich Spaß auf der Bühne. Dass der Haupt-Gesang von Mike am Schlagzeug kommt, ist sehr beeindruckend. Über die beiden Leinwände laufen während des Gigs die beeindruckenden Artworks von Matt Scutt. Für einen Song gesellt sich zudem KYLE GASS auf die Bühne und verabschiedet sich danach lauthals mit “Ladies And Gentlemen, CRUSADE - Better Than The White Stripes!”.
TENACIOUS D
Nach einer Umbaupause erklingt fast pünktlich um 21:01 Uhr das allmächtige TENACIOUS D Intro und Jack Black und Kyle Gass erklimmen die Bühne. Der Anfang mit “Kickapoo” gerät so famos, dass die Gänsehaut bei mir bis unter die Kopfhaut geht. Ein unfassbarer Auftakt, bei dem mir auf einen Schlag klar wird, dass der Abend nur großartig werden kann. Ich habe noch nie einen schlechten Sound in der Rockhal erlebt, aber der Sound an diesem Abend übertrifft alles. Es ist also nicht von ungefähr, dass Jack Black später den Soundmann neben allen anderen Techniker:innen und Roadies lobt mit dem Zusatz “The Best One In The Whole Business”.
Die Setlist ist hervorragend gewählt und sehr abwechslungsreich. Entgegen meinen Erwartungen konzentriert sich die Band primär auf “The Pick Of Destiny”, ihr Debütalbum und “Rize Of The Fenix”. “Post-Apocalyptico” wird gänzlich ausgelassen, was zumindest für mich völlig ok erscheint. Auch die Comedy-Einlagen zwischen den Songs passen stets perfekt und wirken weder aufgesetzt noch zu stark konstruiert. Tatsächlich geht es primär am Ende doch noch um die Musik, und die wird sehr famos von TENACIOUS D präsentiert. Da es mein erstes TENACIOUS D Konzert ist, war meine Erwartung eher, dass es sich in einer Art “Comedy-Show” verlieren würde. Was keineswegs schlecht sein muss, aber die Band gibt hier ein waschechtes Rockkonzert mit unterhaltsamen Showeinlagen.
Gitarrist John Konensky ist wie eingangs erwähnt an der E-Gitarre zu hören und hat auch hier sichtlich Spaß auf der Bühne. Auch wenn er später im Set den “Beelzeboss” mimt, y(Anm. d. Red: Dave Grohl spielte im Film “The Pick Of Destiny” den Belzeboss). Generell bekommt die Tourband schlussendlich einen eigenen Solopart im Set. So können sich neben John auch John Spiker am Bass und Scott Seiver an den Drums einmal ausführlich auslassen. Jack Black und Kyle Gass stehen natürlich durchgängig im Rampenlicht, aber auch der Tourtross wird von den beiden nicht vergessen, was sie einmal mehr sympathisch macht.
Wer ebenfalls als Running-Gag den ganzen Gig hindurch viel Aufmerksamkeit bekommt, ist Mike “Biffy Pyro” Bray (der auch im “The Metal” Kostüm zu sehen ist). Begonnen bei “Rize Of The Fenix” machen sich Jack und Kyle immer wieder abwechselnd über die fehlenden oder gänzlich falsch gesetzten Pyros lustig, was mich selbst immer schmunzeln lässt, wenn mal wieder eine Flamme zu sehen ist und Jack mit dem Finger während dem Song darauf zeigt. Den Höhepunkt findet der Gag gegen Ende des Konzertes, wenn Biffy Pyro erneut auf die Bühne gerufen wird und vom Publikum Applaus dafür bekommt, dass er ehrlich zugibt, einfach zu nervös zu sein.
Ein von mir fast vergessener Song “The Metal” kommt live wahnsinnig gut daher und Jack Black lässt zum Abschluss kurz eine Hommage an die FOO FIGHTERS erklingen “There Goes My Hero…”. Bei der Frage ins Publikum, wer den Film “Tenacious D - In the Pick Of Destiny” gesehen hat, macht sich Jack Black ein wenig augenzwinkernd selbst darüber lustig, dass der Film finanziell ein Misserfolg war. “Nobody, I know. That movie nearly ruined us!”. Als dann eine Person die Hand hebt, macht er sich über diesen Fan lustig, bedankt sich aber und erkundigt sich, ob der Gute sich allein im Kino wohl gefühlt hat. Für “Sax-A-Boom” nimmt er anschließend das professionellste Instrument des Abends hervor, das anschließend von Kyle mit einer größeren Version noch übertrumpft wird, auf der er per Playback “Baker Street” spielt - extrem unterhaltsam ist noch untertrieben. Mit “Roadie” bedanken sich Kyle und Jack noch einmal bei der Crew und den ganzen Leuten im Hintergrund, ohne die ein solches Unterfangen gar nicht machbar wäre, sehr lobenswert.
Als Kyle anschließend zum Publikum zu sprechen beginnt “Luxemburg How Ya Doin? I Heard You Are Really Rich?” nimmt ihn Kyle zur Seite und Kyle verlässt kurzerhand die Band, samt Zurschaustellung seiner Ritze (Anm. d. Red.: Umgangssprachlich für “Gesäßfalte”). Was uns zu “Dude (I Totally Miss You)” und einer gelungenen Rückkehr von Kyle in die Band führt, die dann wiederum in das gelungene Cover “Wicked Game” mündet, bei dem über die Videoleinwand das romantische Video parallel zu sehen ist.
Nach dem unfassbaren “Belzeboss (The Final Showdown)” nimmt die Band nach “Double Team” inklusive “Hit Me Baby One More Time” eine kurze Auszeit und kehrt für den Zugabenteil mit “Deth Starr” nochmal zurück, was an diesem Abend zum ersten Mal auf der Tour gespielt wird. Jack bereitet die Menge nun auf den für ihn schwersten Song des Abends vor, da kaum jemand derart hoch mit der Stimme kommt - “Master Exploder”. Ein Song, der live wirklich unfassbar viel Energie hat und wahnsinnig gut rüberkommt, ein weiteres Highlight des Konzerts.
Mit dem unterhaltsamen Toursong “The Spicy Meatball Song” und dem unfassbar stark vom Publikum mitgesungenen “Fuck Her Gently” beenden TENACIOUS D mit einem Pyro-Finale ein Konzert, bei dem ein Highlight das nächste jagte. Selten bin ich bei einem Konzert gleichermaßen am Mitsingen, Lachen, Schmunzeln und musikalisch begeistert. TENACIOUS D sind wohl doch “The Best Band In The World”, und das haben sie an diesem Abend in Luxemburg hart unter Beweis gestellt. (Pascal)
Setlist TENACIOUS D:
Kickapoo
Low Hangin' Fruit
Rize of the Fenix
Wonderboy
Tribute
Video Games
The Metal
Sax-a-Boom
Roadie
Dude (I Totally Miss You)
Wicked Game
Beelzeboss (The Final Showdown)
Double Team
Deth Starr
Master Exploder
The Spicy Meatball Song
Fuck Her Gently
(Fotos: Ralf Louis)