Siebenbürgen - Revelation VI

siebenbuergen_cover0585_sm.jpg.jpgVor drei Jahren war es um die Zukunft von SIEBENBÜRGEN ganz schlecht bestellt. Obwohl man mit "Darker Desings & Images" nach längerer Pause wieder ein neues Album am Start hatte, nahmen die persönlichen Probleme innerhalb der Band Formen an, so dass Mastermind Marcus Ehlin entnervt das Handtuch warf. Sogar die geplante Tour wurde abgesagt. Dabei sah es Mitte der Neunziger richtig gut aus für die Truppe, die mit ihrem Debüt "Loreia" famos startete. Doch der Nachfolger "Grimjaur" ließ soundtechnisch zu wünschen übrig und die folgenden beiden Dreher konnten das Niveau nicht halten. Umso erstaunlicher, dass der Split dann kam als, als man sich wieder berappelt hatte. Zum Glück besann sich Ehlin eines Besseren und formierte seine Jungs neu, um mit ihnen das sechste Werk "Revelation VI" einzuspielen. Auf diesem präsentiert er sich stilistisch genau zwischen den bekannten Eckpfeilern, was die Fans der Band sicher bedienen dürfte.

Von der Besetzung des letzten Albums sind nur noch Boss Ehlin und der damals neue Gitarrist Richard Bryngelsson übrig. Der Sänger übernahm nach der Hinzunahme von Joakim Ohlsson den Viersaiter und mit Johnnie Gunter hat man zum ersten Mal einen festen Keyboarder dabei. Der Rest besteht aus jungen Nachswuchsmuckern, die bisher noch nicht in Erscheinung traten.
Stilistisch setzt man auf die altbewährte Mischung aus Black Metal, die zwischen der thrashigen Auslegung von IMMORTAL und den melodischen Ansätzen von DISSECTION pendelt. Dazu gesellt sich die Opulenz des Gothic Metal in seiner kitschfreien Variante wie wir ihn von MOONSPELL oder SAMAEL her kennen. Abgerundet wird das ganze von ganz traditionellen metallischen Klängen.

Nach einem sphärischen Keyboardintro geht es mit "Rebirth of the Nameless" auf direktem Wege los in die Gehörgänge der Fans. Sofort galoppieren die Riffs nach vorne flankiert von eisigen Tasten. Der Refrain ist dann sehr eingängig, dabei wird Ehlin von Lisa Bohwalli unterstützt, die ihren Gesang sirenenartig als weiteres Instrument einsetzt. Dieses Mittel verwenden SIEBENBÜRGEN des öfteren, aber die Dame darf auch normale Gesangslinien zum Besten geben. Im Titeltrack kann sie das auch bei sehr hohem Tempo tun und bringt diesem Stück wie vielen einen sehr hymnischen Charakter.
Von der Geschwindigkeit her geht es beim melodischen "Infernalia" vorher ähnlich zu ohne dabei aber nur auf die volle Breitseite zu setzen. Zwar drücken Blastbeats und schwarzes Sirren noch mehr auf den Härtegrad, doch mit dem vielschichtigen "After the Wolf (do dead Men follow)" und dem wuchtigen "Fire Leaps high" kommen akustische Gitarren, schöne Lead-Fills oder auch Keyboardflächen zum Zuge. Gerade letztere bringen die Schweden in die Nähe von DIMMU BORGIR, ohne  aber von denen abzukupfern.
Bei Liedern wie "Grimheim" kehren die beiden "alten" Mitglieder auch noch ihre Vorliebe für traditionelle Metalspielarten heraus. Das lässt den Sound noch wuchtiger erscheinen, was sich durch das ganze Album zieht. Im Gegensatz zum Vorgänger sind die Songs nicht mehr ganz so aggressiv sondern setzen mehr auf Atmosphäre. Zum Glück wirkt "Revelation VI" nicht so konstruiert wie die schwächeren "Delictum" und "Plagued be thy Angel." Hier scheint man die Balance gefunden haben, denn die Double Bass hämmert zwar ziemlich die ganze Zeit, aber gerade die Keyboardparts verleihen einen düster-morbiden Charme. Dieser füllt den Bandnamen mehr denn je mit genau dem Blut, welches er verheißt.

Und auch in punkto Eingängigkeit legen SIEBENBÜRGEN noch einmal zu, den so zugänglich klang bisher kein Dreher der Formation. Nummern wie das rasante "Soulless" oder das sich über die treibenden Drums schleppende "The oaken Throne" sind nur ein paar Beispiele. Das liegt vor allem daran, dass das Tempo nicht ständig wechselt sondern die Geschwindigkeit innerhalb von Melodien oder Themen variiert wird. Abgerundet wird das Teil vom ruhigen Rausschmeisser "At the End of Twilight".
Wer bisher mit dem Dark Metal von SIEBENBÜRGEN etwas anfangen konnte wird hier alles andere als entäuscht. So kompakt, so songdienlich klang die Truppe noch nie. Auch wenn die Wurzeln nicht mehr ganz so zum Vorschein kommen und das sechste Album streckenweise schon kommerziell klingt, sollten auch Freunde der ganz extremen Gangart ein Ohr riskieren. Sicherlich ein sehr eigenständiges Album, das viele verschiedene Fanschichten ansprechen dürfte und für mich das Highlight in der Geschichte der Band darstellt. (MetalPfälzer)

 

Bewertung: 8,5 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 56:58 min
Label: Massacre Records
Veröffentlichungstermin: 13.06.2008