Seit Jahren tüftelt der Franzose Nicolas Chapel an neo-progressiven Klanggebilden, doch erst in den letzten Jahren gelang es ihm eine feste Band für Auftritte zu rekrutieren. Die viele Zeit, die er sich dafür ließ ist ein Indiz für seine akribische Perfektion mit der er zu Werke geht. Und diese ist jetzt endlich auf dem Debüt seiner Band DEMIANS, „Building an Empire" betitelt nach zu hören. Im Vorfeld gab es Lob von höchster Stelle, denn niemand geringeres als Steven Wilson zeigte sich von den Aufnahmen und der Arbeit begeistert. Ob die Scheibe ihren Vorschusslorbeeren gerecht wird muss man also sehen.
Wenn schon der Name PORCUPINE TREE auftaucht, dann sollte auch gleich klar sein, dass die britischen Neo-Prog-Götter zu den Hauptinspirationsquellen des Franzosen zählen. Aber eine bloße Kopie wäre dem introvertierten Genie zu trivial, stattdessen bedient sich Chapel den Stimmungen und Emotionen seiner Vorbilder und setzt sie auf seine Art und Weise um.
Und in der Tat, trotz aller Verwandtschaft zu RPWL, MARILLION oder RIVERSIDE verfügen DEMIANS über eine eigene, geschlossene Identität, was bei der Fülle an Stilen ein schwieriges Unterfangen ist. Zu Beginn kommen schon diese luftig schwebenden Klänge zum Einsatz, die sich den ganzen Dreher hindurch ziehen sollen. Der Mastermind, der alle Instrumente im Studio selbst eingespielt hat versteht es ausgezeichnet die Atmosphäre zu variieren.
Beim Opener „ The perfect Symetry" steigert sich die Intensität von akustischem Geplänkel mittels feinem Tapping das sich über flächige Sounds legt hin zu harten Riffkaskaden, die dem Metal entlehnt sind. Und ebenso wie er sich aufbaut schwillt der Song auch wieder ab. Ist der Titel fast 10 Minuten lang, so schafft er das gleiche beim folgenden „Shine" in nur drei Minuten, hier bricht eine unterschwellige Verzweiflung in die ruhig wabernden Klänge hinein.
Dann geht der Trend bei den beiden nächsten Stücken eher zum alternativen Rock hin, Akustikgitarren geben auch in den Strophen weiterhin den Ton an. Überzeugen kann vor allem „Naive" mit seinen schönen Vocalarrangements. Hier zieht das Tempo zum ersten mal kaum an, was aber nicht schlecht ist, sonst würde auch diese Masche schnell langweilig werden. Über den ruhigen Teil der Platte, bei dem sich das von Piano und Mellotron getragene „Unspoken" hervortut geht es zum verspielten Ende.
Der Quasi-Titelsong „Empire" erzeugt mit seinem elektronischen Pluckern und seinen Synthieschwaden eine weite, raumgreifende Atmosphäre, die in den epischen Schlusssong „Sand" überleitet. Hier zieht Nicolas Chapel noch einmal alle Register, beweist seine Klasse in der überlangen Komposition. Das Schlagzeug hat anfangs mit jazzigen, entspannten Breaks seinen Auftritt, bis der aufbrausende Refrain heranweht. Der Mittelteil ist sehr verspielt, bevor es zum ruhigen Beginn zurückgeht, den Streicher langsam aus dem Werk hinausbegleiten.
Mit „Building an Empire" ist im progressiven Entwicklungsland Frankreich ein wirklich Aufsehen erregendes Album entstanden, welches Fans der genannten Bands nicht enttäuschen dürfte und ihnen auch ein paar neue Türen öffnet. Man muss sehen wie es mit der Truppe weitergeht, wie sich der an frühe PORCUPINE TREE erinnernde Alleingang entwickelt. Potenzial ist da, aber ist es für die Zukunft auch unerschöpflich? Sollten weitere solche Langrillen folgen, sieht die Zukunft trotz des boomenden Marktes rosig für die Franzosen aus. (MetalPfälzer)
Bewertung: 8 / 10
Anzahl der Songs: 8 (9 auf der Bonus-Edition)
Spielzeit: 56:32 min
Label: Inside Out
Veröffentlichungstermin: 16.05.2008
