Five Fifteen - Alcohol

fivefifteen_alcohol.jpgDas Erste, was einem beim neuen Album der Finnen FIVE FIFTEEN ins Auge springt, ist das Coverartwork, das auf den Betrachter eine ähnliche Wirkung ausübt wie ein Autounfall. Eigentlich will man gar nicht hinschauen, doch das Bild mit der tätowierten Unterlippe ist so anziehend, dass der Blick doch unfreiwillig längere Zeit aufs Cover fällt. Also erster Sieg für die Finnen, denn Provokation, die den guten Geschmack unterschreitet, ist meistens von Vorteil.
Doch FIVE FIFTEEN sind keineswegs Newcomer, die mit solch plumpen Mitteln auf sich aufmerksam machen müssten. Schließlich sind die Finnen bereits seit über 15 Jahren in der ganzen Welt unterwegs und 8 Studioalben in dieser Zeit sind auch nicht von Pappe. Und wer es wagt, Alben mit solch sensationell abstrakten, gerne auch bescheuerten, Titeln wie "Progressive Hard Rock Beyond The Mainstream" (jawoll) oder "Six Dimensions Of The Electric Camembert" (lecker) zu veröffentlichen, der hat bei mir sowieso schon einen Stein im Brett.

Und dass die Finnen Humor haben, zeigen sie nicht nur in der Wahl des Covers und dem Albumtitel, sondern auch in den Lyrics, die sich thematisch, wie soll’s auch anders sein, mit dem wahren Saft des Lebens beschäftigt, dem Alk. Doch nicht nur dem Hochprozentigen geben sich die Finnen thematisch hin, "Alcohol" beschäftigt sich auch mit anderen körperlichen und seelischen Abhängigkeiten wie Geld, Musik, Sex oder Drogen.

Doch der zweite Sieg folgt zugleich, denn auch die Musik der 6 verrückten Skandinavier kann überzeugen. Erwartet man anhand des Covers derben Hardcore oder Rotz Rock im Stile der BACKYARD BABIES, so wird man schnell eines Besseren belehrt, denn FIVE FIFTEEN widmen sich einer einzigartigen Mischung aus Hard Rock, Progressive Rock und partytauglichem Arena-Rock. Bands wie LED ZEPPELIN, THE WHO, DEEP PURPLE, URIAH HEEP oder WHITESNAKE lassen grüssen. Aber auch ein latent vorhandener Schuss PINK FLOYD lässt sich nicht leugnen, so zum Beispiel im psychedelischen Titeltrack oder in der Hommage an die virtuosen Briten "Old Hairy Dogs Almost Dead". Mit anderen Worten: Der Sound von FIVE FIFTEEN klingt eher bekifft als alkoholdurchtränkt.

Auf "Alcohol" liefern FIVE FIFTEEN einige feine Ohrwürmer ab, die vor allem durch die doppelte Leadstimme von Männlein (Frontsau Mika Järvinen) und Weiblein (Maikki Liuski) und die immer wieder eingestreuten Hammondorgelorgien von Juha Kuoppala begeistern können.
Als Anspieltipps seien das partytaugliche "Till The Next Time To Say Goodbye", das entspannte, stellenweise an AYREON erinnernde "Two Partners In Crime" oder die Hymne "Fill Your Head With Rock", zu der es keiner weiterer Worte mehr bedarf, genannt.
Doch auch die Mitgrölhymne "Mrs Death Pays A Visit On The Rocks" oder das mit einem Wahsinnsrefrain veredelte "Dollhouse" sind nicht von schlechten Eltern.

Doch bei allem Sinn für Humor und den Spaßfaktor, legen FIVE FIFTEEN immerzu Wert auf anspruchsvolles Songwriting, das nie plump oder niveaulos wirkt. Und somit ist "Alcohol" ein Album geworden, das schlicht und einfach Spaß macht, aber dennoch genug Potential besitzt, um auch längerfristig im Gedächtnis zu bleiben.
Und um zum Schluss den Beipackzettel zu zitieren: "Genießt Alcohol. Es ist eine erstaunliche Droge."
Na dann Prost! Zu Risiken und Nebenwirkungen … ihr wisst schon! (Maik)


Bewertung: 8 / 10

Anzahl der Songs: 13
Spielzeit: 44:21 min
Label: Sweden Rock Records
Veröffentlichungstermin: 22.02.2008

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