Borg 64 - Anywhere But Here EP

borg_anywherebuthereWem noch bei dem kleinen schwedischen Städtchen Luleå eine direkte Verbindung zu den großartigen RAISED FIST (eine der für mich besten Hardcore Bands unserer Zeit) in den Sinn kommt, dem sei gesagt, dass das, was man von BORG 64 zu hören bekommt, in keinster Weise auch nur ansatzweise ähnlich ist. Ich hatte ja innerlich schon gehofft, dass Luleå DAS für den schwedischen Hardcore ist, was einst Göteborg für den melodischen Death Metal war.
Eins ist gleich klar, so richtig Ernst kann und will ich die drei Jungs aus der schwedischen Provinz nicht wirklich nehmen. Beschrieben werden sie als „angepisster und betrunkener Grizzly nach sieben Jahren Winterschlaf". Ja ne, is klar?! (Die Jungs waren wohl früher schonmal im Drum 'n' Bass - Bereich aktiv.)

Was nach der Beschreibung musikalisch folgt sind nur 12 Minuten reinstes Chaos: Wer braucht schon einen realen Drummer? Hier wird alles vermischt, was nicht niet- und nagelfest ist. Ein bisschen „Nintendo - Core" hier, ein bisschen wütendes Gekeife da. Direkt kommen mir hier Vergleiche zu Bands wie ENTER SHIKARI und HORSE THE BAND in den Sinn. Das ist zumindest mein erster Eindruck. Klingt irgendwie alles erstmal schräg und eher abstoßend, hat aber beim mehrfachen Durchhören durchaus Potential.

„Death To False Power Chords" ist eine turbulente Mischung aus Drum(computer) und Elektro - Beats mit gar nich mal so schlechtem Gesang. Oder eben Geschrei. Zwischendrin mal wieder ein bisschen langsamer und basslastiger, aber dann gleich wieder Geballer.

„Late Night At Quarks" wäre ohne die ganze Elektronik ein astreiner Hardcore - Song wie ich finde. „Judge Jury Executioner Talkshow Host" klingt zu Anfang wie elektronischer Black Metal, ein rasendes Intro und dann wieder wütender Gesang. „Luleå", das letzte und mit fast vier Minuten längste Lied ist weniger elektronisch und somit auch irgendwie fast schon langweilig. Die Thematik der Songs ist definitiv im (linken) Hardcore - Bereich angesiedelt, für die Ansage „Right wing - these songs are for you. Fuck off, you scum - wanking imbecils" an dieser Stelle noch mal beide Daumen hoch!

Was soll ich sagen? Dies ist definitiv kein Album für den „klassischen" Metal - oder Hardcore - Hörer. Wer auf abgefahrene und chaotische Musik steht, sollte hier mal ein Ohr riskieren. Schlecht ist´s definitiv nicht, was die Schweden hier abgeliefert haben. Mich lässt diese EP auf jeden Fall neugierig und interessiert zurück. Ich bin gespannt, ob sie auf Tour kommen und ob eine weitere Platte erscheinen wird oder ob das hier nur der Soundtrack zum erneuten Winterschlaf ist. (Katharina)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 4
Spielzeit:12:30 min
Label: Discouraged Records
Veröffentlichungstermin: 18.02.2013