Ob TANKARD beim Geräusch, welches eine Bierflasche beim Öffnen macht, anfangen zu sabbern wie der berühmt berüchtigte Pawlovsche Hund beim Klang der Glocke, entzieht sich meiner Kenntnis. Allerdings sei gesagt, dass laut Frontmann Andreas „Gerre“ Geremia das Cover und der Titel der Scheibe von Bandmanager Buffo bereits festgelegt wurden, noch bevor auch nur eine Note beziehungsweise ein Text für das bereits am 30.09. veröffentlichte achtzehnte Album der Hessen geschrieben war. Außerdem bedeutet „Dawgs“ nicht Hunde, sondern Kumpel. Aber das nur nebenbei.
Seit unglaublichen 40 Jahren existieren die Frankfurter nun und ihr Platz unter den Größen des deutschen Thrash Metal ist ihnen sicher. Wobei es den „Bierkrügen“ nicht anders geht als ihren US-Kollegen ANTHRAX. Die New Yorker wurden ebenfalls jahrzehntelag auf ein Spaßimage reduziert.
Bei jedem neuen Werk aus dem Hause TANKARD taucht mit Sicherheit in irgendeinem Review auf, dass die Band versuche ernster zu werden. Wobei Frontmann Gerre selbst zugibt, dass man an dem immer wieder gern verwendeten Image als Partytruppe nicht ganz unschuldig ist. Allerdings sagte er in unserem im Januar 2021 mit ihm geführten Interview, dass die Gruppe bereits auf dem 1987 veröffentlichten Zweitwerk „Chemical Invasion“ ernste Texte hatte. Ich sage nur „Don’t Panic“.
Wer Andreas „Gerre“ Geremia (Gesang), Andreas Gutjahr (Gitarre), Frank Thorwarth (Bass) und Olaf Zissel (Schlagzeug) nach all den Jahren noch immer nur auf Lieder über das Saufen reduziert, der tut ihnen verdammt Unrecht. Aber wie klingt den nun „Pawlov’s Dawgs“ auf das uns TANKARD immerhin volle drei Jahre warten ließen?
Nun, langjährige Fans seien beruhigt. Die Truppe aus Mainhattan klingt auch 2022 noch, wie man sie kennt. Auch wenn hier erstmals nicht Michael Mainx, sondern PERZONAL WAR-Schlagzeuger Martin Buchwalther für die Produktion zuständig war. Mit Reaper Entertainment hat man mittlerweile auch ein neues Label am Start.
Bereits beim Quasi-Titelsong „Pavlov’s Dog“ fällt auf, dass TANKARD heuer deutlich punkiger unterwegs sind als das noch auf „One Foot In The Grave“ (2019) der Fall war. Beim folgenden „Ex-Fluencer“ geht es in dieser Art weiter und all diejenigen, die ihr Leben nur noch auf Instagram und Konsorten verbringen, bekommen mal so richtig schön ihr Fett weg. Was wäre eine TANKARD-Scheibe ohne Songs über den Gerstensaft? Mit „Beerbarians“ liefern die Frankfurter das, was viele Hörer einfach von ihnen erwarten. Die stärkste der 10 auf dem Album enthaltenen Nummern ist „Beerbarians“ ganz klar nicht. Da ist das sich anschließende „Diary Of A Nihilist“ schon eine ganz andere Hausnummer genau wie „Veins Of Terra“, welches den Klimawandel thematisiert. Wenn Gerre lautstark den „Lockdown Forever“ fordert, möchte ich ihm in manchen Punkten einfach nur zustimmen.
Doch bei allem Vertrauten ist hier auch Platz für Neues. Und so überrascht man am Ende des Albums mit „On The Day I Die“, welches eine reinrassige Doom Metal Nummer ist.
TANKARD klingen auch nach 40 Jahren und 18 Alben wie man es von ihnen gewohnt ist. Mir persönlich gefällt die etwas punkigere Ausrichtung der Scheibe sehr gut. Enttäuscht wird hier definitiv niemand. (Matthias)
Bewertung:
9,5 / 10
Anzahl der Songs: 10
Spielzeit: 55:05 min
Label: Reaper Entertainment
Veröffentlichungstermin: 30.09.2022