Emir hot - Sevdah metal

sevdahmetal_300.jpg.jpgEMIR HOT ist der Name eines bosnisch-stämmigen und in England lebenden Gitarrenvirtuosen, der stark von der Musik seiner Heimat geprägt wurde. Die politisch problematische Situation, die ihn zum Emigrieren zwang, inspirierte ihn zu seinen Kompositionen, die er nun endlich auf seinem Debüt „Sevdah Metal“ veröffentlichen kann. Sevdah ist eine bosnische Spielart des Blues, mit welcher der Mann aufgewachsen ist. Dazu gesellen sich noch Folkloreelemente zwischen ungarischer Zigeunermusik, südalpiner Schunkelmucke und orientalischen Einflüssen. Wer jetzt an die momentan beliebte Verquickung von Extrem-Metal und nordischem Folk denkt, liegt ziemlich falsch.

Vielmehr orientiert sich der Bosnier an dem Metal der Achtziger und Gitarrenhelden aus dieser Zeit. Passend dazu wurden mit „Hans Dampf an allen Kesseln" Mike Terrana (MASTERPLAN, RAGE, AXEL RUDI PELL) sowie ex-ROYAL HUNT-Sänger John West zwei Koryphäen des melodischen Hard´n´Heavy engagiert. Diese erledigen laut EMIR HOT einen so guten Job, dass das Ergebnis besser war als er erwartet hatte. Und in der Tat kann sich die Leistung der beiden sehen lassen, insbesondere Terrana kam bei seinen letzten Projekten nicht mehr so gut zur Geltung.
Der Mastermind selbst, der neben der Gitarre alle Bässe einspielte und das Album auch produzierte ist ohrenscheinlich am ehesten vom schwedischen Großmeister YNGWIE J. MALMSTEEN beeinflusst. Dessen Spiel hört man an vielen Ecken heraus. So geht es nach dem kurzen, an ein bosnisches Traditional angelehnten Intro mit Volldampf in den Opener „Devils in Disguise". Schnelle Axtläufe und eine donnernde Double Bass treiben den Song nach vorne in einen hymnischen Refrain, bevor beim neo-klassischen Solo auch das große Vorbild Pate stand.
Ähnlich heavy, wenn auch mit gedrosseltem Speed geht es in „World set on Fire" weiter, dessen schwere Riffs sehr wuchtig daherkommen und von leicht orientalischen Leadfills begleitet werden. Und hier kommt dann auch der folkloristische Ansatz zum Tragen, denn im Solopart tönt ein Akkordeon, dessen melancholische Melodie vom Keyboard übernommen wird. Kurz fühlt man sich in den Balkan versetzt, eine kleine Kneipe in den rauen Bergen, in denen Einheimische Volksweisen vortragen.

Viel deutlicher treten diese Parts bei der überlangen "Sevdah Metal Rhapsody" hervor, bei der es sich um ein Medley von eben solchen Liedern handelt. Diese wurden von EMIR HOT in ein Metalgewand gesteckt, das ihnen mal mehr, mal weniger steht. Gerade wenn das Akkordeon traurig zu der Akustischen singt hat die Nummer ihre Momente, dann wird eine schöne Atmosphäre verstrahlt. Während die eher schunkeligen Passagen nicht so recht zünden wollen, das können andere besser.
Überhaupt gehen die beiden Zutaten Metal und Folk nicht immer eine ideale Kombination ein. In einigen Songs kommt kaum etwas rüber, dafür wirkt es bei zu starker Hinzunahme aufgesetzt. Hier müsste der Mann an seinen Kompositionen noch ein wenig arbeiten, vor allem an den Arrangements.
Denn dass er Melodien schreiben kann und sein Instrument beherrscht steht außer Frage. Ein Beispiel dafür ist die Ballade „Stand and Fight", in der John West richtig glänzen kann. Piano und ruhige Gitarren ergänzen sich sehr schön, der Refrain kommt eruptiv hervor und mündet in eine schöne Bridge. Im Solobereich beweist den der Axtmann ordentlich Gefühl, toll.
Genau so stark ist das abschließende Epos „You", das sehr düster beginnt und mit Keyboardflächen aufwartet. West wird hier noch von einer Sängerin unterstützt, wie insgesamt ein ganzes Arsenal an Gastmusikern zum Zuge kam, meist aus der Heimat von EMIR HOT. Ansonsten regiert das volle Metalbrett, noch mit Ausnahme des klassischen Instrumentals „Hora Martisorului".

Was auf „Sevdah Metal" ebenfalls nicht ganz gelingt ist eine homogene Produktion. Laut eigener Aussage wird zwar ein livehaftiger Sound bevorzugt, aber ein wenig mehr Wucht hätte hier nicht geschadet. Gerade die vielen Klangtupfer würden so besser eingearbeitet, den Dreher runder wirken lassen als der doch trockene Klang.
Insgesamt muss man dem Herrn aber einige sehr gute Ansätze und reichlich Potential bescheinigen. Das könnte er bei seiner weiteren Arbeit noch mehr ausbauen, denn er scheint mir ein Händchen fürs Songwriting zu haben. Und mit seinem kulturellen Background liefert er frische Ideen, auch wenn manches schon altbekannt klingt. Wenn man es schaffen sollte, den Stil zu verfeinern und weiter diese unverbrauchte Energie rüber zu bringen könnte man in Zukunft noch einiges erwarten. Für seine Heimat wäre es gut einen Botschafter zu haben, der auch die westliche Kultur versteht. (MetalPfälzer)

Bewertung:  7 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 48:27 min
Label: Lion Music
Veröffentlichungstermin:  21.03.2008