Irgendwie wiederholt sich in letzter Zeit ein gewisses Schema des öfteren. International bekannte Sänger, die bei deutschen Musikern aufnehmen, eine Konstellation, welche man vor allem von PAUL SHORTINO in den Neunzigern kennt. SUNSTORM sind auch schon länger dabei und veröffentlichen nach ihrem Debüt 2006 mit „Emotional Fire" bereits ihr drittes Album. Hier schwingt das ehemalige RAINBOW-, DEEP PURPLE- und YNGWIE MALMSTEEN-Goldkehlchen Joe Lynn Turner das Mikro. Seine Nebenleute rekrutieren sich mit Uwe Rietenauer und Dennis Ward, der auch für die Produktion zuständig war vor allem aus den Reihen von PINK CREAM 69. Wobei auch bedingt durch die UNISONIC-Geschichte mal nach der Zukunft der Karlsruher gefragt werden muss, die nun schon seit 5 Jahren ein neues Studiooutput schuldig sind.

Bei der Besetzung ist natürlich die die Frage nach der musikalischen Ausrichtung schnell geklärt, denn die Protagonisten sind alle im Hardrock zuhause. Bei SUNSTORM frönt man eher der sehr melodischen, mainstreamlastigen Seite welche Acts wie JOURNEY, SURVIVOR oder FOREIGNER einst zelebrierten. Neben diversen Eigenkompositionen kommen auch Titel aus der Feder der üblichen Songwriter zu Zuge, allen voran Michael Bolton. Ein paar Tunes sind Neuauflagen von Songs, die auf dessen Soloergüsse der Achtziger zu hören waren. Mit solchem Material im Rücken ist von vorne herein klar, dass die Härteschraube ganz locker sitzt.

Schon bei der Eröffnungsnummer halten sich die sechs Saiten mit ein paar simplen Akkorden zurück, dafür hat Jochen Weyer an seinen Keyboards richtig viel zu tun. Typische Fanfaren begleiten "Never Give Up" bis hin zum hymnischen Chorus. Hier wird direkt die Stärke der Scheibe offenbar, nämlich das Händchen für flüssige Melodien und schmissige Refrains. Der folgende Titeltrack ist ebenso hitverdächtig, auch wenn damit heutzutage keine Charterfolge zu erzielen sind. Bei etwas ruhigerem Start knallt hier der Chorus so richtig. Noch eine Spur ruhiger biegt "Lay Down Your Arms", die erste der Balladen um die Ecke. Klar mit solchen Songs wurde diese Stilrichtung groß und diese pianogeführte Version davon weiß zu überzeugen.

Bei derart ruhiger Gangart stellt sich natürlich die Frage ob SUNSTORM mal ein wenig packender zu Werke gehen können. Bei "Torn in Half", dem treibenden "Follow Your heart" oder "The Higher You Rise" agiert man ein wenig gitarrendominierter. Letztere Nummer dürfte wohl ein eigener Titel sein, denn eine gewisse Nähe zu PINK CREAM 69 lässt sich nicht leugnen. Man darf hier dennoch nicht annehmen, dass die Truppe zahnlos oder tranig zu Werke geht, trotz jeder Menge Keyboardkleister gehen die Stücke ordentlich nach vorne.
Das liegt natürlich an dem gewohnt guten Klangbild, das Ward gezaubert hat. Im letzten Jahr konnte er schon Produktionen wie TEN oder FERGIE FEDERIKSEN mit seinem voluminösen Sound veredeln. Der Druck, die Frische und die knackigen Arrangements kommen den sehr eingängigen Liedern hier zugute. Rietenauer darf sich zumindest bei seinen meist kurzen aber ansprechenden Soli austoben. Und Meister Turner glänzt wie zu besten Tagen, sein klassisches, leicht angerautes Rockorgan passt ideal zum Songmaterial. In Sachen Phrasierung kann er den einfach gehaltenen Kompositionen ein wenig mehr Farbe bringen.

Was man „Emotional Fire" nicht alles vorwerfen könnte. Purer Anachronismus? Auf jeden Fall! Seicht und weichgespült? Sowieso! Fehlender Tiefgang? Sicher das! Keine Ecken, Kanten und Widerhaken? Gewiss! Radiorock? Ja, das ist Radiorock und da gehört er auch hin, nämlich ins Autoradio! Wenn man dem Dreher eines nicht unterstellen kann, dann das er keinen Spaß macht, ganz im Gegenteil. Gerade jetzt wo uns die ersten wärmenden Sonnenstrahlen nach draußen locken genau das richtige um dazu mal wieder ordentlich das Gaspedal durchzutreten. Das ist vielleicht mehr Metal als irgendwelches Trueness-Gepose oder Geknüppel. (Pfälzer)

Bewertung: 7 / 10

Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 43:03 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 24.02.2012