Vision Divine - Destination Set To Nowhere

visiondivine_destinationsettonowhereVISION DIVINE kann man nicht gerade als eine allseits bekannte Band bezeichnen. Denn aus unerfindlichen Gründen hat es mit dem Erfolg der Italiener nie so recht geklappt. Dabei gibt es den Sechser schon seit fast 15 Jahren. Drei Jahre nach dem letzten Longplayer hat man nun mit „Destination Set To Nowhere“ ein Konzeptalbum herausgebracht, bei dem es um eine Gruppe von Menschen geht, die die Erde verlassen, um einen besseren Ort zum Leben zu finden. Nur um festzustellen, daß sich dort alles wiederholt. Also reist ein Einzelner aus dieser Gruppe wieder weiter, in der Hoffnung, einen lebenswerteren Ort zu finden: „Destination Set To Nowhere“.

Beim Spoken Word-Intro „S'i Fosse Foco“ fühlt man sich zunächst an NIGHTWISHs  „Song Of Myself“ erinnert – sowohl was die Theatralik, aber auch was die Qualität angeht. Und spätestens beim zweiten Song „The Dream Maker“ kommt einem der Sänger so verdammt bekannt vor. Klar, es ist Fabio Lione, hauptamtlich bei RHAPSODY OF FIRE tätig. Und der veredelt die Musik, die an sich ja schon ziemlich gut ist, noch zusätzlich. Fabio Lione – der kann einfach was, das ist ein ganz Großer seines Faches – ich liebe diesen Mann.

Auch musikalisch gibt es an VISION DIVINE nicht wirklich viel auszusetzen. Der Sound gehört zu den besten, die ich in letzter Zeit gehört habe, und die Band schafft es, die Balance zwischen Gitarrengewichse und Songdienlichkeit zu halten. Die Gitarristen (einer davon ist übrigens Bandgründer Olaf Thorsen (Ex-LABYRINTH)) frickeln zwar gerne, aber nicht so, daß es nach Frickeln um des Frickelns willen klingt. Ansonsten ist man musikalisch fest im Power Metal verwurzelt. Angenehm ist auch, daß Fabio Lione nicht  ganz so hoch singt wie bei RHAPSODY (auch wenn er immer mal wieder eine Gelegenheit findet zu beweisen, daß er es kann).

Das einzige, was mich an VISION DIVINE stört, ist die zu geringe Eigenständigkeit. Man fühlt sich ständig an RHAPSODY (nicht nur wegen des Gesangs), STRATOVARIUS (vor allem bei den Keyboards) oder auch manchmal an EVERGREY erinnert. Ein kleines Quäntchen mehr an Härte könnte da schon helfen, denn Songs wie „The Lighthouse“ oder „Here We Die“ gefallen mir dann noch besser (wir sprechen hier von einem EDGUY-in-ihren-harten-Momenten-Härtegrad). Allerdings kann auch der Titelsong in Form einer Ballade voll überzeugen.

Aber davon abgesehen gibt es auf „Destination Set To Nowhere“ keinen einzigen Ausfall zu vermelden – im Gegenteil - mit „Mermaids From Their Moons“, „The Lighthouse“ und vor allem „The Sin Is You“ hat man ein paar richtig geniale Ohrwurmnummern am Start. „The Sin Is You“ ist auf jeden Fall DER Anspieltip (und dann „Mermaids From Their Moons“ nicht vergessen!). Diesen Song kann man auch problemlos in der Endlosschleife hören. Einfach nur gut. VISION DIVINE wissen mit ihrem progressiv angehauchten Power Metal absolut zu überzeugen. Jetzt würde mich nur mal interessieren, wie die Livequalitäten dieser Band sind.

Ich denke auch, die Italiener könnten ihren Bekanntheitsgrad deutlich steigern, wenn sie mal mit einer Power Metal-Größe auf Tour gehen würden. Jedenfalls ist es ausgesprochen schade, daß VISION DIVINE nicht bei mehr Metalfans bekannt sind. Wer RHAPSODY (egal welche), STRATOVARIUS und Konsorten mag, der sollte auch VISION DIVINE mal anchecken, das könnte was für euch sein! Ich jedenfalls finde dieses Album richtig gut.(Anne)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 51:12 min
Label: earMUSIC/Edel
Veröffentlichungstermin: 14.09.2012