Crown The Lost - Blind Faith Loyalty

crownthelost_blindfaithloyalty.jpgWas haben solch großartige Bands wie CRESCENT SHIELD, PHARAOH, ICARUS WITCH und SLOUGH FEG mit den vorliegenden CROWN THE LOST gemeinsam? Ganz einfach, alle stehen beim italienischen Undergroundlabel Cruz Del Sur Music unter Vertrag, und Kenner der Szene werden nun bestätigen, dass sich dieses kleine Label durch eine ausgezeichnete Bandauswahl hervorhebt. Und in diesem Portfolio an Bands machen die amerikanischen „Thrasher“ (ob das tatsächlich stimmt, erfahrt ihr weiter unten) von CROWN THE LOST, die vor kurzem mit „Blind Faith Loyalty“ ihr zweites Album veröffentlichten, keine Ausnahme. Zur Erinnerung, vor etwa drei Jahren erschien das Debüt „Reverence Dies Within“, das weitgehend unbeachtet blieb, und auch an mir komplett vorbeiging.

Somit waren CROWN THE LOST bis vor ein paar Wochen ein unbeschriebenes Blatt für mich, und dementsprechend unvoreingenommen konnte ich an „Blind Faith Loyalty“ herantreten. Lediglich das Gefasel im beiliegenden Infozettel machte mich ein wenig stutzig: „Thrasher“, „Arsch treten“ „extremere Schiene“ „aggressive Vollgas-Tunes“! Von einer Cruz Del Sur Veröffentlichung erwartet man doch am ehesten traditionellen Heavy Metal. Und meine Vorahnung sollte sich nicht täuschen, denn von einem lupenreinen Thrash Metal Album ist „Blind Faith Loyalty“ meilenweit entfernt, was nicht heißen soll, dass CROWN THE LOST nicht hart oder heavy zu Werke gehen. Ganz im Gegenteil, an manchen Stellen brettern die Amis aus Pittsburgh ganz schön flott nach vorne, und machen weder vor Blastspeedeinsprengseln noch vor harschen Growls Halt, aber eben nur an manchen Stellen. Das mit dem Thrash stimmt vielleicht zu etwa einem Drittel, zusätzlich  bedienen sich CROWN THE LOST auch reichhaltig aus dem Fundus des Power Metal und dem Progressive Metal. Verkehrt ist das nicht, wirkt das Album dadurch doch ungemein abwechslungsreich.
An den Power Metal erinnern vor allem der Gesang von Fronter Chris Renaldi, der dem eines Zak Stevens (Ex-SAVATAGE, CIRCLE II CIRCLE) oder eines Harry Conklin (JAG PANZER) nicht unähnlich ist, und die Melodielinien, die sich durch viele der Songs ziehen. Progressiv ist vor allem, die Verspieltheit innerhalb der Songs, und das ständige Streben der Band danach, das Tempo und den Rhythmus zu wechseln. Dazu passt, dass das technische Niveau der einzelnen Musiker enorm hoch ist, selbst als Nichtmusiker kann man das heraushören. Den Vogel schießt diesbezüglich der Drummer Kevin Antonacci ab, der auf sein Kit einprügelt, dass es eine wahre Freude ist, ihm zuzuhören. Der Kerl hat's definitiv drauf!
 
Dieses Konzept, zugleich aggressives wie anspruchsvolles Songwriting miteinander zu kombinieren, ziehen CROWN THE LOST über alle 10 Songs durch, angefangen beim großartigen Opener „Defame The Hypocrites“ bis zum Abschluss in Form des mäßigen Titeltracks. Und dieser Vergleich zeigt ein wenig, wohin die Reise auf „Blind Faith Loyalty“ geht. Ist vor allem die erste Hälfte der Scheibe mit Songs wie „Defame The Hypocrites“, „Drawing The Parallel“, „Symbiotic“ und „Dreaming In Reverse“ (gehört mathematisch schon zur zweiten Hälfte, ich geb's ja zu) eine ungemein erfrischende und überzeugende Angelegenheit, so verirrt man sich bei den letzten vier Songs zu sehr in einer Sackgasse des wilden Gefrickels. Den drei Songs „Privation“, „Impose Your Will“ und „Blind Faith Loyalty“ fehlt einfach das gewisse Etwas, so dass die Scheibe spätestens nach einer dreiviertel Stunde zu einer anstrengenden Angelegenheit wird. Zumal man es verpasst auch eine ruhige oder zumindest eine Midtemponummer ins Songgeflecht einzubauen, die ein wenig für Abwechslung sorgen würde. Das ist leider etwas die Krux an diesem Album. Hätten CROWN THE LOST das songschreiberische Niveau der ersten Hälfte über die komplette Scheibe gehalten, wäre ich um eine sehr gute Bewertung nicht herum gekommen!

„Hätte, wäre, wenn“, auch so ist „Blind Faith Loyalty“ ein gutes Werk einer noch jungen Band, das für viele Metalfans interessant sein dürfte. Denn trotz der paar Unzulänglichkeiten im zweiten Abschnitt können sowohl aufgeschlossene Thrasher, wie Power- und Progressive Metal Freaks Gefallen am zweiten CROWN THE LOST Album finden. (Maik)


Bewertung: 7,5 / 10

Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 54:40 min
Label: Cruz Del Sur Music/Alive
Veröffentlichungstermin: 17.04.2009