Produziert von Gavin Rossdale und Erik Ron legen BUSH nach dem 2023er Best-Of „Loaded: The Greatest Hits 1994–2023“ ihr mittlerweile zehntes Studioalbum vor: „I Beat Loneliness“. Und der Name ist Programm; Gavin Rossdale begibt sich auf eine emotionale Reise, um seine seelische Einsamkeit und sein Verzweifeln an dieser Welt zu bekämpfen. Präsentiert sich das Intro des Openers „Scars“ zunächst noch verhalten, steigert sich die Spannung von nun an zunehmend. „I’m sick inside, and sometimes outside, the body is quite complex, the head is split in 4 directions“. Die Band versteht es hervorragend Rossdales Zerrissenheit in Szene zu setzen.
In jedem Song zelebrieren Chris Traynor, Corey Britz und Nik Hughes nun einen großartigen Spagat zwischen stillen, sparsamen Passagen und gewaltigen Rockmomenten. Über dem überaus satten Sound liegt Rossdales wunderbar tiefe Stimme. Man nimmt ihm jederzeit ab, wie nah er daran ist an sich und den Menschen zu verzweifeln.
Eine Songperle jagt die nächste: „I Beat Loneliness“, das umwerfende „Land Of Milk And Honey“ und „We Are All The Same On The Inside“ ziehen den Hörer fortwährend in Ihren Bann. „I wish I was as good as I tried“, in „I Am Here To Save Your Life“ stellt Gavin Rossdale die Sorge um die eigene Unzulänglichkeit dem schwindenden Vertrauen in eine fatale (?) Liebe entgegen: „I know where you’ve been my love“.
Und dann ist er da, der fulminante Höhepunkt dieses Albums. Das bereits als Singleauskopplung bekannte „60 Ways To Forget People“ erzählt eine Parabel über Hingabe bis zur Selbstaufgabe, über Verlust und Neuanfang. „I would suffer for you, I would walk on water…I kill myself for my people“. Der Song beginnt leise, um im kraftvollen und herrlich melodischen Refrain seinen Ausweg zu finden. Das sind Momente, in denen diese einzigartige BUSH-Atmosphäre entsteht, in der sich wuchtige Gitarrenriffs mit Rossdales emotionaler Stimme verweben. Jede der leider nur 166 Sekunden ist zum genießen und läßt einen schweben.
Aber der Fall auf den Boden der trostlosen Realität ist hart. Denn „Love Me Till The Pain Fades“ leitet einen dramatischen Bruch ein, wie ich ihn selten in einem Album gehört habe. BUSH schaffen es mit einem überaus harten Schnitt auch beim Hörer Verzweifeln zu sähen. Liefert besagtes „Love Me Till The Pain Fades“ noch einigermaßen ab, gehen in der zweiten Hälfte des Albums die Kraft und Härte der ersten 25 Minuten vollkommen verloren. Unterstützt durch elektronische Spielereien macht sich nun eine allumfassend trostlose Stimmung breit.
"The World is not enough" könnte man in Anlehnung an James Bond meinen, denn von nun an wird ein ganzes Universum an Ausweglosigkeiten kreiert. Zwar drehen sich die Lyrics weiterhin um das zugegebenermaßen schwere Thema. Aber wo zu Beginn noch Lösungsmöglichkeiten angeboten werden, schwinden diese nun mehr und mehr zu leise verhallenden Apellen „Love me till the pain fades away – fades away“. Den monumentalen „Schwerpunkt“ bildet das schwülstige „We Are From This World“. Die emotionale Spanne vom hoffnungsvollen „Land Of Milk And Honey“ hin zu diesem Endzeitopus ist gigantisch und für mich leider kaum zu bewältigen. "She was the rain he was the snow, she loved him hard he let her go…“
Hat man zu Beginn immer das Gefühl als böten die Songs zumindest Ansätze von Hoffnung und Auswege aus der Traurigkeit und Hoffnungslosigkeit an, so verliert sich dies nun leider zusehends. Das wird mir dann einfach zu schwer und zu trüb.
Zu schade, denn dieses Album startet so stark und verdient sich eigentlich eine glatte 10, nur um sie dann mit wenigen nervigen Klängen zu pulverisieren. Da bin ich sehr gespannt, wie BUSHs neues Material im Herbst auf der gemeinsamen Tour mit VOLBEAT ankommt. Ich kann mir durchaus den einen oder anderen Titel vorstellen, der die Dänen herausfordern dürfte. (Frank)
Bewertung:

8 / 10
Anzahl der Songs: 12
Spielzeit: 46:00 min
Label: earMusic
Veröffentlichungstermin: 18.07.2025