Ghost - Skeletá

Drei Jahre sind seit “Impera” ins Land gezogen. Drei Jahre, in denen meine Faszination für GHOST nicht abgenommen hat. Drei Jahre, in denen ich fleißig weiter ihre Songs und Alben gehört und zelebriert habe. Drei Jahre, in denen sich die Band weiterentwickelt hat und das mündet in der Veröffentlichung von “Skeletá”, die endlich neues Material liefert.

Und wieder überzeugen GHOST durch maximalen Abwechslungsreichtum und ihre ganz ureigene Art. Bereits der Opener "Peaceville", der mit Chorgesang hoffnungsvoll in das Album startet, ist außergewöhnlich und gleichermaßen unerwartet. Spätestens wenn die Gitarrenmelodie und der Gesang von Tobias Forges neuem Alter Ego Papa V Perpetua, steigt man als Hörer ins Album ein. Melodie, Rhythmus und Lyrics verbinden sich gekonnt zu einer Nummer, die rasch im Ohr hängen bleibt und für eine hoffnungsvolle und wohlige Stimmung in den aktuell eher finsteren Zeiten sorgt. “We Are Legion, Join Us”- nur allzu gerne. Auch das extrem gelungene Solo sollte keineswegs unerwähnt bleiben, wie häufig bei GHOST, bleibt bei diesem auch die Melodie hängen, was mich stark an jene großartige Soli von JUDAS PRIEST erinnert.

Mit “Lachryma” geht es stark weiter, das Synthesizer-Intro passt perfekt und erzeugt eine düstere Atmosphäre, die dann von schneidenden heavy Gitarren gesprengt wird. Ein schleppender Rhythmus führt durch eine grandiose Nummer, die mit jedem Durchlauf stärker wird. Noch dazu bleibt der Refrain fest im Gehörgang und begleitet einen den restlichen Tag. Selten, dass mich eine Nummer auf Anhieb derart abholt.

Ähnlich starke Worte lassen sich über die erste Single “Satanized” sagen, wobei Ohrwurm hier fast noch untertrieben ist. Die gekonnt gesetzten Pausen im Refrain sind derart gelungen, dass man sogar ein leichtes Zucken in diversen Körperteilen spürt. Diesen Effekt nenne ich auch gerne mal den “Dance Macabre”-Effekt. Hier wird für mich einmal mehr deutlich, dass GHOST mit Pop-Produzenten zusammenarbeiten. Das führt mitunter dazu, dass die Nummern unerwartet, abwechslungsreich und tanzbar sind, aber dennoch nie den Stil von GHOST verlieren. Das mag nicht jedermanns Sache sein, und generell liebt man GHOST oder man hasst sie (zumindest kommt es mir so vor), aber es ist wie es ist und der Erfolg gibt der Band und Tobias Forge mehr als Recht. Der eher ruhige Anfang von “Satanized” täuscht, denn die Nummer mündet in einen wahren Gitarren-Overkill, der einmal mehr zeigt, welche Finesse GHOST in ihr Songwriting legen. Stark.

Auch “Guiding Lights” beginnt mit einem Klavier-Intro eher ruhig und die Melodie lässt sich umgehend mitsingen. Eine ruhige, fast schon balladeske Nummer, die sich zu einem Song fast schon epischen Ausmaßes ausweitet. Ganz klar für Arenen geeignet, bleibt auch diese Nummer im Ohr und wird mit jedem Durchlauf stärker. Es sei auch erwähnt, dass deutlich wird, wie gut sich die Stimme von Tobias Forge über die Jahre entwickelt hat.

“De Profundis Borealis” erklingt anschließend zunächst sehr ruhig, bevor es über die Gitarren erneut eine schöne, düstere und melodiöse Schlagseite erhält. Eine sehr spannende Nummer, die anders klingt als alles vorherige und erneut mit einem wahnsinnig guten Refrain punktet - Gänsehaut.

Bei “Cenotaph” wird man als Hörer an der Hand geholt, und der dynamische Aufbau der Nummer samt gekonnt abgestopptem Gitarrenrhythmus lässt einen nicht mehr los. Erneut eine komplett andere Nummer als alles zuvor auf "Skeletá", die aber von der Stimmung her ähnlich glücklich daher kommt wie der Opener “Peacefield”. Auch hier überzeugt das Gitarrensolo gegen Mitte der Nummer auf unfassbare Weise, da es sich dynamisch dem Rhythmus und der Atmosphäre des Songs gleicht. Genau so sollten Soli generell daherkommen.

Härter wird es wieder mit “Missilia Amori", das durch ein starkes Gitarrenriff eingeleitet wird, dieses wird dann durch Melodien unterbrochen, die parallel zum Gesang die Nummer gekonnt nach vorne treiben. Durch das gelungene Setzen von Pausen schafft es die Band erneut eine schöne Atmosphäre aufzubauen, die eine gewisse Spannung erzeugt, die den Zuhörer in seinen Bann zieht. Auch hier sei gesagt, dass sich der Song fest im Gehörgang verankert. Zumindest muss ich mehrmals täglich an die “Love Rockets” denken.

“Marks Of The Evil One” schlägt anschließend in typischer GHOST-Manier Töne an, die bereits die Choreografie von Tobias Forge vor dem inneren Auge erscheinen lassen. Rhythmisch überzeugt die Nummer auf Anhieb, und auch hier tritt der erwähnte “Dance Macabre”-Effekt auf. Eine sehr schöne Nummer, die bei den ersten Durchläufen überraschenderweise etwas untergeht, dabei sollte eigentlich beim ersten Durchgang des Refrains klar sein, womit man es hier zu tun hat. Selten habe ich so viel Abwechslung in knapp über vier Minuten erlebt, ganz großes Kino.

Und ganz großes Kino wird auch bei “Umbra” geboten, erneut setzen GHOST auf ein Synthesizer-Intro und mehr 80er Feeling ist kaum noch möglich. Die Nummer könnte glatt auf dem Soundtrack der nächsten Stranger Things Staffel einen Platz finden. Das Intro leitet erneut gekonnt mit einem Gitarrenriff und einer Kuhglocke in einen urtypischen GHOST-Song über, der mit einem bedrohlichen Papa Perpetua droht, der aus einem Schatten kriecht. Die anfangs düstere Atmosphäre dreht sich und spätestens zum Refrain wird es deutlich freundlicher. Auch hier gelingt es erneut, dass sich der Song sofort im Ohr festsetzt - “In the chapel of the holy one, In the presence of the chosen son”. Eine großartige Nummer, die nur so vor Abwechslungsreichtum strotzt, was am Gitarren-Orgel-Intermezzo hart deutlich wird.

Mit “Excelsis” verabschiedet sich die Band anschließend mit einer waschechten Ballade von den Fans, zumindest für dieses Album. Hier werden noch einmal alle Geschütze aufgefahren und tatsächlich fällt mir persönlich an dieser Stelle am meisten auf, wie stark Tobias Forges Stimme gewachsen ist. Gänsehaut.

“Skeletá” mag beim ersten Durchgang wirken, als gäbe es nur ruhige Nummern. Gerade im Vergleich zum starken Vorgänger “Impera” hat es das Album anfangs nicht leicht. Es sei aber gesagt, dass sich dieser Eindruck nach ein paar Durchgängen auf dramatische Art und Weise ändert. Denn GHOST haben im Grunde genau den richtigen Schritt gemacht. Statt einfach ein “Impera Deux” zu schreiben, arbeitet die Band wie immer anders und schiebt mit “Skeletá” etwas gänzlich anderes nach. Ein großartiges Album einer großartigen Band, bei der man auf jeden ihrer nächsten Schritte mit Spannung blickt. (Pascal)

 

Bewertung:

Ebi9,0 8 / 10

Label: AFM Records
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 46:48 min
Veröffentlichungstermin: 25.04.2025

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