Prostitute Disfigurement - Descendants Of Depravity

Prostitute Disfigurement - Descendants of depravityWow, was für ein fantastischer Death Metal-Hammer! PROSTITUTE DISFIGUREMENT melden sich mit ihrem nunmehr vierten Album "Descendants of Depravity" zurück und sind stärker denn je! Unglaublich wie sehr man sich songwriterisch weiterentwickelt hat. Hatte zumindest ich die fünf Niederländer stets als zweitklassige Cannibal Corpse-Kopie mit Deathgrind-Anleihen auf dem Schirm, muss dieses Kapitel nun vollkommen umgeschrieben werden. PROSTITUTE DISFIGUREMENT klingen nämlich anno 2008 nicht nur eigenständiger und abwechslungsreicher denn je, sondern haben auch sonst so einige Überraschungen parat.

Am stärksten fallen hier die genialen Vocals auf, die nicht mehr lahm und eintönig quakend daherkommen, sondern kraftvoll, abwechslungsreich, megabrutal und zu jeder Minute gut verständlich klingen. Stellt euch einfach eine Mischung aus dem Corpsegrinder (Cannibal Corpse, Ex-Monstrosity), Jason Avery (Ex-Monstrosity, Eulogy) und Mike Hrubovcak (Vile, Monstrosity) vor und ihr könnt euch vorstellen, mit welcher Inbrunst, Präzision und Power Sänger Niels, der übrigens auch bei den holländischen Death Metallern Nox im Verdienst steht, die Stücke des neuen Albums veredelt. Wirklich unglaublich welche Wandlung Niels hier seit dem letzten Album durchgemacht hat, damit hätte wohl kaum jemand gerechnet.

Viele alte Fans schreien inzwischen schon „Ausverkauf“ und wenden sich von der Band ab, was ich absolut nicht nachvollziehen kann, denn so technisch anspruchsvoll, dennoch nachvollziehbar und eingängig hat man nie zuvor geklungen. Als eheste Vergleiche würden mir hier Monstrosity (vor allem die Melodien und Leadgitarren), modernere Bloodbath (Power und das geniale Wechselspiel zwischen Geblaste und Midtempo) oder moderne Cannibal Corpse (technischer Anspruch) einfallen. Das niederländische Quintett beweist auf jeden Fall echtes Talent amerikanischen Old School Death Metal in ein modernes Gewand zu packen und stetig auf dem schmalen Grat zwischen extremen Blastbeats und fetten Midtempo-Parts hin und her zu wandern. Das Ganze wird auch immer wieder durch fette Soli und wohl dosierte melodische Parts aufgelockert und weiß vom ersten Durchgang an zu überzeugen.

Der absolut fette, transparente, aber zu jeder Zeit natürlich und warm klingende Sound aus Andy Classens "Stage One"-Studio rundet das Gesamtbild perfekt ab und auch das schicke Cover von Ausnahme-Künstler Par Olofsson weiß zu gefallen.
Euch jetzt jeden einzelnen Song zu beschreiben, hieße Eulen nach Athen zu tragen. Ich kann euch auf jeden Fall nur wärmstens empfehlen zumindest mal in das megacoole "The Sadist King And The Generalissimo Of Pain" reinzuhören, zu dem es auch ein nettes Performance-Video auf der limitierten Erstveröffentlichung gibt.
Bei den ersten 4.000 CDs ist nämlich eine wirklich feine DVD enthalten, auf der es einen kompletten Gig aus dem Dynamo-Club in Eindhoven aus dem letzten Jahr gibt, der nicht nur professionell gefilmt ist, sondern auch noch einen recht guten Sound aufweist. Sollte man als echter Ami-Death Metal-Fan auf jeden Fall in seinem Regal stehen haben.

Da das Teil hier schon seit über einem Monat rauf und runter läuft und immer noch keinen Deut langweilig wird, kann ich einfach nicht anders und muss die Höchstnote zücken. Das ist mal eben mit der letzten Monstrosity das geilste Ami-Death-Album der letzten acht Jahre und könnte dieses Jahr höchstens noch vom voraussichtlich auch wieder sehr amerikanisch klingenden neuen Bloodbath-Album getoppt werden.
Ein wahres Meisterwerk! Sollte sich das Gerücht bestätigen, dass sich PROSTITUTE DISFIGUREMENT aufgelöst haben, würde mir das echt das Herz brechen, hoffen wir mal auf eine weitere Internet-Ente.... (Leimy)

Punkte: 10 / 10
Anzahl der Songs: 9
Spielzeit: 38:37 min
Label: Neurotic Records / Willowtip
Veröffentlichungstermin: bereits veröffentlicht