„Afterlife“ ist das brandneue sechste Studioalbum von SUNRISE seit 2006 und das erste mit einem der authentischsten Shouter im Rockzirkus, Ronnie Romero. Deswegen konnte ich es auch kaum erwarten, die neuen Songs zu hören, denn ich war mir sicher, dass die Band einen Zugewinn in Sachen Härtegrad, Variabilität und Voice-Optimierung erfahren wird.
Bevor ich aber zu SUNRISE komme, muss ich dem neuen Sänger huldigen, der aus meiner Sicht unglaubliche Gesangsarbeit bei der kurzzeitigen Reunion von RAINBOW im Jahre 2016 geleistet hat, nachdem Gitarrengott Richie Blackmore endlich wieder mal seine Strumpfhosen und die Laute bei den Elfen im Zauberwald vergraben hatte; wenn auch nur für kurze Zeit.
Aber eins stand von Beginn an unzweifelhaft für eine Neuauflage von RAINBOW fest: Ritchie Blackmore holt sich keinen zweitklassigen Sänger, er holt sich den besten. Und damit komme ich zwangsläufig zu dem Frontmann der ersten fünf SUNSTORM-Scheiben, dem selbst ernannten, unerträglich arroganten Retter von DEEP PURPLE und RAINBOW, Joe Lynn Turner, kurz JLT, der unzweifelhaft ein etablierter guter Sänger in der Rockszene ist aber leider auch ein unangenehmer Mensch, der unter einer völlig falschen Selbst- und Fremdeinschätzung leidet.
Schließlich hatte sich dieser JLT 2016 öffentlich Richie Blackmore selbst aufgedrängt und seinen Einstieg als Originalsänger bei RAINBOW verkündet, was allerdings nie zur Debatte stand und zur Verpflichtung von Ronnie Romero führte. Und diese Konzerte wurden frenetisch von den Fans bejubelt, denn es gelang dem heute 39-jährigen Romero, nicht nur die Sänger der späteren kommerzielleren Phase RAINBOWS wie JLT zu übertrumpfen, sondern auch nahtlos an den großen Ronnie James Dio anzuknüpfen und die RAINBOWS-Songs der „Sword & Sorcery-Thematik“ eindrucksvoll zu interpretieren.
Überhaupt hat seine Stimme, die sehr der von DIO ähnelt, einen enormen Tiefgang. Scheinbar mühelos schreit er auch die DEEP PURPLE-Klassiker wie der junge Ian Gillan heraus.
Natürlich drängt sich auch die Frage auf, warum Joe Lynn Turner auf „Afterlife“ nicht mehr als Frontmann vertreten ist. Ich denke meine Theorie dazu ist durchaus beweisbar. Weil er menschlich eine unerträgliche, weinerliche Diva ist.
Ich war bereits 2018 wütend als ich viel Geld für Konzertkarten in den Sand setzte um BONFIRE & FRIENDS, „The Night Of The Legends“, live zu erleben. Die Tour ließ Joe Lynn Turner platzen und alle Fans blieben auf ihrem Geld sitzen. Das BONFIRE- Management war glaubhaft den Tränen nah und postete auf der Facebook Seite: „Wir haben uns alle total auf Joe Lynn Turner gefreut. Leider mussten wir aber feststellen, dass die Vorstellungen zu unterschiedlich sind. Wir sind nicht Tag und Nacht dafür da, die Sonderwünsche von Joe Lynn Turners Frau zu erfüllen, Shuttleservice rund um die Uhr, ja sogar Leibwächter wurden gefordert... das alles kann man sich erlauben, wenn man ein Star ist. Wenn man aber keine Fans mobilisieren kann, sollte man seine Ansprüche an die Realität anpassen“.
Zweites Beispiel ist die großkotzige Aussage des Egomanen JLT zur Besetzung von Ritchie Blackmore`s RAINBOW im Jahr 2016 mit Ronnie Romero. Der beleidigte, fast 70-jährige JLT mit seiner schwarzgefärbten Betonfrisur urteilte im Interview über seinen Nachfolger:“ Die Fans verdienen besseres als eine Coverband“.
Dieser arrogante Unsympath redet von seiner Treue zu den Fans und beleidigt völlig abgehoben die besten Musiker im Rockbusiness. Und zum Schluss meiner Hasstirade, die ich immer schon mal loswerden wollte, sein Statement, warum er denn nicht mehr der Sänger von SUNSTORM ist und man wird es kaum glauben: JLT ist das Opfer, Frontiers Records schuldig und wieder wurde nur der Ersatz genommen laut JLT.:
“Ich bin sehr aufgebracht, weil meine professionelle Marke, mein Name und so weiter von ihnen in den Medien als Ausrede benutzt werden, um ihre Geschichte und ihren Plan zu begründen, das Projekt mit einem Ersatzsänger fortzuführen. Sie versuchen, die treuen Fans davon zu überzeugen, dass ich mich von der ursprünglichen Melodic-Rock-Richtung der frühen SUNSTORM wegbewegt habe', deren Hauptsänger ich war.“
Völlig abgehoben- aber fantastisch, dass der von allen gefragte Ronnie Romero der neue Frontmann von SUNRISE geworden ist und das neben seinen Einsätzen bei den LORDS OF BLACK, RAINBOW, VANDENBERG, MICHAEL SCHENKER und anderen Projekten.
„Afterlife“ ist ein hervorragendes melodisches Hardrock-Album und alle elf Songs sind getragen von Ronnie Romero`s charismatischer, herausragender Stimme, die immer noch bei jedem DIO-Fan Gänsehaut erzeugen sollte. Es besticht durch eindringliche Melodien, durchgängig schnelle und hart immanente Gitarrenriffs, kurzweilige Soloeinlagen des erfahrenen Gitarristen Simone Mularoni und knallhartem Drumming. Das Album ist AOR-Radio-tauglich und verfügt natürlich mit „Lost Forever“ über eine pathetische Powerballade mit langsamen Piano-Intro und einem flexibel in allen Tonlagen perfekt dominierenden Ronnie Romero in bester DIO-Manier.
Der Einsteiger „Afterlife“ im Stil von RAINBOW`s „Death Alley Driver“ dient als Anspieltipp für die überwiegende Schnelligkeit der Songs. Im „Swan Song“ sorgen Keyboardsoli und nach vorne treibende Drums für RAINBOW- und DEEP PURPLE-Feeling späterer Jahre. Hinzu kommt die unglaubliche Stimme von Ronnie Romero, der beweist, dass er zu Recht eine der „Top-Adressen“ im Heavy Metal-Bereich ist.
Er benutzt seine Stimme analog des großen Ronnie James Dio als Instrument, beherrscht alle Tonlagen bis in den hohen Tenor-Bereich, bringt „Distortion“ in die Stimme und ein maximales Vibrato.
Auch die übrigen Songs verfügen über die nötige Härte, die das Album zu einem gelungen AOR-Werk machen. Unterstützung erfährt Ronnie von seiner sehr erfahrenen Band, dem hervorragenden Gitarristen Simone Mularoni, dem sehr erfahrenen Keyboarder Alessandro Del Vecchio, der schon mit HARDLINE, REVOLUTION SAINTS, JORN LANDE u.v.a. arbeitete, dem Bassisten Nik Mazzucconi und dem Schlagzeuger Michele Sanna, dem man deutlich anmerkt, dass er auch in der sardinischen Thrash Metalband COMA an Bord ist.
Ich denke, dass Frontiers mit Ronnie Romero eine der zurzeit besten Stimmen des Heavy Metal an Bord genommen haben und zugleich einen sehr sympathischen Menschen, dem Musik und die Nähe zu seinen Fans das wichtiger sind als sein Ego. (Ebi)
Bewertung:
8,5 / 10
Anzahl der Songs: 11
Spielzeit: 44:58 min
Label: Frontiers Records
Veröffentlichungstermin: 12.03.2021