Lebowski - Cinematic

Lebowski - CinematicZur Abwechslung ist heute wieder Musik für den Kopf angesagt, denn laut eigener Aussage präsentieren uns die Polen von LEBOWSKI auf ihrem Debütalbum „Cinematic“ Musik zu einem nicht existierenden Film; da muss man sich gleich zu Beginn erst einmal setzen und durchatmen. Debütalbum, das hört sich immer so an, als wären Newcomer am Werke, bei LEBOWSKI sieht die Sache etwas anders aus. Es entzieht sich zwar meiner Kenntnis, wann die vier Musiker ihre Band gegründet haben, aber an „Cienmatic“ arbeiteten sie insgesamt fünf Jahre lang, vermutlich so lange bis sie mit jedem kleinsten Detail zufrieden waren.

Die eingans erwähnte Metapher „Music To A Non-Existent Movie“ hört sich sicherlich etwas großspurig an und legt den Verdacht nahe, dass das Ganze per se an seiner Überambitioniertheit scheitern müsse, aber „Cinematic“ folgt einem überraschend natürlichen Fluss und ist weit weniger experimentell, als ich im Vorfeld befürchtet hatte, aber trotzdem noch so kompliziert aufgebaut, dass man einige Hörversuche benötigt. Oder anders ausgedrückt, „Cinematic“ ist so ein Album, das man erst einmal auf sich wirken lassen muss.

Vom musikalischen Standpunkt aus betrachtet, bewegen wir uns hier im Spannungsfeld zwischen Art Rock, Modern Prog Rock und Ambient Sounds, und dass LEBOWSKI gerade aus Polen kommen, verwundert in diesem Zusammenhang überhaupt nicht, hat dieses Land in den letzten Jahren doch einige formidable Bands in diesen Genres hervorgebracht. Das Quartett legt in den 10 Songs von „Cinematic“ das Hauptaugenmerk auf den atmosphärischen Aspekt der Musik. Man verzichtet nicht nur auf herkömmlichen Gesang, sondern versucht auch durch die Hinzunahme von nicht alltäglichen Instrumenten die Spannung oben zu halten. Das bedeutet nun nicht, dass „Cinematic“ ein lupenreines Instrumentalalbum wäre, denn einerseits streuen die Polen, dem Konzept entsprechend, regelmäßig Zitate aus polnischen und internationalen Filmen ein, und andererseits darf bei zwei Songs auch die Sängerin Kasia Dziubak einige ambientartige Vocals beisteuern.   

Jeden einzelnen Song kann man im Prinzip als so eine Art Puzzleteil sehen, das für sich genommen wenig Sinn macht, im Zusammenspiel mit seinen anderen Teilen aber ein schlüssiges ganzes ergibt. „Cinematic“ ist als Gesamtwerk zu sehen und deshalb werde ich in diesem Review auch keinen Song namentlich erwähnen, da macht es schon mehr Sinn die Menschen hinter der Musik zu erwähnen, die dieses Werk erschaffen haben und die auch gleichberechtigt nebeneinander zu stehen scheinen. Marcin Grzegorczyk (Gitarre), Marcin Luczaj (Keys), Marek Zak (Bass) und Krzystof Pakula (Drums), das sind die vier, die mit „Cinematic“ sicherlich nicht die Aufmerksamkeit bekommen werden, die sie eigentlich verdient hätten.   

Ist man auf der Suche nach einem Schwachpunkt an „Cinematic“, dann bleibt eigentlich nur eines übrig, die Spielzeit. Wie nicht anders zu erwarten, fällt „Cinematic“ nicht zu kurz aus, sondern ist mit seinen fast 70 Minuten schlicht und einfach zu lang geraten. Nörgler werden jetzt sicherlich einwerfen, dass ein gutes Album nie zu lange sein kein, aber gerade bei dieser komplexen Art der Musik, die einiges an Konzentration erfordert, macht sich so nach 50 Minuten eine gewisse Müdigkeit breit.

Auch wenn ich es nicht selber getestet habe, bin ich sicher, dass „Cinematic“ so ein Album ist, bei dem man auch nach dem 50. Hören noch neue Fragmente entdeckt. Ob man diese Bereitschaft auch aufbringt, muss jeder für sich entscheiden, denn „easy-listening“ ist genau das Gegenteil von „Cinematic“. (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 66:51 min
Label: Eigenproduktion
Veröffentlichungstermin: 06.12.2010