Sari Schorr - Never Say Never

sarischorr neversayneverVor zwei Jahren hatte ich die Sängerin durch Zufall entdeckt, irgendwie fand ihr Debüt den Weg in unsere Redaktion und da sie kurz darauf in meinem Lieblingsclub auftrat gab ich der Scheibe eine Chance. Es war nicht nur ihre Stimmgewalt, die mich sofort beeindruckte, sondern auch das reife Songwriting und die starke Produktion. Hierfür zeichnete sich mit Mike Vernon der Entdecker von FLEETOOD MAC verantwortlich, der aber seit jeher dem Blues treu blieb. Dem frönte SARI SCHORR auch schon lange, fand aber erst duch die Legende an den Reglern den Weg aus dem Background ins Rampenlicht. Nun hat das Energiebündel mit "Never Say Never" ein zweites Werk an den Start gebracht, welches sie nach eigener Aussage quasi aus dem Koffer schrieb. Nicht nur dass die Dame viel auf Tour war, sie wechselte auch ihren Wohnort noch öfter als ihre Mitmusiker, und da ist von ihrer ehemaligen Begleitband THE ENGINE ROOM keiner mehr übrig. Als Produzent fungierte Co-Songschreiber Henning Gehrke, auch in Deutschland hat sie zwischendurch Station gemacht, das Cover spricht da schon Bände. Aber um seine künstlerischen Visionen zu verwirklichen muss man schon mal Opfer bringen, vielleicht hatte sie zuvor zu wenig gewagt und will es nun wissen.

Mich würde vor allem interessieren, warum der frühere ROBERT PLANT-Musiker Innes Sibbun nicht mehr von der Partie ist, aber womöglich war er auf der Bühne doch zu präsent, versteckt hat sich die gute Sari ja lange genug. Gepasst hätte er auf jeden Fall auf dem Album, denn seine rockige Kante wäre nicht fehl am Platz gewesen, der Zweitling fällt nämlich eindeutig deftiger aus. Da rockt und raucht es mehr als auf "A Force Of Nature", die Gitarren klingen kantiger, die Drums treiben kraftvoll voran, manchmal wird die Grenze zum Hard Rock durchbrochen.
Doch selbst als Liebhaber dieser Spielart muss ich zugeben, dass ich die feinfühligere Abmischung, das gefühlvollere Spiel, die Wärme und den Glanz ein wenig vermisse. Auf dem Vorgänger war alles ein bisschen besser in Szene gesetzt, die Arrangements ausgefeilter und pointierter anstatt nur nach vorne zu schieben, das gab den Emotionen mehr Raum. Ebenso war da diese Tiefe der vier Saiten, die so wunderbar wohlig war, aber zum Glück beim Zweitwerk nicht ganz zurückgeschraubt wurde. Auch stimmlich holte ein Meister wie Vernon eben noch ein paar Funken mehr Inbrunst aus der New Yorkerin.

Positiv muss man dafür halten, dass "Never Say Never" geschlossener wirkt, da sie dieses Mal nur ein Cover aufgenommen hat. Das ist umso höher anzurechnen, da die Songs eben nicht die Zeit hatten zu reifen, zuletzt konnte die Frau auf viele Fragmente zurück greifen. Zu Beginn der ROBERT JOHNSON-Hommage "King Of Rock´n´Roll" lässt sie es noch ruhig und voll tiefer Atmosphäre angehen, doch im Refrain explodiert die gute Sari förmlich. Nach dem Schema funktioniert auch das anschließende "Thank You", bei dem man wenig im Funk wildert, nur um den Weg zu JIMI HENDRIX zu finden, nicht nur wegen dem Wah Wah-Solo. Dessen Einfluss ist auch beim treibenden "Valentina" nicht von der Hand zu weisen, wobei die Nummer herrlich zu flotten Autofahrten einlädt.

Selbiges kann man auch von "Turn The Radio On" behaupten, wenngleich es hier nicht so rockig zur Sache geht, doch die beschwingte Harmonie aus Piano und Klampfe schiebt auch mit reduzierter Rhythmsection voran. Die tolle Melodie im Chorus versprüht wunderbares Westcoastfeeling, von dem auch "Back to LA" lebt, bei dem ein paar feine Blueslicks eingebaut werden. Die verwendet Ash Wilson, der neue Mann an der Gitarre ebenso im sehr balladesken und gleichwohl traditionellen Blues "Beautiful", bei welchem er auch mit einem Solo glänzen kann. Das E-Piano ist in dem Stück ebenfalls sehr präsent, prägt aber den Titeltrack am Ende noch mehr.
Sehr ruhig kommt noch "Ready For Love", das einzige Cover aus der Feder von BAD COMPANY daher, dass sich nah am Original hält, aber nicht ganz dessen Größe erreicht, was aber bei Liedern von deren Jahrhundertdebüt auch unmöglich ist. Überhaupt hat die Institution des bluesigen Hard Rock einen großen Einfluss auf die Musik von "Never Say Never", wie die Siebziger generell. Fast bei jedem Song hat die Orgel ihre Momente, wie etwa in "Freedom", das mit hippieskem Mittelteil und souligen Chören aufwartet. Damit wird die Abwechslung auf der Scheibe weiter erhöht, SARI SCHORR erweitert ihren Horizont und wird weiter ihren Weg gehen. (Pfälzer)


Bewertung:

Pfaelzer7,5 7,5 / 10


Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 49:30 min
Label: Manhaton Records
Veröffentlichungstermin: 05.10.2018

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