
Zu den Bands, die zwar kultig verehrt werden aber dennoch unter ihren Möglichkeiten blieben gehören sicherlich die US-Metaller JAG PANZER. Deren Debüt "Ample Destruction" bügelte anno 1984 so alles weg, doch im weiteren Verlauf der Achtziger gelang ihnen zwischen Hairmetal und Thrash kaum noch was Zählbares. Zum Glück wanderten viele der nur auf Umwegen zu bekommenden Aufnahmen auf späteren Veröffentlichungen. Die Messe schien 1994 nach der Trendreiterei "Dissident Alliance" endgültig gelesen zu sein, doch dann feierte der Powermetal um die Jahrtausendwende seine Rückkehr.
Nun ging es Schlag auf Schlag, in Abständen von jeweils nur 18 Monaten erschienen vier Alben, die wieder mit den alten Trademarks überzeugen konnten. Damit konnte die Truppe für ihre Verhältnisse Erfolge verbuchen und wurde für ihre energiegeladenen Auftritte gefeiert. Geprägt waren die Scheiben einerseits von der leichten Anbiederung an den europäischen Markt und vom frickeligeren Spiel des zweiten Gitarristen Chris Broderick. Leider verlor man danach den Faden wieder etwas, nach ein paar Resteverwertungen fiel das 2004er "Casting The Stones" schwächer auf, die Band lag erst einmal auf Eis. Es vergingen mehr als sechs Jahre bevor man wieder ins Studio ging, Broderick hat die Band mittlerweile in Richtung NEVERMORE und dann MEGADETH verlassen. Mit dem Ergebnis in Form von "The Scourge Of The Light" versucht man nun wieder Boden gut zu machen.
Gleich der Opener macht keine Gefangenen, nach kurzen klassisch inspirierten Leads ballert „Condemned To Fight" mächtig los wie man es von JAG PANZER gewohnt ist. Der „Tyrant" präsentiert sich mächtig gut bei Stimme, der Chorus fällt wuchtig aus. Noch epischer geht es bei „The Setting Of The Sun" zu, das nicht ganz so vor Power strotzt und von akzentuierteren Riffs lebt.
Mit dem Einsatz einer Geige deuten die Mannen aus Colorado schon mal ihre Vielseitigkeit an. Fette Chöre bei der rockigen Hymne „Call To Arms" oder das Piano-Intro werten die Kompositionen zusätzlich auf. Dass Neu-Gitarrist Christian Lasegue kein Unbekannter ist, sondern bereits Ende der Achtziger für den Fünfer in die Saiten griff, wird beim guten Zusammenspiel deutlich. Er harmoniert sehr gut mit Hauptsongschreiber Mark Briody, bestes Beispiel, der mit prägnanten Riffs durchzogene Refrain und das anschließende Solo des Stampfers „Cycles".
Ganz weit zurück in die Vergangenheit geht es bei „Let It Out", der auf dem legendären Erstling nicht aufgefallen wäre. Die DoubleBass mahlt ohne Unterlass und die peitschenden Riffs lassen die Nackenmuskeln tanzen. Insgesamt nimmt man aber das Tempo des Vorläufers ein wenig heraus, gibt den luftigeren Arrangements mehr Raum. Das dürfte den Fans der Ära von vor ungefähr zehn Jahren gut gefallen, denn das gibt den Melodien mehr Platz.
Zum Ende hin kehrt man noch einmal die epische Seite heraus, „Burn" lebt von Tempowechseln, die in angethrashten Passagen gipfeln. Der chorale Refrain ist somit nicht das Einzige was an ihre Landsleute ICED EARTH erinnert. Kunststück, werden sie doch produktionstechnisch vom selben Team im Morrissound betreut. Zum Abschluss ertönt „The Book Of Kells" schon fast gotisch-sakral wie weiland „The Crucifix" mit dezenten Doom-Einschlag. Auch „The Moors" vom für mich besten Album „The Age Of Mastery" stand dabei Pate.
Überhaupt bietet „The Scourge Of The Light" genau das, was sich die Anhänger wünschten: Starken, treibenden hymnenhaften, leicht klassischen Heavy Metal, mit viel Melodiegespür, der mit vielen Lead-Fills und Soli aufwartet. Technisch kann man der Formation ohnehin kaum ans Bein pinkeln, zumal sie erwähntermaßen über einen Ausnahmeshouter verfügen. Stilistisch decken sie die mögliche Bandbreite gut ab, nur auf eine Ballade wird verzichtet.
Doch irgendwie zünden die Songs nicht so wie bei den Klassikern, der letzte große Moment geht einfach ab. Zwar offenbaren einige Kompositionen ihre Stärke nach ein paar Durchläufen, doch manche bleiben auch als Rohrkrepierer auf der Strecke. „Brining On The End" beginnt verheißungsvoll rau, verfällt dann in Belanglosigkeit und „Union" ist einfach zu tranig.
Woran das liegt ist schwer zu sagen, denn alle Trademarks sind vorhanden. Doch vielleicht ist gerade da das Problem zu suchen, dass man eben zu sehr auf Nummer sicher gehen wollte. Auch soundtechnisch ist ein klein wenig Luft nach oben. Für Fans sicherlich ein Pflichtkauf, aber nicht der erhoffte große Befreiungsschlag.(Pfälzer)
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Bewertung: 7,5 / 10
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